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    "Was soll's – ist eben so"

    Andreas hat viel experimentiert, hat eine Diät "durchgezogen". Ihn stört es zwar selbst, in kurzen Hosen herumzulaufen – aber er tut es trotzdem. Der Erfahrungsbericht eines Betroffenen.

    So fing es an

    Meine ganze Kindheit und Jugend hatte ich nicht über Hautprobleme zu klagen, die auf eine PSO hingedeutet hätten. Dadurch das weder in der Familie noch im Freundeskreis jemals das Wort Schuppenflechte fiel, war es für mich eine Erkrankung, die ganz weit weg ist. Wer auch immer die bekommen mag oder schon hat, ich habe damit nichts zu tun.

    Ich war etwa 23 jahre alt, studierte gerade im 2. Semester Elektrotechnik, als ich eines Tages merkwürdige Verschuppungen im Ohr feststellte. Diese veranlassten mich zunächst zu intensiverer Reinigung per feuchtem Wattestäbchen. Ich wunderte mich, dass sich nach wenigen Tagen wieder "Fremdkörper" im Ohreingang gebildet hatten, maß dem aber keine weitere Bedeutung zu.

    So nach ca. 1 Jahr "stolperte" ich dann immer wieder auf eine groschengroße schuppende Fläche im Haaransatz der Stirn. Bis dahin sah ich keinen Zusammenhang zu irgendetwas. Ich dachte, vielleicht sollte ich mal das Shampoo wechseln, was ich auch tat. Ich fand aber heraus, dass es durch spezielle Anti-Schuppenshampoos eher schlimmer als besser wurde.

    Die Diagnose

    "Tut mir leid, sie haben Psoriasis!" - "Wie lange habe ich noch?"

    Kurze Zeit später bildete sich eine kleine Stelle am linken Ellenbogen, die sich mit der Zeit leicht vergrösserte. Im Alter von 26 Jahren ging ich zum ersten Mal deswegen zum Hautarzt. Der erzählte mir was von Schuppenflechte und dass es unheilbar ist und man da nichts machen kann.

    Ich dachte, ich fantasiere. Das konnte doch wohl nicht sein, was der da erzählt. Ich soll eine unheilbare Krankheit haben? Ich bin doch kerngesund.

    Der Doktor legte noch einen drauf und sagte: "Das wird noch schlimmer werden in den nächsten Jahren und sie werden es noch an vielen anderen Stellen bekommen, auf der Brust z.B. Aber da kann man leider überhaupt nichts machen, damit müssen Sie leben". Das war nicht sehr ermunternd und förderte nur meine Ungläubigkeit und Ablehnung gegen das Gesagte.

    Er verschrieb mir irgendeine selbstgemixte Teersalbe, in die ich meine ganze Hoffnung legte, diese lästige Schupperei schnell für immer los zu werden. Ich fing erstmals an, mich mit dem Thema Schuppenflechte überhaupt zu befassen. Damals war das Internet allerdings noch nicht so populär wie heute, so dass ich meine Infos mühsam aus Büchern, Broschüren und Zeitschriften suchen musste.

    Mein medizinisches Lexikon sagte mir, dass Schuppenflechte tatsächlich eine unheilbare Krankheit sein soll und die Ursache unbekannt ist. Wahrscheinlich wird es vererbt. Tja, aber von wem habe ich es geerbt ? Es hat doch niemand in meiner Familie. Ich fragte extra noch einmal meine Eltern. Ich dachte dann, dass es bei mir eine Fehldiagnose ist und wechselte den Arzt, nachdem ich feststellte, dass die Schupperei von der Teersalbe nicht verschwand.

    Experimentalphase, Erfahrungen

    Nun ja, dieser "neue" Arzt verschrieb mir Ecural, welches erstmalig Wirkung zeigte. Leider nur kurzfristig. Wenn ich die Salbe und Tinktur absetzte, dauerte es nur einige Tage, bis es wieder anfing 😞 Darüber hinaus versuchte ich noch einige andere Salben, die bei anderen Patienten wohl gute Erfolge brachten. Bei mir aber blieben sie leider wirkungslos (Psorcutan, Daivonex, usw.) oder verstärkten die Schuppung.

    Mit 32 Jahren hatte ich mittlerweile zwei Stellen am Kopf, und an beiden Ellenbogen und den Knien. Wobei die Stellen auf den linken Extremitäten größer sind als rechts, dafür sind es rechts 3 kleine, links "nur" eine große (5-Markstückgroß). Ich machte eine Balneo-Phototherapie in 40 Sitzungen (à 75 DM, hat zum Glück alles meine private Krankenversicherung bezahlt). Das dauerte etwa ein viertel Jahr. Danach war ich an den Extremitäten fast beschwerdefrei, auf dem Kopf hat sich nicht viel geändert. Gut, den konnte ich in Solebad auch nicht ständig unter Wasser halten. das hätte mich womöglich sofort für immer von dem Leiden befreit ;-). Nach zwei bis drei Wochen war der alte Zustand wieder da und ich um eine Erfahrung reicher.

    Heute bin ich 34. Wenn sich eine Erkältung ankündigt, fangen meine Hände und Füße seit einem Jahr auch vereinzelt an, rote Stellen zu bekommen, von denen sich die Haut ablöst. Im Normalfall sind die Erscheinungen dort aber minimal bis gar keine. Einen Zusammenhang zwischen Stress und Ruhe kann ich bei mir nicht bestätigen. Im Urlaub habe ich die Symptome genauso wie unter Arbeits-Belastung. Ich bin ein recht ausgeglichener und zielstrebiger Mensch, der die Freude und den Spaß am Leben nicht zu kurz kommen läßt.

    Angeregt durch die Ernährungsdiskussionen, habe ich im November 2000 eine sogenannte Meier-Diät zur Darmsanierung/Entgiftung gemacht. Erstmals seit etlichen Jahren habe ich 4 Wochen lang auf Schokolade und Alkohol vollständig verzichtet. Außerdem auf Kaffee, Fleisch jeglicher Art, Gemüse, Obst, usw. Nikotin wegzulassen war das Einfachste, ich habe mich von dem Zeug glücklicherweise nie abhängig gemacht und nie geraucht.

    Während der Volldiät (zuvor 1 Woche Vorbereitungsdiät mit eingeschränkter "Normalkost") habe ich nur eine Basenlösung 3x täglich zu mir genommen und 1x täglich Bittersalz. Dabei zwei Wochen lang nur alte trockene (wichtig!) Brötchen gegessen. Zusätzlich ist täglich eine Darmspülung durchzuführen, was mich am Anfang etwas Überwindung kostete, aber dann zur lehrreichen Routine wurde (hätte nie geglaubt, dass ich mir drei Liter Wasser in den Darm Pumpen kann, bevor der Schließmuskel aufgibt 😉

    Tja, meine Erwartungen wurden hinsichtlich Rückbildung meiner besonderen Hauterscheinungen nicht erfüllt. Es änderte sich nichts Gravierendes. Seit dem esse ich wieder normal, verzichte aber weitgehend auf Schweinefleisch und Rindfleisch und trinke mehr Tee als Kaffee. Bei Schokolade versuche ich mich etwas mehr zurückzuhalten, obwohl sie eine meiner größten Schwächen ist 😉

    Rückblickend muss ich aber sagen, hat es bei mir keinen signifikanten Einfluss gezeigt. Die Stellen an Ellenbogen und Knien sind mittlerweile noch etwas größer geworden. Ich habe mir aber vorgenommen, in diesem Jahr diese Diät noch einmal zu wiederholen und diesmal auf mindestens sechs Wochen auszudehnen.

    Was mir wirklich hilft, ist ein Urlaub am Meeresstrand bei strahlendem Sonnenschein. Nach 14 Tagen sind die Beschwerden dann erstmal ein paar Wochen fast weg. Leider ist das höchstens 1-2 Mal im Jahr durchführbar.

    Ich treibe regelmäßig Sport (Fitness, Joggen) und gehe öfter in die Sauna (allerdings nicht im Sommer :-). Dabei kann man wunderbar die Schuppen mit dem Handtuch (ohne Weichspüler!) abschrubbeln, ohne das es blutet. Die Haut ist hinterher zwar schön glatt und schuppenfrei, aber leider immer noch gerötet. Allerdings schon nach 24 Stunden haben die übereifrigen Zellen nichts besseres zu tun, als neues Material nachzuschieben. Die merken einfach nicht, dass sie sich völlig unnütz den "Arsch" aufreissen. So blöd möchte ich nicht sein, unnütze Arbeit zu verrichten 😉

    Stand heute

    Über die zurückliegende Verlaufsdauer von ca. 10 Jahren mit PSO hat sich die Symptomatik zwar sehr langsam aber stetig fortentwickelt. Ich bin mittlerweile an einem Punkt angelangt, wo es mich zwar stört, in kurzer Hose oder T-Shirt rumzulaufen, aber ich tue es trotzdem, weil Sonne und Luft tut den "Stellen" gut. Wäre ja paradox, sie abzuschirmen. Wenn ich mal angesprochen werde "ey, was hast du denn da am Arm gemacht?", dann sage ich halt, dass es Schuppenflechte ist und man das nicht weg bekommt, da unheilbar. Was soll's, ist eben so. Auf Ablehnung bin ich damit bisher noch nicht gestossen, auch meine Freundin stört es nicht, die ich trotzdem immer wieder frage, ob es sie nicht stört, dass ich diese Flecken habe 😉

    Vor kurzem habe ich übrigens erfahren, dass mein Vater doch Schuppenflechte hat. Bzw. er hatte es mal. Nur an einem Ellenbogen. Das ist schon so lange her, dass er es vergessen hatte. Nach einigen Jahren Beschwerden ist es bei ihm eines Tages verschwunden und nie wieder aufgetaucht. Da muss er so um die 40 gewesen sein. Nun hoffe ich, dass mir das auch passiert. Aber vielleicht wird auch vorher noch eine Behandlungsmöglichkeit gefunden, die uns Psoriatiker ("Ach, Sie haben studiert?" 🙂 endlich erlöst.

    In diesem Sinne, gute Besserung und auf Wunder hoffen 😉

    Andreas (34)


    Wissen und Tipps für Dein Leben mit Schuppenflechte oder Psoriasis arthritis

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