Jahrelang bemühte sich Dr. Jan Wilkens darum, dass das von ihm entwickelte Bestrahlungsverfahren "DermoDyne-Lichttherapie" als schulmedizinsche Therapie anerkannt wird. Er und seine Mitstreiter waren fest davon überzeugt, eine nebenwirkungsarme Bestrahlungsmethode gefunden zu haben, um erfolgreich das atopischen Ekzem (sog. "Neurodermitis") und die Haut-Psoriasis zu behandeln. Meist mussten Patienten diese Therapie meist aus eigener Tasche bezahlen. Später gab es für Kinder eine Möglichkeit, im Rahmen eines Klinikaufenthalts mit dieser "Lichtimpfung" auf Kosten der gesetzlichen Krankenkasse behandelt zu werden.
Wir haben die Bestrahlung mit blauem Licht immer wohlwollend verfolgt, auch wenn sich im Forum des Psoriasis-Netzes einige enttäuschte Neurodermitiker gemeldet haben. Es wäre doch zu schön, wenn es möglich wäre, auch Psoriasiskranke mit UV-freiem Licht zu bestrahlen.
Dr. Wilkens war vor allem mit seinen Erfolgen beim atopischen Ekzem in die Öffentlichkeit getreten. Es gäbe aber inzwischen auch "Psoriasispatienten, die erfolgreich und nachhaltig mit der DermoDyne Lichtimpfung behandelt wurden", erklärte Dr. Wilkens einmal. Eine überzeugende Studie fehlt aber bis heute. Das Geld dafür sei ihm vom Brandenburger Forschungsministerium und einer Hamburger Bank vorenthalten worden, so Wilkens. An der Uni Mainz lief eine Studie, durch die erforscht werden sollte, wie die "Lichtimpfung" tatsächlich wirkt.
Es habe sich gezeigt, so Dr. Wilkens, dass vor allem Kindern sehr gut auf die Therapie ansprechen würden. Zufriedene Eltern und Patienten hätten Geld gespendet, um der Kinder-Klinik Hochried Behandlungsgeräte zur Verfügung zu stellen. Gemeinsam mit Professor Dr. Dietrich Abeck habe er etwa 20 Patienten mit der Lichtimpfung erfolgreich behandelt. Darunter wären auch einige Kinder mit Psoriasis gewesen. Prof. Dr. Abeck ist ein anerkannter Kinder-Dermatologe, der weit über die Grenzen Münchens bekannt ist. Zeitweise war es möglich, sich mit der "DermoDyne-Lichttherapie" behandeln zu lassen, ohne dafür extra privat zu bezahlen. Die Bestrahlung war Teil der Therapie bei Kindern und Jugendlichen in der Klinik Hochried.
An anderen Behandlungsorten musste in jedem Einzelfall geprüft werden, wer die Kosten übernimmt. Die Berufsgenossenschaften zahlten meist dann, wenn die Psoriasis berufsbedingt aufgetreten ist. Einige private und gesetzliche Krankenkassen sowie Beihilfestellen hatten diese Therapie in Fällen bezahlt, bei denen andere schulmedizinischen Verfahren ausgeschöpft worden sind. Wir rieten stess, sich darüber vorher bei den Behandlern vor Ort beraten zu lassen.
Dr. Wilkens wurde von Einigen heftig kritisiert: Dr. Ina Hadshiew (Kopf- und Hautzentrum der Uniklinik Hamburg-Eppendorf) warf ihm zum Beispiel vor, "mit dem Leid der Patienten nicht unerheblich Kasse" zu machen. Es gäbe nur eine einzige, völlig unzureichende Studie, die bei lediglich zehn Ekzem-Patienten Erfolge nachweise. Der Deutsche Neurodermitiker Bund (DNB) reihte Wilkens in die Kategorie der "Quacksalber" ein. Weil Wilkens seine Therapie zweimal bei "stern-tv" vorstellen durfte, strafte der DNB die Redaktion mit der "Goldenen Kratzhand" ab. Durch die Fernseh-Sendung wären falsche Hoffnungen geweckt und verzweifelte Patienten in ein "finanzielles Abenteuer gelockt" worden. Die Argumente von Experten, die diese Therapie seit langem kritisieren und ablehnen, hätte man den Zuschauern vorenthalten.
Aber es gab auch andere Stimmen: Professor Jean Krutmann (Uni Düsseldorf) bezeichnet die Methode als "interessantes neuartiges phototherapeutisches Verfahren". Er forderte aber "weitere, umfangreichere, wissenschaftlich fundierte Untersuchungen", da nicht ausreichend nachgewiesen war, wie erfolgreich die DermoDyne-Therapie tatsächlich sei. (1) Dr. Karl-Christian Appl (Hautschutzzentrum Berlin der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege) arbeitete seit 2004 mit der DermoDyne-Lichtimpfung. Er war mit den Erfolgen bei Patienten mit Psoriasis an Händen und Füßen zufrieden. Wie schon erwähnt, arbeitete auch der renommierte Kinder-Dermatologe, Professor Abeck mit Wilkens zusammen.
Es konnte wohl niemand bestreiten, dass diese Therapie bei Hautkranken half. Wie bei anderen Therapien gab es aber auch Patienten, denen sie nicht half oder bei denen sich die Krankheit dabei verschlimmerte. Seriös anerkannt werden kann die Lichtimpfung erst dann, wenn genaue Angaben vorliegen, so wie man das auch von anderen Studien kennt. Große Firmen können solche Untersuchungen finanzieren. Kleine oder mittelständischen Betrieben fehlt dafür aber meist das Geld. Daran ist vor einigen Jahren schon der Hersteller von "Interferenzstrom-Geräten" gescheitert - eine ebenfalls hoffnungsvolle Therapie.
Dr. Wilkens starb im Februar 2018. Seither ruht alles Geschehen rund um die Therapie.
(1) "Dermo Dyne Therapie / ,Lichtimpfung'", Entwurf eines Positionspapier der Arbeitsgruppe Photodermatologie der Deutschen Gesellschaft für Photobiologie, Prof. Jean Krutmann
Empfohlene Kommentare
Dein Kommentar
Du kannst jetzt schreiben und dich später registrieren. Wenn du schon einen Account bei uns hast, logg dich ein, um deinen Beitrag mit deinem Account zu verfassen.
Hinweis: Dein Beitrag wird von einem Moderator freigeschaltet, bevor er erscheint.