Im Frühjahr 2000 wurde die Öffentlichkeit darüber informiert, dass Schuppenflechte an Händen und Füßen mit Interferenzstrom erfolgreich behandelt werden kann. Dr. Armin Philipp (damals Hautklinik Uni Mannheim), hatte dazu eine streng wissenschaftlich abgesicherte Studie mit Professor Hermann Dertinger (damals Forschungszentrum Karlsruhe) durchgeführt. Heute ist diese Therapie schon fast wieder vergessen. Eine Erfurter Firma versucht seit Ende 2005, ein Interferenzstrom-Gerät für Psoriatiker am Markt zu etablieren.
Die Interferenzstrom-Therapie ist relativ schnell wieder aus dem Bewusstsein der Fach-Öffentlichkeit verschwunden. Dafür gab es mehrere Gründe. Zum einen fand sich kein Geldgeber für eine Studie mit einer größeren Patientenzahl. Zwölf Behandlungen reichen nicht aus, um wissenschaftlich seriös zu behaupten, dass eine Therapie erfolgreich sei.
Interessierte Patienten konnten das Originalgerät von "Nemectron" nicht auf eigene Kosten erwerben: Es war zu teuer und der Hersteller gab es nur an Ärzte ab. Für den niedergelassenen Arzt war diese Therapie nicht interessant: Die Kosten wurden von den Krankenkassen nicht übernommen. Die Betroffenen hätten zwei Mal täglich in die Praxis kommen müssen. Es blieben also nur Kliniken, die diese Therapie sinnvoll hätten anbieten können.
Erschwerend kam hinzu, dass ein ehemaliger Kollege von Professor Dertinger, Prof. Meyer-Waarden, mit einem technisch veränderten Konkurrenzgerät auf den Markt drängte. Mit viel Werbung in Patientenzeitschriften, aber ohne wissenschaftliche Studie, wurde das Gerät den Psoriasis-Patienten direkt angeboten.
Es folgte ein heftiger Streit zwischen den Experten, ob technische Abweichungen zum gleichen Erfolg führen könnten oder ob die Patienten damit irregeführt werden würden.
Keiner der damals an der Studie Beteiligten hat heute noch etwas mit Interferenzstrom-Therapie zu tun.
Dr. Philipp, inzwischen praktizierende Hautarzt in Baden-Württemberg, hat vermutlich die längste praktische Erfahrung mit dieser Therapie. Er bedauert, dass diese "einfache und nebenwirkungsarme Therapieform in Vergessenheit" geraten ist. Auch in 2005 ist er immer noch davon überzeugt, dass Interferenzstrom bei Psoriasis an Händen und Füßen gut wirke (siehe PSOaktuell 3/2005, Seite 13).
Später gab es einen neuen Versuch, mit einem deutlich preiswerteren Gerät die Interferenzstrom-Therapie wiederzubeleben: CellVAS psoriasis" entspricht nach Angaben der Vertriebsfirma technisch genau dem Gerättyp, mit dem die Studie in Karlsruhe und Mannheim erfolgreich durchgeführt wurde. Es kostet 660,00 € + Mehrwertsteuer. Das Gerät kann auch erst einmal für monatlich 80 Euro (inkl. Mehrwertsteuer) gemietet werden. Innerhalb von 4 Wochen kann man sich für den Kauf entscheiden oder es jederzeit zurückschicken. Dann wird die Miete taggenau abgerechnet:
Software + Systeme Erfurt GmbH
Telefon 03 62 03 96 0
E-Mail: info@sse-erfurt.de
Es bleibt vor allem ungeklärt, ob es inzwischen keine medizinischen Bedenken mehr gibt, den Patienten die Therapie alleine zu überlassen. Wenn das angebotene Gerät genau die gleichen technischen Werte hat wie die damals getesteten, müsste weiterhin gelten, was im März 2002 auf einer Veranstaltung in Berlin gesagt wurde: Dr. Kruglikov vom Hersteller Nemectron verwies darauf, dass man die Geräte nicht so einfach den Patienten mit nach Hause geben dürfe. Kleinste Abweichungen bei der Therapie könnten den Erfolg schon gefährden. So komme es z.B. bei einer Nagelpsoriasis darauf an, w i e man die Hände in das Wasser lege. Im Prinzip müssten die Ärzte erst intensiv geschult werden.
Auch bleibt unklar, warum das Originalgerät 3-mal so teuer ist wie das "CellVAS psoriasis", wenn technisch die gleichen Bedingungen vorliegen.
Aber: Probieren geht über Studieren. Wenn man das Gerät nicht sofort kaufen muss, kann man es mieten und in Ruhe ausprobieren. Man muss auch nicht die teuren, für den Profigebrauch gedachten Wasserschalen mitkaufen. Für private Zwecke reichen erfahrungsgemäß billige Kunststoff-Schalen aus dem Kaufhaus.
Bilder der Interferenzstrom-Therapie und ihrer Wirkung
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