Die Schuppenflechte tauchte in den Werken der chinesischen Medizin früher als „Silber-Schuppen-Krankheit“, als „Rinder-Haut-Flechte“ oder „Kiefer-Haut-Flechte“ auf. Für die chinesische Medizin beherbergt die Psoriasis zweierlei Probleme: zum einen die Erkrankung der Haut und zum anderen die Schuppenbildung. Die Hauterscheinungen widerspiegeln sich in Problemen mit Lunge und Dickdarm. Die vielen, vielen Schuppen aber zeigen, dass das Yin vermehrt ist oder wenigstens stagniert. Das Yin verkörpert die Substanz, das Yan die Energie.
Heilpraktiker Friedrich Dilling sagt ehrlich: „Die chinesische Medizin kennt auch keine einheitliche Ursache für die Psoriasis. Sie nimmt vielmehr an, dass mehrere konstitutionelle Faktoren zusammenkommen, ein psychosomatischer Hintergrund zu finden ist.“ Ein Ansatz ist, dass die Ausscheidung, der Ab- und Antransport nicht reibungslos funktioniert. Wenn der Hintergrund allerdings ein psychosomatischer ist, dann sei ebenfalls eine Ausscheidungsschwäche zu suchen, eine Art „Verstopfung“ - Probleme, zu schwitzen, oder Probleme, etwas loszuwerden, altes loszulassen. Unterdrückte Traurigkeit behindert den Fluss des Qi.
Störungen der Lunge haben ihre Ursache ebenfalls im tiefsten Unterbewusstsein – und zeigen sich nach der chinesischen Medizin auf der Haut. Übrigens: Wer nichts mehr riecht, sollte auch in dieser Richtung suchen.
Wie behandelt die chinesische Medizin die Psoriasis?
Die chinesische Arzneitherapie besteht für Friedrich Dimmling hauptsächlich aus Rezepturen, die die Entzündung bekämpfen. Gleichzeitig sollen damit die Ernährung und Versorgung der Haut verbessert werden.
Akupunktur ist eine erfolgsversprechende Option der chinesischen Medizin, um energetische Disharmonien zu regulieren. Dabei werden Punkte der Leitbahnen, die mit der Haut zusammenhängen, „angepiekst“. Für Friedrich Dilling hat die Akupunktur den Vorteil, dass man schnell sieht, ob sie überhaupt wirkt. „Nach fünf Sitzungen sollte unbedingt eine Besserung zu sehen sein“ so Dilling. Sonst helfe die Akupunktur nicht.
Bei der Akupunktur hat Friedrich Dilling noch nie eine „Erstverschlimmerung“ erlebt - das heißt, die Psoriasis wird nicht wie bei anderen Therapien erstmal schlechter. Auch der Köbner-Effekt ist bei Friedrich Dilling noch nie aufgetreten: An den Einstichstellen bildeten noch nie bei einem Patienten neuen Stellen.
Mit welchen Kosten muss der Psoriatiker rechnen?
Grob über den Daumen peilt Friedrich Dilling 500 Euro für eine Behandlungsserie an. Die Hälfte genügt, ob festzustellen, ob die chinesische Medizin bei einem Patienten wirkt. „Wer vernünftig behandelt, schaut auch, dass es für seinen Patienten bezahlbar bleibt.“
Warnung vor Selbstbehandlung
Die chinesische Medizin ist nicht für eine Behandlung „mal eben“ zu Hause geeignet. „Chinesische Kräuter sind wesentlich wirksamer als die „normalen“ Kräuter hierzulande“, erklärt Friedrich Dimmling. Zur nächstgelegenen Apotheke zu marschieren und ein paar chinesische Kräuter zu kaufen, sollte schwerfallen: „Eine seriöse Apotheke verkauft keinem Kunden einfach so die Kräuter, sondern verlangt eine Verordnung vom Therapeuten – beispielsweise vom Heilpraktiker“, so Dimmling.
Ab und zu tauchen in den Medien Berichte über Todesfälle nach der Einnahme chinesischer Kräuter auf. Dafür gibt Friedrich Dimmling Entwarnung: „Das waren dann wilde Mischungen, nicht saubere und gute chinesische Kräuter in vernünftiger Dosierung.“ Original-chinesische Therapeuten oder „Kräutermischer“ mixen gern seltsame Mischungen zusammen – schon auch mal mit Kortison.
Woher kommt die chinesische Medizin, wo geht sie hin?
Die traditionelle chinesische Medizin entstand in den Jahren 2698 bis 2589 vor Christus. Danach wurde sie in Familientradition, bei Gelehrten oder in kaiserlichen Medizinalämtern weiterentwickelt.
Die Bibel der traditionellen chinesischen Medizin heißt „Die Fragen des Gelben Kaisers“. Auch sie ist schon ziemlich alt: 475 bis 225 vor Christus trugen gleich mehrere Menschen ihre Weisheiten zusammen. Zweitwichtigstes Werk ist eine Abhandlung über Krankheiten durch Kälte. Die war etwa 200 vor Christus „auf dem Markt“. Aus letzterem Werk schöpft Friedrich Dilling die meisten – etwas drei Viertel - seiner Rezepte. Insgesamt gibt es im Arzneimittel-Verzeichnis der chinesischen Medizin mehr als 6.000 Einträge. Das sind überwiegend Wurzeln, Früchte, Rinden, Zweie. Jedes Arzneimittel ist einmal eingeteilt worden, ob es „kalt“, „warm“, „heiß“ usw. ist und auf welche Leitbahnen es wirkt.
Der Arzt oder Heilpraktiker, der chinesische Medizin anwenden möchte, kann das nicht einfach so tun, um noch ein Einnahmefeld zu haben: Dilling weiß: „Die chinesische Medizin fußt auf spirituellen Dingen, auf Daoismus. Das setzt beim Arzt auch eine Identifizierung mit der chinesischen Medizin voraus“. Hierzulande sei die chinesische Medizin eher eine Ergänzung zur Schulmedizin. Wenn der Hausarzt sagt, er wisse nicht mehr weiter, und den Patienten zum Psychologen schickt, dann sei die Stunde der chinesischen Medizin gekommen.
„Gegenwärtig geht der Trend dahin, die chinesische Medizin in die westliche Medizin zu integrieren“, erklärt Friedrich Dilling.
Was unterscheidet die chinesische Medizin von anderen alternativen Therapien?
- das Konzept der Lebensenergie Qi: jedes Organ hat sein eigenes Qi, das heißt, eine Funktion. So hat die Leber die Aufgabe, den harmonischen Fluss im Körper aufrecht zu erhalten.
- die Leitbahnen. In ihnen fließt die Lebensenergie. Jedes Organ hat solch eine Leitbahn. Wenn sich an der Haut eine Psoriasis-Stelle zeigt, sitzt die Störung des Energieflusses jedoch ganz woanders.
- die Diagnostik. Die wichtigste ist die Pulsdiagnostik. Außerdem wird anhand der Zunge auf Krankheiten oder Störungen geschlossen.
Quelle: Vortrag von Friedrich Dimmling beim Psoriasis Forum Berlin, Februar 2003
Friedrich Dimmling war Heilpraktiker in Berlin-Kreuzberg.
Links
Leider wird auf unzähligen Internetseiten nur aufgezählt, dass die chinesische Medizin auch die Psoriasis behandeln kann. Wie, ist leider fast nirgends nachzulesen. Wenn dir Internetseiten dazu bekannt sind, schicke uns bitte einen Hinweis.
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