Wer eine Schuppenflechte hat, sollte sich vor Verletzungen hüten – könnte das Fazit einer kürzlich vorgestellten Studie lauten. Ein neues Argument gegen das Sporttreiben?
Forscher wollten herausfinden, ob Psoriasis-Patienten ein erhöhtes Risiko haben, eine Psoriasis arthritis zu entwickeln, wenn sie sich verletzen.
Die Wissenschaftler werteten dazu die Daten von 15.416 britischen Psoriasis-Patienten aus, die sich zwischen 1995 und 2013 verletzt hatten. Sie wurden mit den Daten von 55.230 Psoriasis-Patienten ohne eine Verletzung verglichen. Hinzugezogen wurden zusätzlich noch Daten von 551.723 Menschen ohne Psoriasis, aber mit Verletzung sowie 2,67 Millionen Menschen ohne Psoriasis und ohne Verletzungen.
Die Forscher bereinigten die Rohdaten um Faktoren wie Alter, Geschlecht, Dauer der Psoriasis, Body Mass Index, Rauchen, Alkoholnutzung oder die Zahl der Arztbesuche – eine Methode, damit die Daten irgendwie vergleichbar mit dem Durchschnitt werden.
Das Ergebnis ist ein „Ja, aber“: Es zeigte sich ein erhöhtes Risiko, eine Psoriasis arthritis zu entwickeln, wenn sich ein Mensch mit Psoriasis verletzt – insbesondere, wenn Knochen oder Gelenke in Mitleidenschaft gezogen sind. Wenn Nerven oder die Haut verletzt sind, ist das Risiko nicht erhöht.
In Zahlen ausgedrückt: Das Risiko, dass nach einer Verletzung eine Psoriasis arthritis auftritt, steigt bei Menschen mit Psoriasis um 32 Prozent. Menschen ohne Psoriasis, die sich verletzt hatten, entwickelten übrigens nicht häufiger eine Rheumatoide Arthritis als andere.
Die Forscher stellten ihre Ergebnisse beim europäischen Jahreskongress der Rheumatologen ("EULAR 2015“) vor. Dort bezeichneten sie diese Entwicklung einer Psoriasis arthritis nach einer Verletzung als eine Art "tiefes Koebner-Phänomen“.
„Es ist zu früh dafür, Psoriasis-Patienten zur Vermeidung von Verletzungen zum Beispiel durch Vermeidung von Sport zu raten“, schreibt Thorvardur J. Love vom Landspitali University Hospital in Reykjavik (Island), einer der beteiligten Forscher. „Es ist nicht hilfreich zu sagen ,Verletzen Sie sich nicht’. Aber wenn wir wissen, dass es ein Risiko für Psoriasis-Patienten gibt, können wir das Risiko vielleicht mindern, indem wir die Therapie ändern“, so Love. „Wir sind noch nicht so weit, aber das ist etwas zum Nachdenken."
Die Studie wurde von Rannis – einem isländischen Forschungsfonds – und vom Nationalen Gesundheitsinstitut (NIH) – einer Behörde der USA – bezahlt.
Die Ergebnisse wurden beim oben genannten Rheumatologen-Kongress vorgestellt. Zu dieser Studie gibt es noch keinen Artikel in einer medizinischen Fachzeitschrift. Das heißt: Die Ergebnisse wurden noch nicht von unabhängigen Fachkollegen der Forscher geprüft („Peer review“). Sowohl die Daten als auch die Schlussfolgerungen gelten deshalb als vorläufig, bis sie in einer medizinischen Fachzeitschrift erscheinen.
Unser Fazit: Wer Psoriasis hat und sich verletzt, sollte danach noch mehr auf Anzeichen einer Psoriasis arthritis achten – aber die Studie auf keinen Fall als ein neues Argument gegen das Sporttreiben nutzen.
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