Die Idee von Ansgar Jonietz und Johannes Bittner war so eine typische, ja, Idee eben: Die beiden dachten sich, dass es doch ganz cool wäre, wenn jemand kranken Menschen dieses Ärztelatein erklären würde. Der eine war eher der Informatiker, der andere Medizinstudent – und so setzten sie "mal eben" eine Internetseite auf.
Fünf Jahre später ist daraus ein Sozialunternehmen geworden: washabich.de übersetzt kostenlos unverständliche Befunde. Das macht keine Maschine – echte Menschen nehmen sich jedes Schreibens an. Das sind zum einen Medizinstudenten ab dem 8. Semester und zum anderen erfahrene Mediziner, die in ihrer Freizeit das tun wollen, wozu sie aus verschiedensten Gründen im Arbeitsalltag nicht kommen.
Die Bilanz nach 25.000 übersetzten Befunden:
- 78 Prozent der Nutzer, die sich für oder gegen eine Operation entscheiden wollten, fanden den Service eine gute Hilfe.
- 76 Prozent derjenigen, die vorher Angst hatten, waren hinterher weniger ängstlich.
- 47 Prozent derjenigen, die ein Medikament nehmen müssen, taten das nach der Übersetzung regelmäßiger.
Die Medizinstudenten, die als Übersetzer arbeiten, haben von der ehrenamtlichen Arbeit auf jeden Fall etwas – nämlich mehr Verständnis, wie sie später einmal mit Patienten viel verständlicher kommunizieren können.
So funktioniert washabich.de
- Der Patient sendet seinen Befund per Fax oder im Internet an die Plattform. Dabei gibt er auch an, welchen Abschnitt des Befundes er übersetzt haben möchte. Außerdem kann jeder alle persönlichen Daten schwärzen – auch die des Arztes, von dem der Befund stammt oder an den er gehen sollte.
- "Sachdienliche Hinweise" wie Geburtsjahr, Geschlecht und E-Mail-Adresse werden angegeben.
- Ein Übersetzer von washabich.de nimmt sich des Befundes an.
- Der Patient bekommt eine E-Mail mit einem Link und einem Passwort, unter dem die Übersetzung zu finden ist.
Neuestes Projekt: der Patientenbrief
Neben dem Übersetzen von Befunden verfolgt washabich.de ein weiteres Projekt: den Patientenbrief. Wer aus dem Krankenhaus kommt, soll künftig neben dem Entlassungsbrief auch eine schriftliche Information in leichter Sprache in der Hand haben. Darin stehen Dinge über die Krankheit, welche Untersuchungen durchgeführt werden oder wie sich der Patient verhalten sollte.
Das ganze Angebot finanziert sich aus mehreren Quellen. Das sind Partner und Förderer wie Krankenkassen, Mediziner-Verbände oder die Bertelsmann-Stiftung. Außerdem sind Spenden willkommen.
In den ersten fünf Jahren bekam washabich.de schon einige Anerkennung. Jüngste ist der Querdenker-Preis der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin. Deren Generalsekretär Professor Ulrich R. Fölsch lobte bei der Verleihung das Projekt für ein niederschwelliges digitales Angebot, dass das Arzt-Patienten-Verhältnis nachhaltig verbessere. Die Plattform trage dazu bei, dem Patienten Informationen an die Hand zu geben, mit denen sie auf Augenhöhe mit ihrem Arzt sprechen und eine gemeinsame Entscheidung über mögliche weitere Behandlungen treffen können.
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