Schwefelbäder gehören schon lange zu den Behandlungsmöglichkeiten der Schuppenflechte. In Bad Wiessee hat man damit Erfahrung: Dort entspringt Deutschlands stärkste Jod-Schwefel-Quelle. Im Jahr 1930 schrieb Dr. Franz Schlotmann in seinem Buch "Bad Wiessee und die Wirkungen von Jod und Schwefel" von "hervorragend guten Erfolgen bei vielen Hautkrankheiten, namentlich bei Psoriasis". Die Wannen- und Sprühbäder galten fortan als entzündungshemmend und schmerzstillend. Was aus der Königin-Wilhelmina- und der Adrianus-Quelle kam, war einfach da – und wurde nicht erforscht. Die Wirkung des Wassers geriet in Vergessenheit.
Dann aber legten die Hautärzte Professor Hans-Wilhelm Kaiser und Dr. Ulrike Winter vom Hautzentrum Bad Wiessee ihr Augenmerk wieder auf das Heilmittel.
Laut Dr. Ulrike Winter durchdringt Schwefelwasserstoff 100-mal schneller die Haut als beispielsweise Sauerstoff. Innerhalb von acht Stunden verteile er sich in alle Schichten der Oberhaut – dort, wo die Psoriasis "zuhause" ist. „Durch Oxidation der Schwefelverbindungen werden freie Sauerstoff-Radikale in der Haut unwirksam“, stellt Dr. Ulrike Winter fest. Nach ihrer Erfahrung wirken Schwefelbäder abschuppend, desinfizierend und entzündungshemmend. Die Zellteilung wird "heruntergefahren".
Die Wirkung wird gesteigert, wenn dem Jod-Schwefelwasser noch Sole (Salz) wird. Reine Solebäder aber können auf angegriffenen Psoriasis-Stellen unangenehm brennen. "Die Schwefelbäder sind so sanft und lindern, dass sich die Patienten dabei entspannen", erklärt Dr. Ulrike Winter – und diese Entspannung trage zum Gesundungsprozess bei. Kommt dann noch UV-B-Licht zum Einsatz, wird die positive Wirkung der Jod-Schwefel-Therapie noch einmal intensiviert.
Gabriele Knirsch-Bichler aus Gmünd leidet seit 37 Jahren an Psoriasis. Der 56-Jährige machen auch Asthma und Allergien zu schaffen. Im Jahr 1994 war sie drei Monate lang krankgeschrieben. Die nutzte sie für eine Bade- und Inhalationskur in Bad Wiessee und für eine Rotationsdiät. "Schon nach den ersten zwei bis drei Bädern merkte ich, wie es besser wurde, wie meine Haut elastischer wurde und entspannte", so Gabriele Knirsch-Bichler. Insgesamt nahm sie damals 20 Bäder. "Ich habe mich dann zwei Jahre lang jedes Wochenende ins Auto gesetzt, um nach Bad Wiessee zu kommen und zu baden. Auch meine gesamten Ferien habe ich hier verbracht. Ich habe mich hier regelrecht gesund gebadet. "Nach zwei Jahren, in denen sie zusätzlich zu den Bädern die Rotationsdiät einhielt, war die Schuppenflechte weg. Das blieb fast 20 Jahre lang so, wobei sie immer viel und kontinuierlich cremte. Als im Herbst 2012 die Entzündungen nach privatem Stress wieder loslegten, ließ sich Gabriele Knirsch-Bichler wieder 20 Bäder verschreiben – diesmal in Kombination mit der Lichttherapie und so erfolgreich wie beim ersten Mal.
Betroffenen rät Gabriele Knirsch-Bichler, sich Zeit zu geben und Langmut zu zeigen, damit das Wasser wirken kann.
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