Seit einiger Zeit sorgt Regasinum antallergicum für Diskussionsstoff in den Psoriasis-Foren. Betroffene berichten über bemerkenswerte Auswirkungen des Mittels auf die schuppenden Hautstellen - obwohl das Medikament eigentlich für den Einsatz bei Allergien gedacht ist.
Wissenschaftliche Untersuchungen gibt es bisher nicht. Warum kann das homöopathische Allergiemittel bei Schuppenflechte wirksam sein?
Homöopathie sorgt seit jeher für Zwist zwischen Schul- und Alternativmedizinern. Die einen reden von Geldschneiderei, von Pseudo- und Parawissenschaft. Die anderen glauben, dass die hoch verdünnten Substanzen – ähnlich wie ein Impfstoff - das Immunsystem aktivieren und so den Körper zu einem Selbstheilungsprozess anregen. Streng wissenschaftlich scheint dies aufgrund der äußerst geringen Wirkstoffmengen zwar unwahrscheinlich. Doch sind gewisse positive Ergebnisse nach homöopathischen Behandlungen kaum abzustreiten.
Sowie bei Regasinum antallergicum, das laut dem Heilpraktiker Adolf Erstfeld (1) seit Jahrzehnten erfolgreich gegen Heuschnupfen, allergisches Asthma sowie gegen atopische Ekzeme (Neurodermitis) eingesetzt wird. Nun scheint sich das Spektrum der mit Regasinum behandelbaren Krankheiten auf Schuppenflechte zu erweitern. Das zumindest berichten einige begeisterte Patienten, welche die heilsamen Effekte an der eigenen Haut zu spüren bekamen.
Rein zufällig entdeckte nämlich ein Hamburger Arzt bereits vor mehr als 20 Jahren, dass sich das Hautbild von Psoriatikern, die gleichzeitig unter einer Allergie litten und mit Regasinum dagegen behandelt wurden, eindeutig verbesserte. Er begann, mit dieser „Nebenwirkung“ zu experimentieren. So fand der Allgemeinmediziner heraus, dass die normale subcutane Injektion („unter die Haut“) nur lokal wirksam war, während eine Spritze in die Muskulatur des Hinterteils nahezu alle Körperoberflächen erreichte. Auch die Kombination mit dem Lokalanästhetikum Lidocain als "Bote" für die systemische Verteilung der Wirkstoffe schien von Vorteil zu sein.
Lange Zeit blieben die Erkenntnisse des Arztes im Verborgenen. Inzwischen jedoch haben einige der Patienten ihre Erfahrungen mit jener Therapie im Internet veröffentlicht. Sie melden einen Rückgang von Hautschuppen und Nagelpsoriasis binnen weniger Tage, teilweise sogar über Nacht. Zwar wird dieser Effekt nicht als dauerhaft beschrieben. Sobald sich ein neuer Schub ankündigt, müsse die Injektion wiederholt werden. Das sei - je nach Schweregrad der Erkrankung - etwa alle zwei bis sechs Monate der Fall. Doch auf lange Sicht wird die nebenwirkungsfreie Behandlung äußerst positiv bewertet.
Wie aber kann es sein, dass ein Allergiemittel die Symptome von Schuppenflechte beeinflusst?
Die Erklärung findet sich womöglich in der Kombination der verschiedenen Inhaltsstoffe von Regasinum:
- Apis mellifica Dil. D4: Das verdünnte Gift der Honigbiene dient in erster Linie der Therapie von Halsentzündungen und Schwellungen, wird allerdings ebenfalls bei Röteln, Insektenstichen, Hautausschlägen beziehungsweise –entzündungen sowie Rheuma eingesetzt. Rheumatische Erkrankungen werden - wie Psoriasis - den Autoimmunkrankheiten zugeordnet.
- Aralia racemosa Dil. D3: Haupteinsatz sind allergiebedingte Erkrankungen der Atmungsorgane, Katarrhe der Nase und Bronchien sowie rheumatische Erkrankungen.
- Naja tripudians Dil. D8: Ein hoch verdünntes Schlangengift gegen trockenen Reizhusten, Heiserkeit, gegen Erkrankungen des Zentralen Nervensystems, des Herzens - und der Haut.
- Acidum formicum Dil. D6: Die Ameisensäure wirkt bei Neigung zu krankhaften Symptomen, beispielsweise bei allergischer Gefäßregulation oder entzündlichen Hauterkrankungen wie Milchschorf und Neurodermitis.
Argumente für eine eventuelle biologische Wirksamkeit von Regasinum bei Psoriasis wären
- dass eine allergische Komponente als Ursache nicht zu 100 Prozent ausgeschlossen werden kann und
- dass die Einzelsubstanzen – zumindest der homöopatischen Theorie nach - das Immunsystem und den Hautzustand beeinflussen.
Auf die Begeisterung der Betroffenen angesprochen, wiegeln behandelnde Ärzte allerdings ab: Ja, bei etwa der Hälfte der Patienten würde das Mittel wirken, sofern es in Abhängigkeit von Körpergewicht und Schweregrad verabreicht wird - und nein, eine 100-prozentige Garantie gäbe es nicht. Ebenso wenig wie die genaue Ursache der Schuppenflechte bekannt sei, wisse man, woher der Effekt rühre. Wie bei allen homöopathischen Mitteln müsse man zunächst mit einer Erstverschlimmerung rechnen, die aber wieder verschwinden würde.
Fazit
Wissenschaftliche Beweise für die Wirksamkeit existieren nicht. Es handelt sich bisher lediglich um viel versprechende Erfahrungsberichte.
Allerdings scheinen die Risiken einer Therapie mit Regasinum antallergicum klein. Das Medikament kostet nicht viel und zeigt kaum bis gar keine Nebenwirkungen.
Wer die Regasinum-„Kur“ ausprobieren möchte, sollte seinen Hausarzt darauf ansprechen.
Fakten
Mittel: Regasinum antallergicum - homöopathisches Medikament gegen allergisches Asthma und Heuschnupfen (sowie Hautsymptome).
Hersteller: ROWA Wagner GmbH
Anwendung: Injektion in Kombination mit Lidocain intramuskulär (in den Po). Ab 80 Kilogramm Körpergewicht sollten zwei Ampullen (+ Lidocain) injiziert werden. Diese Art der Anwendung macht eine Eigenbehandlung unmöglich und erfordert den Besuch beim Arzt, zumal Lidocain verschreibungspflichtig ist.
Nebenwirkungen: höchstens eine Rötung an der Einstichstelle
Gegenanzeigen: Allergie gegen Bienenstiche.
Kosten: pro sechs Ampullen etwa 6 Euro + Lidocain + Praxisgebühr + Kosten für die Injektionen.
Quellen:
- (1) Fachartikel von Adolf Erstfeld, Heilpraktiker
- Interview mit einen anwendenden Arzt, Daten liegen der Redaktion vor
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