Bei Instagram und Facebook kommt man derzeit kaum an der Werbung für einen Kurs vorbei, wenn man dort öfter zum Thema Psoriasis unterwegs ist: Ein „2h Videokurs vom führenden Professor für Psoriasis“, wird da versprochen. Zum „Early Bird“-Preis, wenn man schnell ist. Wir haben uns das Angebot von „Hello Professor“ angesehen und mit David Neisinger gesprochen. Er ist einer der Köpfe dahinter.
Herr Neisinger, woher kommt Ihr Interesse an dem Thema Gesundheit im Netz?
In meiner Familie gab es in den letzten Jahren einige gesundheitliche Herausforderungen. Da haben wir gemerkt, wie anstrengend es ist, zu einer Erkrankung die wirklich guten, seriösen Informationen zu finden. Dr. Google führte uns schnell zu Angeboten, zum Beispiel in Facebook-Gruppen, die zum Teil haarsträubend waren. Überhaupt fanden wir das Zusammensuchen der Informationen bei Google nicht den richtigen Weg.
Warum bieten Sie einen Kurs gerade zur Psoriasis an? Es gibt so viele Erkrankungen.
Im Bereich Psoriasis gibt es einfach einen sehr starken Informationsbedarf, der Leidensdruck ist hoch. Es gibt effektive Medikamente, die zum Teil nicht verschrieben werden. Wir wollen Betroffenen mehr Wissen über ihre Erkrankung an die Hand geben und sie darauf hinweisen, welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt.
Und warum gerade Sie?
Weil es sonst keiner macht. Meine Schwester ist Assistenzärztin an der Hautklinik der Charité. Sie bedauert, dass sie im Sprechzimmer für einen Patienten immer nur zehn Minuten Zeit hat. Schulungen für Patienten mit Psoriasis finden außerhalb einer Reha kaum bis gar nicht statt. Da lag der Gedanke nahe, sie digital anzubieten. So kann jeder den Kurs absolvieren, wann er dafür Zeit und Nerven hat.
Was wird in dem Kurs vermittelt?
Wissen. Professor Michael P. Schön, unser Experte im Kurs, erklärt, welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt, für wen sie funktionieren, gibt Tipps und Tricks. Er spricht über den Umgang mit Angehörigen oder in der Partnerschaft, über psychische Aspekte oder den Alltag. Der Kurs ist didaktisch aufbereitet, soll also so verständlich wie möglich sein, so dass Laien das medizinische Fachchinesisch auch verstehen.
Gibt es auch Aufklärung über unseriöse Therapiemethoden?
Ja, Professor Schön sagt auch, was Quatsch ist. Er drückt es anders aus, aber er wird auch die Grenzen von Behandlungsmethoden benennen.
Ist der Kurs für Betroffene aller Psoriasis-Formen geeignet?
Ja, Professor Schön wird über alle Formen sprechen. Das Thema Psoriasis arthritis werden wir nur anschneiden können, weil es in eine andere Fachdisziplin gehört.
Werden auch individuelle Fragen beantwortet?
Das dürfen wir rechtlich nicht. Allgemeine Verständnisfragen werden auf jeden Fall beantwortet. Professor Schön ist Chef der Universitäts-Hautklinik in Göttingen. Er bringt aus seiner Sprechstunde die Antworten auf die häufigsten Fragen mit, die ihm seine Patienten stellen.
Und nach dem Kurs?
Ein Jahr lang kann jeder die Inhalte des Kurses immer wieder ansehen. Aus unserer Erfahrung mit einem ähnlichen Kurs zum Thema Urtikaria haben wir viel über die Bedürfnisse von Betroffenen gelernt. Wir haben Checklisten, Merkblätter und eine Liste von Spezialzentren zusammengestellt. Teilnehmer können sich untereinander austauschen.
Sie versprechen, den „führenden Kurs für Betroffene von Schuppenflechte“ anzubieten. Ist es nicht ganz schön hochtrabend, gleich von „führend“ zu sprechen?
Es gibt einfach so gut wie keine derartigen Kurse im Bereich der Hauterkrankungen, da ist „führend“ schnell erreicht. (lächelt)
Die Internetseite zum Kurs erinnert ja schon an eine der typischen Seiten, auf denen man zum Kauf von Wundermitteln zum Superduper-Schnäppchenpreis gedrängt wird.
Ja, am Marketing müssen wir noch feilen. Wir arbeiten seit Juli 2023 am Konzept und der Umsetzung, da lernen wir noch.
Haben Sie sich die Umsetzung des Kurses leichter vorgestellt?
Einerseits ja, andererseits nein. Es war leichter als gedacht, Professoren für das Angebot zu begeistern. Schwieriger ist es, Betroffenen zu zeigen, warum der Kurs für sie spannend sein könnte, was er bewirken kann.
Der Kurs soll später einmal 89 Euro kosten. Wäre das nicht etwas, was Krankenkassen bezahlen müssten?
Natürlich, aber sie tun es nicht. Unsere Gespräche mit einzelnen Kassen waren ernüchternd. Die eine forderte eine mehrtägige Schulung mit wohnortnahen Präsenz-Terminen, die andere sah gleich gar keinen Bedarf. Unser Ziel ist es, dass unser Angebot eines Tages über Selektivverträge mit Krankenkassen finanziert wird.
Wie haben Sie denn den Aufbau des Kurses finanziert, noch so ganz ohne die Einnahmen von Kurs-Teilnehmern?
Aus eigenen Ersparnissen. Investoren gibt es nicht, und wenn mal welche anklopfen sollten, wollen wir uns nicht in eine bestimmte Richtung drängen lassen.
Auch andere arbeiten an dem Angebot einer Patientenschulung. Fürchten Sie da Konkurrenz?
Nein, das ist doch super. Mehr Angebot ist gut. Es hilft, digitale Schulungen in die Regelversorgung zu überführen.
Mehr über den Psoriasis-Kurs von „Hello Professor“
Der Psoriasis-Kurs von "Hello Professor" startet am 1. März 2024. Professor Michael P. Schön von der Universitäts-Hautklinik in Göttingen hat zwei Stunden Videomaterial aufgenommen, in dem er sein Wissen und seine Erfahrung weitergibt. Hinzu kommen Übersichten wie Checklisten, Merkblätter, eine Auflistung von Spezialzentren und ein E-Book sowie eine Austauschmöglichkeit für Kursteilnehmer.
Derzeit gilt ein Einführungspreis von 49 Euro. Danach kostet er 89 Euro.
Danke an unserer Fördermitglieder W. und Kirsten für ihren Input in der Vorbereitung auf das Interview.
Tipps zum Weiterlesen
➜ Artikel: Wirkung von Patientenschulungen untersucht
➜ Überblick: Reha bei Schuppenflechte und Psoriasis arthritis beantragen – so geht‘s
➜ Forum: Erfahrungsaustausch von Betroffenen mit Psoriasis oder Psoriasis arthritis
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