Deutschlands Hautärzte trafen sich virtuell zu ihrer zweijährlichen Tagung. Wir haben uns dort umgehört, was es Neues und Interessantes für Menschen mit Schuppenflechte gibt. In dieser Folge haben wir zusammengetragen, was für eine Reha an der Nordsee spricht.
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Trotz sehr gut wirkender Medikamente gibt es nach wie vor viele Gründe, wegen der Schuppenflechte eine Rehabilitationsmaßnahme zu beantragen. Dr. Hanka Lantzsch, Chefärztin der Nordseeklinik Sylt, berichtete über die Vorzüge einer Klimatherapie an der See. Die würde nicht nur der Haut guttun, sondern dem gesamten Körper und der Psyche. Für Patienten gab sie Tipps, mit welchen Argumenten eine Reha an der Nordsee und speziell in ihrer Hautklinik erfolgreich beantragt werden könne.
Reizklima fördert Körperfunktionen
Dr. Lantzsch erklärte, wie das Reizklima der Nordsee auf den Menschen wirkt:
- Der Energieverbrauch des Körpers wird erhöht. Das macht Hunger.
- Müdigkeit und tiefer langer Schlaf stellen sich ein.
- Die Haut kann sich zunächst verschlechtern.
- Schwelende Infekte können zu Tage treten.
- Der Blutdruck und die Herzfrequenz steigen (was übrigens bei Menschen mit starkem Bluthochdruck und stärkeren Herzfrequenzproblemen gegen eine Reha an der Nordsee spricht).
Nach 10 bis 14 Tagen haben sich Körper und Mensch an die Bedingungen gewöhnt. Ab der dritten Woche, stellen sich die Vorteile des Reizklimas ein:
- Die Haut ist nicht mehr so kälteempfindlich. Sie erwärmt sich nach Kältereizen schneller. Gefäßverengungen gehen zurück.
- Die "Zitterschwelle" der Muskeln wird zu tieferen Werten verschoben. Sprich: Die Muskeln zittern schon ab einer niedrigeren Temperatur als sonst. Die Muskulatur wird dann eher zur Wärmeproduktion des Körpers herangezogen – der Grundumsatz steigt.
- Der Anstieg des Blutdrucks und der Herzfrequenz geht zurück.
- Der Stoffwechsel wird stark beschleunigt.
- Die lokale Durchblutung steigt – was hilft, Infekte abzuwehren.
- Die Entzündung wird gehemmt, weil die Klimareize die körpereigene Kortisolausschüttung steigern.
- Die Schuppen lösen sich (Keratolyse) durch Solebäder und Baden in der Brandung.
- Die natürliche UV-B-Strahlung kann besser genutzt werden, weil es mittags kühler ist als anderswo in Deutschland und einen die Mittagshitze nicht ins Haus treibt.
Tipps für den Reha-Antrag
Wer eine Reha speziell in der Nordseeklinik Sylt absolvieren will, sollte die zum einen deutlich als Wunschklinik angeben. Zum anderen muss unbedingt als führende Diagnose die Hauterkrankung angegeben werden, also Schuppenflechte. Weitere Erkrankungen sollten nur ausnahmsweise aufgeführt werden. Nämlich dann, wenn sie sich ebenfalls durch eine Reha an der Nordsee verbessern würden. Zum Beispiel die allergisch bedingte Erkrankung der Nasenschleimhaut und der Augen (Rhinokonjunktivitis) oder Asthma. Hinweise auf Langzeitwirkung sind dann sinnvoll, wenn damit beschriebene Probleme verbessert werden können.
Dr. Lantzsch wies darauf hin, dass eine Klimatherapie darüber hinaus langfristig und nachhaltig wirkt. So würde sich, über die konkrete Behandlungszeit hinaus
- die Atmung durch die Allergen- und Schadstoffarmut und die erhöhte Luftfeuchtigkeit an der See stabilisieren.
- das Herz-Kreislauf-Systems durch Kältereize, Wind und Aufenthalt in der Sonne angeregt werden.
- die Kondition durch die geringere Hitzebelastung verbessern. Die gestiegene Ausdauer-Leistungsfähigkeit ermögliche mehr sportliche Aktivitäten.
- eine Entzündungshemmung, weil die Klimareize die körpereigene Kortisolausschüttung steigern.
- die Psyche erholen.
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die Psoriasis langanhaltend verbessern, bezüglich PASI und Lebensqualität
(Schuh, A., U. Topperzer. Klimatherapie bei Hautkrankheiten. Teil 2: Behandlung der Psoriasis vulgaris. MMW 139/20 (1997) 315-316.). -
der Vitamin-D3-Spiegel auf der Haut ansteigen
(Schuh, A., W. Kneist, R. Philipona. Heliotherapie im Hochgebirge mit einer quantifizierten Strahlendosis: Einfluß auf den Vitamin-D3-Spiegel im Serum von Psoriasis-patienten. Phys.Rehab.Kur.Med. 5 (1995) (Sonderheft) 21-24).
Neues Konzept in der Nordseeklinik Sylt
Im Fall der Nordseeklinik könnten außerdem psychische Erkrankungen im Antrag auf Kostenübernahme mitaufgeführt werden. Denn die bietet neuerdings eine sogenannte „Verhaltensmedizinisch orientierte Rehabilitation“ (VOR) an. Dabei wird auf die Hauterkrankungen ebenso eingegangen wie auf psychische Belastungen – zum Beispiel auf Depressionen oder Angsterkrankungen. Die Teilnehmerzahl ist mit acht Patienten überschaubar. Die Reha dauert dann auch vier Wochen – also eine Woche länger als bei anderen üblichen Reha-Maßnahmen. Für diesen Ansatz dieses Konzept kommen Patienten mit atopischem Ekzem (Neurodermitis), Psoriasis, Akne und Rosazea infrage.
Tipp für jeden Nordsee-Urlauber
Die Chefärztin, Hanka Lantzsch, hatte noch einen Tipp für alle, die irgendwann einmal an der Nordsee entlangstapfen: Ein Spaziergang sollte am Flutsaum entlangführen. Dort seien die Konzentration der Aerosole am höchsten. Das ist der Bereich am Strand, auf dem sich das Angespülte findet.
Wer die Ärztin einmal hören möchte, kann einer Podcast-Folge des Hamburger Abendblatts lauschen. Darin erklärt Hanka Lantzsch unter anderem, wer sich in der Therapiedüne der Klinik sonnen sollte.
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