Die Geschichte
Forscher an der Uni Mannheim tüftelten an einer Therapie mit Interferenzstrom. Die Uni gab eine Pressemitteilung heraus. Das war's eigentlich auch schon an substanzieller Information. Doch wie immer, wenn irgendwo eine neue Therapie angekündigt wird, die die Menschheit von irgendeiner Krankheit befreien soll, steigen Zeitungen sofort mit Schlagzeilen ein.
Der Fakt: An der Uni Mannheim waren 12 (in Worten: zwölf) Patienten mit Interferenzstrom behandelt worden. In diesem Test wurde ausschließlich ein Prototyp des Gerätes von der Firma Nemectron verwendet. Dessen Name: NePTUN SL, was eine Abkürzung für Nemectron Psoriasis Therapy Unit ist.
Bei elf der Patienten wurde eine deutliche Besserung sichtbar. Diese Quote ist beachtlich, nur eben müssen viel mehr Patienten getestet werden, bevor ein Ergebnis verallgemeinert werden kann. Das wussten die Mannheimer sehr wohl, doch Schlagzeilen verliehen der ganzen Geschichte eine Eigendynamik, die die Forscher gar nicht wollten.
Sofort meldeten sich die Kritiker. Professor Wolfgang Sterry Generalsekretär der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft, dämpfte die Hoffnung erheblich:
ZitatWeitere ausgiebige Studien müssen die bislang beobachteten Erfolge erst noch bestätigen, bevor die Patienten darauf hoffen dürfen. Wenn die Reizstrombehandlung sich in der Zukunft als mögliche Therapie bei Schuppenflechte etabliert, hätte dies für die Patienten einen entscheidenden Vorteil: Die Behandlung ist nebenwirkungsfrei.
Quelle: Ratgeber Gesundheit, Sendung 25.3.2000, ARD
Dr. Armin Philipp, an der Studie in Mannheim beteiligt, berichtete dem Psoriasis-Netz damals: "Jetzt forschen wir, wie die Interferenzstrom-Behandlung bei Patienten wirken, die die Psoriasis an den Armen haben. Außerdem zeigt sich, dass eine Kombination von IFS mit Daivonex sehr wirksam sein kann."
Der Trubel ging weiter: Schnell erkannten Firmen, dass sich mit der Therapie Geld machen lässt. Professor Dertinger, der "Vater" der Therapie, warnte vor kriminellen Trittbrettfahrern.
Als einen Vorteil der Therapie sieht er:
ZitatBesonders hervorzuheben ist, dass der Juckreiz völlig schwand, was mit anderen Therapieverfahren nicht zu erreichen ist.
Quelle: Kölnische Rundschau, 18. Mai 2001
Geblieben ist von der Therapie nicht viel. Für eine weitere Untersuchung der Methode wären größere Studien nötig gewesen. Hersteller Nemectron hätte dafür viele weitere Geräte bauen müssen, konnte diese Aufgabe aber finanziell alleine nicht stemmen, schließlich ist es keine große Firma. Andere Geldgeber fanden sich nicht.Mehr über das Dilemma steht auch in diesem Artikel. Und so werden heute hin und wieder Interferenzstrom-Geräte von Nemectron bei eBay angeboten – allerdings eher selten.
Erfahrungen von Anwendern
In unserem Forum berichten Betroffene über Erfolge mit der Interferenzstromtherapie.
Fotos von der Therapie
Links zum Thema Interferenzstrom
Artikel in den Medien
Mit Strom gegen Schuppenflechte
(Berliner Morgenpost, 26.07.2000)
Bei dem neuen Verfahren (...) bremsen elektromagnetischen Wellen die krankhafte Überproduktion der Hautzellen und packen somit das Übel an der Wurzel. (...) Der Stromfluss ist schwach (0,1 Milliampere) und völlig ungefährlich und erzeugt lediglich eine leichtes Kribbeln auf der Haut.
Neue Therapie bremst übermäßige Hautproduktion (Die Welt, 04.04.2000)
Eine Schuppen-Therapie weckt Skepsis
(Saarbrücker Zeitung, 19./20.2.2000)
Fachärzte für Hautkrankheiten im Saarland sehen die Ergebnisse dieses Pilotprojekts “Interferenzstrombehandlung” mit großer Skepsis. “Wenn überhaupt, dann ist ein solches Verfahren frühestens in zwei Jahren verfügbar”, meint der Facharzt für Hautkrankheiten Dr. Thomas Lechner aus Saarbrücken. Und nach den Ausführungen von Professor Wolfgang Tilgen, Direktor der Uni-Hautklinik in Homburg, “ist die Mannheimer Studie absolut nicht neu”. Schon 1996 sei ein solcher Versuch durchgeführt worden. “Es ist bis heute nicht erwiesen, ob diese Therapie wirksam ist.”
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