Bis in die 1950er Jahre versorgte der Jordan das Tote Meer mit Wasser. Als dieser Zufluss gestoppt wurde, um die Trinkwasserversorgung zu sichern, fing der Wasserstand des Toten Meeres an, zu sinken – derzeit tut er das mit einer Geschwindigkeit von einem Meter pro Jahr.
Das hat den See verändert: Seit 1979 ist der See nicht mehr geschichtet, sondern seine oberen und unteren Wassermassen vermischen sich wegen der veränderte Dichte der oberen Schichten.
Wie viel Wasser genau noch vorhanden ist, lässt sich schwer sagen. Mehrere Quellen und Senken „füttern“ das Tote Meer wahrscheinlich ebenso wie nicht bestimmbare Quellen. Außerdem muss es weitere Zuflüsse geben. Darauf lässt die unterschiedliche Wasserzusammensetzung schließen.
Quellen von Süßwasser im Toten Meer
Ein israelisch-deutsches Wissenschaftlerteam hat am Boden des Toten Meeres neue Süßwasserquellen entdeckt. Quellen waren dort schon länger vermutet worden, doch nur mit Hilfe von Tauchern konnte jetzt nachgewiesen werden, dass diese sich bis zu 30 Meter Wassertiefe erstrecken.
Bisher wurden diese Quellen kaum erforscht, weil die hohe Salzkonzentration im Wasser das Tauchen schwierig und gefährlich macht. Nun aber konnten die Forscher an den Quellen Wasser- und Sedimentproben nehmen. Dort entdeckten sie neuartige Mikroorganismen.
Professor Aharon Oren aus einem israelisch-deutschen Wissenschaftlerteam untersucht seit den 1980er Jahren das Tote Meer und konnte nur zwei Mal - 1980 und 1992 - eine mikrobielle Blüte im Toten Meer beobachten. Jetzt sind die Mikroorganismen wieder im Fokus der Wissenschaft. Ein israelisch-deutsches Team hat zwei Stellen im Toten Meer genauer untersucht.
Bakterien am Boden des Toten Meers
Sie konnten mehrere neue Quellen kartieren und dort Wasserproben nehmen. Zu ihrer Überraschung überwucherten artenreiche Bakterienmatten große Bereiche des Seebodens.
Dr. Danny Ionescu vom Bremer Max-Planck-Institut für Marine Mikrobiologie sagt: „Diese neu entdeckten Mikroorganismen in den Quellen sind andere als die, die 1992 das Tote Meer rot färbten. Wir denken, diese Entdeckung wird weitere neue Fragen aufwerfen – zum Beispiel nach Überlebensstrategien dieser Bakterien im Toten Meer oder, woher sie ihre Energie beziehen.“
Die Mikroorganismen im Toten Meer gehören zu den Archaeen. Die Wissenschaftler fanden zwischen 1000 und 10000 Zellen pro Milliliter Seewasser - viel weniger als in den Meeren. „Bisher waren im Toten Meer mikrobielle Matten nicht bekannt, und man wusste sehr wenig über Mikroorganismen im Sediment“, so Ionescu. „Wir konnten zeigen, dass in den Biofilmen Phototrophe und Schwefeloxidierer und viele andere Arten leben.“
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