In einer Studie wurden Menschen mit Psoriasis befragt, warum sie nicht zum Arzt gehen. Einige Antworten sollten Ärzte alarmieren – andere sprechen für mehr Gelassenheit.
Seit einigen Jahren nun schon gibt es deutlich mehr Medikamente, mit denen eine Schuppenflechte oder Psoriasis arthritis erfolgreich behandelt werden kann. So dürften die Erkrankungen doch kein so großes Problem mehr sein, möchte man meinen. Doch mal davon abgesehen, dass die Therapien sehr teuer sind, scheitern sie im Alltag auch an ganz anderen Faktoren. Das zeigt eine Studie, die Forscher an der TU München um Anna Carolina Pilz auf den Weg gebracht haben.
Auf Facebook und bei Google wurde zur Teilnahme an der Studie aufgerufen. In die Auswertung kamen all die, die versichert hatten, dass ein Arzt die Diagnose gestellt hatte und die in den drei Monaten vor der Befragung auch wirklich Psoriasis-Stellen hatten. 649 Teilnehmer erfüllten beide Kriterien.
Bei der Befragung kam unter anderem zutage: 46 Prozent der Befragten waren gar nicht in Behandlung bei einem Arzt, grob gesagt also fast die Hälfte. Und die wurden dann weiter befragt, warum sie nicht zum Arzt gehen.
Ihre Antworten sollten jeden Hautarzt interessieren. Mehr als jeder Dritte nämlich findet, dass sich der Arzt nicht für seine Erkrankung, also die Schuppenflechte, interessiert. Fast jeder Dritte denkt, dass der Arzt nicht gut bescheid weiß. Beides dürfte bei vielen Ärzten nicht stimmen – nur scheint das beim Patienten nicht anzukommen.
Die Grafik zum Einbinden: https://www.datawrapper.de/_/TACoV/
Mehr Gelassenheit führt zu weniger Arztbesuchen
Manchmal aber sind Menschen mit Psoriasis doch gelassener als Ärzte vielleicht vermuten. Mehr als die Hälfte der Nicht-Arztgänger nämlich gibt an, sich einfach an die Schuppenflechte gewöhnt zu haben. Mehr als jeder Fünfte findet seine Symptome als zu leicht für einen Arztbesuch.
Konkret waren das die anderen Gründe:
- Ich habe mich an meine Krankheit gewöhnt und komme einigermaßen gut damit zurecht. (52 Prozent)
- Die Wartezeit für einen Termin ist zu lang. (50,9 Prozent)
- Die Wartezeit in der Arztpraxis ist zu lang. (28,0 Prozent)
- Die Symptome sind nicht schwer genug. (21,4 Prozent)
- Ich muss die Medikamente sowieso selbst bezahlen. (17,0 Prozent)
- Ich befürchte, der Arzt könnte eine schwere Erkrankung feststellen. (3,7 Prozent)
- Ich ziehe es vor, einen Heilpraktiker / Alternativmediziner aufzusuchen. (1,8 Prozent)
- Die Symptome sind immer dann nicht da, wenn ich zum Arzt gehen möchte. (1,5 Prozent)
Die Grafik zum Einbinden: https://www.datawrapper.de/_/4bav9/
"Trotz der Verfügbarkeit effizienter Therapieoptionen in Deutschland sind viele Betroffene mit Psoriasis unzufrieden", schreiben die Studienautoren als Schlussfolgerung in der Kurzfassung ihrer Studie, im Abstract. "Diese unterbehandelte Gruppe wurde als neue Zielgruppe identifiziert." Dieser neuen Zielgruppe nehmen sich dann hoffentlich Ärzte an – und nicht nur die Pharmaindustrie. Die Studie nämlich wurde von der Firma Novartis "finanziell unterstützt". Einige Mitarbeiter sind zudem Mit-Autoren der Studie.
Die ganze Studie kann jeder lesen. Sie ist frei zugänglich im "Journal der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft" erschienen.
🙅 Was hält euch vom Arztbesuch ab? Was nervt euch da am meisten? Schreibt's in die Kommentare.
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