Dr. Derm ist ein Produkt, das mit Mails beworben wird. Das Wichtigste für Eilige: Das ist Spam und kann weg.
Spam-Mails versprechen einen flachen Bauch über Nacht, eine heiße Affäre, Spenden von reichen Menschen mit bekannten Namen und senden dringende Kaufempfehlungen von Produkten aus der "Höhle der Löwen". Nun reiht sich "Dr. Derm" in diese moderne Pest ein.
"Die Psoriasis kann endlich geheilt werden!", wird in der Mail behauptet. "Es stellte sich heraus, dass es bereits ein Medikament gibt, das keine Hormone enthält." Und weiter: "Der Hersteller behauptet, dass es eine kumulative Wirkung hat. Laut dem Professor dringt das Medikament in die unteren Schichten der Epidermis ein und heilt die Haut von innen. Eine Kursanwendung von DR.DERM hilft dabei eine fast lebenslange Remission zu erreichen. Dabei sollte man nur den Anweisungen folgen."
Der Link in der Mail führt zu einer Internetseite, die die der Zeitschrift "Closer" sein soll. Aufmachung und Logo sehen zumindest so aus. Nur: Die Zeitschrift hat in Deutschland gar keine Internetseite.
Die rührende Geschichte hinter "Dr. Derm"
Der Artikel über die Creme "Dr. Derm" erzählt wie alle Seiten dieser Art eine rührende Geschichte: Die Autorin hatte schlimme Schuppenflechte, schon als Kind. In einer schubfreien Zeit heiratete sie, ein Kind kam auch. Als sich ein Psoriasis-Schub einstellte, verließ ihr Mann sie – nicht ohne sich bei der Mutter zu beschweren, dass sie ihn nicht gewarnt hat. Sonne und Salzwasser, Kortison-Cremes, das ständige Essen von Salaten, alles half nicht. Und: Das Kind bekam auch Schuppenflechte.
Aber dann! Eine Kollegin gab ihr eine CD mit einem Film, und beim Ansehen musste sie weinen. "Der bekannte Wissenschaftler und habilitierter Doktor der Medizin Michael von der Leyen erzählte darüber, wie man die Psoriasis heilen kann", schreibt die Autorin.
Um es kurz zu machen: Sie hat keine Schuppenflechte mehr, die Tochter auch nicht. "Nun werden meine schönen und gepflegten Hände von einem Ehering geschmückt", ist zu lesen. Wobei sie einen Fehler offensichtlich wiederholt: "Und mein Mann weiß nicht einmal, dass ich mal die Psoriasis hatte!"
Inhaltsstoffe von "Dr. Derm"
In "Dr. Derm" sollen
- Salbei
- Sheabutter
- Callisia fragrans (auch bekannt als Goldbart, eine Zimmerpflanze)
- Weißtannenöl
- Trockener Aloe-vera-Extrakt
enthalten sein. Nichts davon wäre ein besonderer Inhaltsstoff. Das Weißtannenöl ist bei Erkältung bestimmt prima.
Was an "Dr. Derm" alles nicht stimmt
Aber kommen wir zu weiteren Indizien, warum diese Creme auf keinen Fall gekauft werden sollte.
- Den erwähnten Mediziner Michael von der Leyen gibt es nicht.
- Der Shop, auf den verlinkt wird, enthält kein Impressum.
- Die Grafiken sind auf Russisch beschriftet.
- Zitiert und gezeigt wird eine Frau namens "Claude Pearson, Arzt der höchsten Kategorie, Dermatologe". Was für eine Kategorie das sein soll, ist unklar. Einen Arzt oder eine Ärztin mit dem Namen findet Google nirgends. Vor allem aber: Das Foto stammt aus einer Foto-Datenbank.
- Drei begeisterte Kunden berichten, wie Dr. Derm ihnen geholfen hat. Auch da hätte sich mehr Mühe bei der Bildauswahl gelohnt: Einer der begeisterten Kunden wäre nämlich Jonathan Ive, der einstige Chef-Designer von Apple. Ohne Frage ein cooler Typ, nur würde der sich bestimmt nicht so für Werbung missbrauchen lassen.
- Die Creme kann "nur heute" zur Hälfte des Preises gekauft werden – und "nur heute" ist jeden Tag. Egal, wann man die Seite aufruft, es steht immer da.
- Bestellt werden kann nicht in einem normalen Shop, sondern man hinterlässt in einem Formular Land, Name und Telefonnummer. Erst nach einem Anruf wird einem das Glück zuteil, "Dr. Derm" bestellen zu dürfen.
- Es wird nirgends geschrieben, wie viel Creme man für die 39 Euro bekommt. Nur einmal steht auf einer abgebildeten Packung etwas von 50 Millilitern. Das ist viel.
- Sitz des Eigentümers der Domain ist das "Ocean Centre, Montagu Foreshore, East Bay Street, Nassau, New Providence". Sprich: auf den Bahamas. Dieses Ocean Centre taucht auch in den Paradise Papers auf, also in geleakten Dokumenten, die Geldwäsche und Steuerhinterziehung aufzeigten.
Fazit
Wer seine Schuppenflechte mit einem rezeptfreien Produkt lindern möchte, findet bei uns eine Übersicht von rezeptfreien Cremes, Salben und Shampoos gegen Psoriasis, die wir für seriös halten. Und natürlich lohnt der Gang zum Hautarzt, denn der kann Cremes, Salben oder Schäume auf Rezept verordnen, von denen man sowohl die Inhaltsstoffe als auch die Wirkung und möglichen Nebenwirkungen kennt.
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