Dem einzigartigen Salz-See fehlt der Zufluss aus dem Jordan. Dessen Wasser wird von drei Staaten beansprucht.
Hamburg - Tourismus-Manager, Wissenschaftler und Umweltschützer in Israel und Jordanien sind besorgt. Das Tote Meer, ein einzigartiger See im Jordantal, droht auszutrocknen. Ursachen sind zu hohe Wasserentnahmen aus dem einzigen Zufluß, dem Jordan, und natürliche Verdunstung.
Das extrem salzige Tote Meer liegt in der tiefsten Senke der Erde. Sein Spiegel befindet sich 394 Meter unter dem des Mittelmeeres. Zugleich ist diese Region eine der heißesten überhaupt. Die Durchschnittstemperatur beträgt dort 25 Grad im Jahr. Einzige Süßwasserquelle des 1020 Quadratkilometer großen Sees ist der Jordan.
Doch von diesem Fluß gerät jedes Jahr weniger Wasser in das Tote Meer. Wachsende Bevölkerung und Industrie sowie eine intensive Landwirtschaft zwingen die Staaten Syrien, Israel und Jordanien, den Jordan immer Stärker anzuzapfen.
Die Folgen: Der Wasserspiegel sinkt jährlich um 80 Zentimeter. Im Süden des Toten Meeres ist das Wasser teilweise nur noch knietief oder schon ganz verschwunden. Diese Region, in der einst die Städte Sodom und Gomorrha gelegen haben sollen, wäre längst ausgetrocknet, wenn nicht die Kalium-Industrie Wasser aus dem tieferen Norden des Meeres dorthin leiten würde. Sie braucht es zur Produktion.
Das Tote Meer ist so salzig, dass Schwimmer in ihm nicht untergehen können. Wie der Name sagt, ist es fast ohne Leben. Nur ein paar Bakterienarten, resistente Algen und Pilze können in der Salzlake überleben. Doch für Hautleiden hat sich der See als eine Heilquelle erwiesen. Bäder und Packungen aus salzigem Schlamm lindem erwiesenermaßen Leiden wie S<dftclppenflechte^ Deshalb sind vor allem die Touristik-Unternehmen in Sorge. Die Gäste wollen schließlich das Tote Meer vor der Hoteltür haben und nicht erst mit dem Bus dorthin fahren.
Eine politische Lösung des Problems ist nicht in Sicht. Alle drei Anrainerstaaten des Jordan sind auf dessen Wasser angewiesen. Pläne, den Spiegel des Toten Meeres durch Wasser aus dem Mittelmeer oder des Roten Meeres anzuheben, sind bisher an den Kosten und an politischen Differenzen gescheitert. Das gilt auch für die wissenschaftliche Zusammenarbeit. Wegen des sinkenden Wasserspiegels hatten Israel und Jordanien 1994 Pläne für gemeinsame Forschungen beschlossen. Doch geschehen ist bisher so gut wie nichts.
Experten des angesehenen Weizmann-Instituts in Israel beklagen den Geldmangel für entsprechende Forschungen. Arie Nissenbaum, ein Fachmann auf dem Gebiet des Toten Meeres: "Was wir heute nicht untersuchen, werden wir morgen nicht mehr können."
Quelle: Welt am Sonntag, 1.11.98
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