Ein Betroffener behandelt seine Psoriasis mit einer Kombination aus "Hasch-Keks" und CBD-Öl. Hier sein Erfahrungsbericht.
Ich wohne in Köln, bin 51 Jahre alt und habe Psoriasis am ganzen Körper, von Kopf bis unterm Fuß. Ich habe anfangs jede Menge Medikamente bekommen – Salben, Tabletten usw., das Übliche halt. Geholfen hatte eigentlich nichts wirklich, da man es in den ersten neun Jahren falsch diagnostizierte – und das bei vier verschiedenen Ärzten. Neurodermitis ist ja ähnlich. Erst als ich auf eigene Kappe eine Biopsie machen ließ, hatte sich mein Verdacht bestätigt: Schuppenflechte (Köbner-Syndrom).
Mittlerweile habe ich seit fast einem Jahr keinen Schub mehr bekommen und meine Psoriasis ist kaum noch sichtbar. Aber das habe ich mir selber und keinem Arzt zu verdanken. Dabei nehme ich nicht mehr die üblichen Medikamente wie viele andere.
Ich habe zwei Implantate in der Halswirbelsäule, neun Bandscheibenvorfälle im Lebenswirbel-Bereich mit drei Operationen und 12 verschiedene Allergien, darunter auf Medikamente wie Penicilin.
Da ich mittlerweile weiß, wodurch die Psoriasis bei mir ausbricht, kann ich sie auch gut bekämpfen, denn bei mir wird sie hauptsächlich durch Stress ausgelöst. Durch die Allergien steht bei mir der Körper unter Dauerstress steht und wenn dann psychischer Stress dazu kommt, bricht es aus.
Ich habe das dann in 3 Stufen unterteilt:
- Stufe 1: Hautrötungen am ganzen Körper, als wenn ich ne Landkarte in Rot am ganzen Körper hätte
- Stufe 2: Ich bekomme überall von Kopf bis Fuß Pusteln. Es juckt, als wenn ich Flöhe am ganzen Körper hätte. Überall, wo die Flüssigkeit dieser Pusteln hinkommt, bekomme ich innerhalb von Minuten noch mehr Pusteln. Das ist Horror pur.
- Stufe 3: Meine Haut wird wie Pergament, schuppt sich nicht nur - sondern bricht auf bis es Blutet und das schlimmste daran: Es heilt nicht.
Beim letzten Schub vor einem Jahr habe ich mit Kortisonsalbe und Tabletten zwei Monate gebraucht, bis es einigermassen abgeheilt war.
Meine eigene Medikation dagegen ist :
- ein Cannabis-Keks mit 1 Gramm Cannabis 2 Stunden vor dem Schlafengehen. Das sorgt dafür, dass ich mich tagsüber nicht mehr so aufrege. Der Stress wird extrem gedämpft und ich schlafe seither viel besser.
- 5 Tropfen CBD-ÖL 10% auf einen Zuckerwürfel am Abend dazu. Das sorgt bei mir dafür, dass die Heilungsrate der Haut enorm steigt.
Nach eigenem Selbsttest kann ich sagen: sagenhaft. Ich habe nach drei Monaten Einnahme richtigen Stress mit der Agentur für Arbeit gehabt und bekam einen Schub. Es waren schon die ersten zwei bis drei Pusteln da – aber mehr kam nicht (wow!) und innerhalb von vier bis fünf Stunden heilten diese schon wieder ab. Am nächsten Tag war es kaum noch zu sehen.
Die wenigsten wissen, dass man bestimmte Cannabinoide sowieso im Körper hat, die unser menschlicher Körper selbst produziert, wenn auch nur in sehr geringen Mengen. Und: Cannabinoide werden auch für den Einsatz als Antibiotikum untersucht.
Von den Grünen hätte ich zum Beispiel viel mehr Druck auf die Regierung erwartet, alleine schon weil man aus einem Hektar Hanf so viel Cellulose (Papier) herstellen kann wie aus vergleichbar vier Hektar Mischwald.
Cannabis auf Rezept zu bekommen ist hier in Deutschland ein regelrechter Staatsakt. Erstmal muss man einen Arzt finden, der das überhaupt verschreibt, denn Versicherungen drohen ihnen mit Regresspflicht. Ich habe in Köln mehr als 20 Ärzte abgeklappert.
Würde die Regierung Cannabis auch als Medikament anerkennen, könnte es jeder Arzt verschreiben und man könnte es wie jedes andere Betäubungsmittel-Rezept einfach aus der Apotheke holen und die Krankenkassen wären verpflichtet, das zu bezahlen.
Morphin als Schmerzmittel zu bekommen war einfacher!
Ich hatte zu meinem Glück eine Schmerzthrapeutin, die diese Arbeit für mich übernommen hat, da ich nebenbei auch noch chronischer Schmerzpatient bin. Aber selbst sie sagte mir im Vorfeld, das von 400 Anträgen 398 abgelehnt worden sind, teilweise mit absurden Begründungen.
Beim Antrag muss man Fragen beantworten wie:
- Welche Krankheiten hatten Sie in Ihrem Leben? (recht einfach)
- Welche Medikamente haben Sie in Ihrem Leben schon eingenommen? (Woher soll ich das denn noch wissen? Ich habe so viele Medikamente gehabt, ich hätte selber eine Apotheke aufmachen können und die wollen jetzt die Namen haben? Selbst die Krankenkasse speichert nur die letzten 10 Jahre.)
Von solchen Fragen hat man einige dabei, bei denen ich nur mit dem Kopf schütteln kann.
Die Chance, Cannabis auf Rezept zu bekommen, ist also ausgesprochen gering. Hinzu kommt, dass die Kranken meistens nicht arbeiten und dadurch auch wenig Geld haben und sich keinen Anwalt nehmen können, um sich zu wehren. Damit erstickt man dann mehr als 90 Prozent der Fälle im Keim.
Und selbst wenn die Krankenkasse das genehmigt, heisst das nicht, dass sie das auch bezahlt – dazu braucht man dann einen Antrag auf Kostenübernahme. Wenn der nicht bewilligt wird, bekommt man ein Privatrezept und man muss es aus eigener Tasche zahlen. Apotheken nehmen für ein Gramm 25 Euro. Bei mir würde das bedeuten, dass ich 700 Euro im Monat dafür zahlen müsse. Mit Hartz4!
In Holland kostet medizinischer Hanf 6 bis 6,50 Euro, je nach Sorte auch bis zu 10 Euro. Der Unterschied zwischen normalem und medizinischem Hanf besteht darin, dass medizinischer Hanf unter Laborbedingungen steril gezüchtet wird, was das Ganze teuer macht.
Den sogenannten Schwarzmarkt hingegen finde ich Mist:
- Man muss sich mit Leuten einlassen - mit denen man im normalen Leben eigentlich gar nichts zu tun haben will
- Man weiß vorher nie, woher das Grün eigentlich kommt
- Man weiss nicht, ob es mit Pestiziden besprüht oder welche Chemie benutzt wurde, um die Pflanze schneller wachsen zu lassen.
- Man macht sich dabei auch noch kriminell.
Es ist also wahrhaftig nicht leicht, Cannabis als Medikament zu bekommen.
Doch ich will die Droge auf keinen Fall runterspielen. Meine Forderung: Es muss es unter strenger Kontrolle freigegeben werden, so dass man es nicht unter 21 Jahren unter Vorlage des Ausweises bekommt. Erst dann ist der Körper ausgewachsen und die Psyche ist bis dahin auch normalerweise stabil.
Außerdem sollte man registriert werden, damit man die Menge kontrollieren kann. Wer mehr als 60 Gramm im Monat braucht, müsste dann zum Beispiel ein ärztliches Attest vorlegen, aus dem die exakte Menge hervorgeht. Das würde auch den Handel außerhalb verhindern. Die Strafen dafür gehören empfindlich erhöht – zum Beispiel beim ersten Mal ein Jahr auf Bewährung, beim zweiten Mal zwei Jahre Gefängnis ohne Bewährung. Dann würde der Schwarzmarkt von alleine verschwinden.
Das wäre ähnlich wie in den USA, wo mittlerweile schon Milliarden Umsätze mit legalem Cannabis gemacht werden.
KJ
Anmerkung der Redaktion: Uns ist bewusst, dass Cannabis als Medizin derzeit irgendwo zwischen Hype und Verteufelung angesiedelt ist. Mit Erfahrungsberichten wie diesem wollen wir so sachlich wie möglich die Sicht von Betroffenen zur Diskussion stellen. Nutzt gern die Kommentarfunktion oder unser Forum.
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