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  • Inga Richter
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    Inga Richter

    Termin beim Rheumatologen – wie sich die Wartezeit verkürzen lässt

    Sobald ein Verdacht auf Psoriasis arthritis besteht, heißt es: sofort zum Arzt! Denn je eher die Behandlung beginnt, desto besser die Prognose. Leider nur lassen Termine beim Rheumatologen bisweilen viel zu lange auf sich warten. Inzwischen aber gibt es rheumatologische Praxen und Kliniken, die Frühsprechstunden anbieten.

    Die Symptome einer Arthritis sind für den Patienten klar spürbar: angeschwollene und schmerzende Gelenke, welche manchmal morgens steif und unbeweglich sind. Zur weiteren Abklärung sollten beim Hausarzt die Entzündungsparameter im Blut überprüft werden. Ein vom Rheumazentrum der Universität Düsseldorf entwickelter Fragebogen kann die letzten Zweifel beseitigen: Unter www.rheuma-check.de findet man 34 Fragen, deren Antworten die Wahrscheinlichkeit einer Arthritis wiedergeben. Bestätigt sich der Verdacht, ist schnellstmöglich der Facharzt gefragt.

    "Man weiß heute, dass die Therapie im frühen Krankheitsstadium am besten greift und Medikamente gerade gegen aggressive und fortschreitende Verlaufsformen hier gute Chancen haben", sagte Professor Markus Gaubitz, niedergelassener Rheumatologe in Münster. Er ist Sprecher der Projektgruppe Frühdiagnose/Integrierte Versorgung der Arbeitsgemeinschaft Regionaler Kooperativer Rheumazentren (AGRZ). Um eine Gelenkzerstörung mit einhergehendem Funktionsverlust zu verhindern, solle die Behandlung mit DMARD (Disease Modifying Anti-Rheumatic Drugs) laut der Leitlinie für rheumatoide Arthritis (RA) bis spätestens sechs Monate nach Beschwerdebeginn eingeleitet werden.

    Möglichst früh einschreiten

    Die Notwendigkeit, möglichst noch früher einzuschreiten, ergibt sich aus dem Ergebnis einer Untersuchung des Deutschen Rheuma Forschungszentrums (DRFZ): „Patienten mit rheumatoider Arthritis, die bereits rasch nach Symptombeginn mit solchen Basistherapeutika behandelt wurden, hatten nach zwei Jahren einen deutlich besseren Behandlungserfolg, als Patienten, bei denen die Therapie erst etwa drei Monate später begonnen wurde “, betont Diplom-Psychologin Gisela Westhoff vom DRFZ in Berlin. Doch was nützt die Überweisung zu einem Rheumatologen, wenn der nächstmögliche Termin jenseits dieser Fristen liegt?

    Und das ist keine Seltenheit: Ein Benutzerin im Forum vom Psoriasis-Netz klagt über verstärkte Schmerzen in den Gelenken. Knie, Ellenbogen und Fersenbein sind betroffen. Ihr Hautarzt wiegelte ab mit dem fälschlichen Hinweis, dabei handele es sich nicht um „typische“ Psoriasis-Gelenke. „Einen Termin beim Orthopäden habe ich, aber erst in ein paar Wochen. Allerdings wäre ja dann eher ein Rheumatologe zuständig, und da bekomme ich frühestens in fei bis vier Monaten einen Termin“, schreibt Lorelai. Dem oder der Nutzer/in namens Refuah geht es ähnlich. Zwar vermutet der Hausarzt eine Psoriasis arthritis (PsA), doch trotz dessen Bitte um einen frühest möglichen Termin in der Rheumaambulanz der Uniklinik Freiburg habe er/sie erst in vier Monaten einen Termin bekommen.

    Rheumatologen-Mangel

    Die Gründe liegen auf der Hand. Geschätzte 1,5 Millionen Erwachsene und 15.000 Kinder in Deutschland leiden an entzündlichem Rheuma. Auf 10.000 Patienten kommen aber laut Gemeinsamem Bundesausschuss (G-BA) nur 0,5 Fachinternisten, die sich wiederum aufteilen in Kardiologen, Diabetologen, Pulmologen, Gastroenterologen – und einige wenige Rheumatologen. Professorin Angela Zink, stellvertretende Direktorin und Gruppenleiterin der Epidemiologie am Deutschen Rheumazentrum, meint, es gäbe nur halb so viele Rheumatologen, wie es für eine angemessene Versorgung notwendig wäre. Den Grund sieht sie in dem unzureichenden Ausbildungsangebot der medizinischen Universitäten: „Wir haben nur sieben Universitäten, in denen die Rheumatologie als eigenständiges Fach vertreten ist“, sagte sie. Und was man im Studium nicht gehört hat, das wäre auch später nicht interessant für die angehenden Mediziner – beispielsweise, wenn es um die Facharztausbildung ginge.

    Ursula Faubel, Geschäftsführerin des Deutschen Rheuma- Liga Bundesverbandes und Sprecherin der Patientenvertretung im Unterausschuss Bedarfsplanung des G-BA, gab in einem Interview für die Mitgliederzeitschrift „mobil“ noch einen weiteren Grund an: „Bisher werden alle internistischen Fachärzte in einer Arztgruppe geplant. Dies bedeutet, dass bei der Festlegung der Zahlen, wie viele Ärzte erforderlich sind, nicht unterschieden wird, ob ein Internist beispielsweise Kardiologe oder Rheumatologe ist.“ Der Bedarf pro Region wird daher als gedeckt angesehen, obwohl es an einzelnen Fachrichtungen, wie eben der Rheumatologie, mangele.

    Versorgungslücken schneller erkennen

    Auf eine Forderung der Patientenvertretung habe der Gesetzgeber den G-BA beauftragt, bis zum Jahresende 2012 die Richtlinie zur Bedarfsplanung zu überarbeiten. Das ist auch geschehen: „Wir haben nun eine zielgenaue und den regionalen Besonderheiten Rechnung tragende flexible Regelung vorgelegt, mit der die Zulassungsmöglichkeiten von Ärztinnen und Ärzten in ländlichen Regionen verbessert und mit der Verteilungsprobleme in der ärztlichen Versorgung zielgerichtet angegangen werden können“; sagte Josef Hecken, Vorsitzender des G-BA, am 20.12.2012 in Berlin. Ein feingliedrigeres Planungsraster soll es ermöglichen, Versorgungslücken schneller zu erkennen und zu schließen, das ärztliche Leistungsangebot stärker nach Arztgruppen auszudifferenzieren und somit auch die fachärztliche Versorgung pro Gebiet zu verbessern.

    Diese Reform der Bedarfsplanung ist seit dem 01. Januar 2013 rechtswirksam in Kraft getreten. Laut Informationen des G-BA stellen die Kassenärztlichen Vereinigungen und Krankenkassen in den Landesausschüssen der einzelnen Bundesländer derzeit eigene Bedarfspläne für die künftige Verteilung von Ärztinnen und Ärzten auf.

    Bis zur Umsetzung wird demnach wohl noch einige Zeit ins Land gehen. Zumal eine solche Regelung wenig nützt, wenn zu wenige Ärzte für die Rheumatologie ausgebildet werden.

    Hoffnungsträger Frühsprechstunden

    Glücklicherweise haben einige Rheumatologen das Problem schon vor vielen Jahren erkannt und bieten Frühsprechstunden an. Wie viele das genau sind, weiß selbst die Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie nicht ganz genau. An Rheumazentren, so die Aussage, gäbe es derzeit wenige „explizite“ Frühsprechstunden.  Allerdings könne man aufgrund von Selektivverträgen davon ausgehen, dass Frühsprechstunden in jeder Praxis, die am Vertrag teilnimmt, etabliert sind. Wie der Vorsitzende des Berufsverbands Deutscher Rheumatologen mitteilte, bieten in Bayern 90 Prozent der niedergelassenen Rheumatologen Frühsprechstunden an. Analoge Situationen dürften für die Selektivverträge in Bremen, Westfalen-Lippe, Brandenburg mit der BarmerGEK beziehungsweise der AOK gegeben sein. Genauere Zahlen soll demnächst eine Umfrage durch die DGRH abklären. Doch auch andere niedergelassene Rheumatologen haben dem DGRH zufolge das Problem so gelöst, dass sie vermehrt Zeitkorridore für Erstvorstellungen freihalten. Das ist zwar im engeren Sinne keine Frühsprechstunde, erfüllt aber denselben Zweck, dass Patienten frühzeitig den Erstzugang zum Rheumatologen finden. (Klinikadressen am Ende dieses Artikels)

    Hat man eine Einrichtung oder Praxis mit der Option „Frühsprechstunde“ gefunden, müssen gewisse Voraussetzungen erfüllt sein, um einen Termin zu ergattern: die beschriebenen Beschwerden, die Laborwerte des Hausarztes (siehe Angaben am Ende des Artikels) und auch dessen Mitarbeit. Meist ist eine Anmeldung per Fax oder Telefon durch den Arzt gefordert.

    Außerdem wäre es von Vorteil, wenn der Hausarzt in Absprache mit dem betreffenden Facharzt bereits die entsprechenden Röntgenbilder veranlasst, um den Eintritt in die Therapie zu beschleunigen. Dabei sollten allerdings genau die Bilder angefordert werden, die der Rheumatologe benötigt.

    Terminservice der Krankenkassen

    "Einen Arzttermin vereinbaren? Wir erledigen das für Sie!" So wirbt etwa die Techniker Krankenkasse auf ihrer Website. Und: „Wir optimieren Ihren Arzttermin“ titelt die IKK gesund plus. Immer mehr Krankenkassen bieten einen solchen Terminvereinbarungsservice an. Dafür gibt es jeweils eine Hotline oder auch einen Online Fragebogen. Manche Kassen benötigen hierfür eine Überweisung, andere nicht.

    Die Stiftung Warentest hat diesen Service getestet und jeweils fünf Patienten bei insgesamt 16 Krankenkassen anrufen lassen, um einen früheren Termin bei einem Orthopäden beziehungsweise Neurologen zu erhalten. Die Norm der Wartezeit beträgt 24 Tage, wobei allerdings Privatpatienten und Akutfälle einbezogen sind, die in der Regel eher einen Termin erhalten. Somit dürfte die Wartezeit für gesetzliche Versicherte wesentlich höher ausfallen. Das Ergebnis: In 20 von 80 Fällen konnte kein Termin vermittelt werden, da die Voraussetzungen nicht erfüllt waren. Durchschnittlich betrachtet fiel der Test jedoch positiv aus: In 42 von 60 Fällen kam ein Termin nach durchschnittlich 20 Tagen zustande. Ob das bei den rar gesäten Rheumatologen auch funktioniert, sei dahin gestellt.

    Und wenn es doch mal länger dauert?

    Trotz der zahlreichen Initiativen ist die Versorgungslage nach wie vor suboptimal. Gerade für Betroffene in ländlichen Gebieten oder diejenigen, die keine weiten Strecken fahren wollen oder können. Und die Alternativen sind eigentlich keine. Denn in der Zwischenzeit bedürfen die Patienten je nach Symptomen einer symptomatischen Behandlung durch den Hausarzt, sagt Professor Keyßer, Leiter des Arbeitsbereiches Rheumatologie am Rheumazentrum des Universitätsklinikums Halle (Saale): „Zu nennen wären hier beispielsweise nichtsteroidale Antirheumatika, bei denen jedoch eine Reihe von Kontraindikationen und Vorsichtsmaßnahmen zu beachten sind.“

    Doch aller Widrigkeiten zum Trotz sei sicher der sinnvollste Rat, sich mit dem Hausarzt in Verbindung zu setzen und die Überweisung an ein Rheumazentrum oder einen niedergelassenen Rheumatologen zu verlangen. In schwerwiegenden Fällen könne auch eine stationäre Einweisung in eine rheumatologische Fachklinik sinnvoll sein.

    Früherkennung problematisch

    Allerdings gibt es neben den zeitlichen Verzögerungen aufgrund der späten Termine noch ein weiteres Problem, das die Früherkennung erschwert: Die Diagnose gerade zu Beginn entzündlich-rheumatischer Erkrankungen ist meistens sehr schwierig.

    Zwar sind entzündungsspezifische Antikörper gegen die so genannten cyclisch citrullinierten Peptide (CCP)  hoch spezifische Marker für eine Rheumatoide Arthritis (RA) und ein positives Testergebnis deutet laut Professor Jörn Kekow, Rheumatologe von der Universität Magdeburg zu 97 Prozent auf eine RA hin. Doch etwa die Hälfte der Patienten mit früher RA weisen noch keine CCP-Antikörper auf, so Kekow gegenüber der Ärztezeitung. Demnach werden Patienten bei einem negativen CCP-Test nicht in die rheumatologische Frühsprechstunde überwiesen, obwohl es eigentlich notwendig wäre. Kekow: "Patienten mit wahrscheinlich entzündlichen Beschwerden in mehr als zwei Gelenken sollten generell in die Frühsprechstunde überwiesen werden – ob mit oder ohne CCP-Antikörper."

    Kriterien für einen Termin bei einer Frühsprechstunde

    Bei rheumatoider und Psoriasis Arthritis muss mindestens eines der folgenden klinischen Symptome vorliegen:

    • ≥ 2 schmerzhafte Gelenke
    • ≥ 2 geschwollene Gelenke
    • Morgensteifigkeit der Gelenke ≥ 30 Minuten

    Außerdem muss mindestens einer der folgenden Laborwerte pathologisch verändert sein:

    Rheumafaktor

    • ANA-Titer (Antinukleare Antikörper)
    • BSG (Blutsenkungsgeschwindigkeit) nach Westergreen
    • CRP (C-reaktives Protein)

    Bei früher Spondyloarthritis

    • neu aufgetretener oder chronischer (seit mehr als 3 Monaten und nicht länger als 2 Jahre) tiefsitzender Rückenschmerz
    • Beginn des Rückenschmerzes vor dem 45. Lebensjahr

    und zusätzlich eines der folgenden Kriterien:

    • entzündlicher Rückenschmerz, der sich bei Bewegung bessert, nachts oder morgens auftritt und mit Morgensteifigkeit im Rücken von mehr als 30 Minuten verbunden ist
    • positiver Nachweis von HLA-B-27

    Wo werden Frühsprechstunden angeboten?

    Auch einige Universitätskliniken bieten einen Frühsprechstundenservice an. Eine davon ist die Rheumatologie und Klinische Immunologie der Charité in Berlin Diese Sprechstunde ist offen für Patienten mit einer sehr frühen Arthritis, bei denen die Beschwerden mindestens vier Wochen und maximal ein Jahr lang andauern. Entzündungswerte sollten im Blut nachweisbar sein. Einen Termin für diese Sprechstunde kann der behandelnde Arzt oder der Patient unter der Telefonnummer 030-450-513133 vereinbaren.

    Die Rheumatologie Düsseldorf am Universitätsklinikum ist Mitglied der regionalen Rheumazentren, einem Verbund der Rheumatologen aus Kliniken und Praxen der Region. Hier können ebenfalls Termine für Spezialsprechstunden eingeholt werden. Laut Informationen der DGRH werden hier „offene Sprechstunden“ angeboten, wo einmal pro Woche Patienten unangemeldet hingehen können.

    Adresse:

    Rheumatologische Ambulanz
    Universitätsklinikum Düsseldorf
    Klinik für Endokrinologie, Diabetologie und Rheumatologie
    MNR-Klinik (Erdgeschoss)
    Moorenstraße 5
    40225 Düsseldorf

    Patientenanmeldung:

    Telefon : 0211-811-7811 oder -7817 oder -6766
    Fax : 0211-811-6455

    In Halle (Saale) bieten sechs kooperierende Rheumatologen eine Frühsprechstunde an. Bei Vorliegen der Kriterien sollte der Hausarzt diese kurz dokumentieren und anschließend das Anmeldeformular an die Koordinierungsstelle der Früharthritissprechstunde des Rheumazentrums Halle faxen (Fax-Nummer: 03 45/5 57 49 34). Dem Patienten wird umgehend telefonisch ein Termin durch den behandelnden Rheumatologen mitgeteilt.

    Laut Keyßer wird die Sprechstunde sehr gut angenommen, da im Süden Sachsen-Anhalts kaum niedergelassene Rheumatologen praktizieren. „Es ist unser Ziel, die Wartezeit für diese Patienten auf 14 Tage zu beschränken“, sagt Keyßer. Dies könnte in den allermeisten Fällen realisiert werden.

    In Niedersachsen haben sich unter anderem Hausärzte, Rheumatologen, die Medizinische Hochschule Hannover sowie Krankenkassen, ReHa Zentren, Physiotherapeuten und die Rheuma Liga zu einem Kompetenznetzwerk zusammengeschlossen, das eine Frühversorgung binnen 14 Tagen sichern soll:

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    Empfohlene Kommentare

    Ich denke, dass es unter Umständen zu Wartezeiten in der Rheumatologie kommen kann. Natürlich ist es zielführend sich bei Beschwerden sofort an einen Termin zu machen. Wie Sie bereits sagen, ist bei manchen Verdachten ein schnelles Handeln nötig, sodass diese Patienten sicherlich leichter einen frühen Termin bekommen. Vielen Dank für Ihren Beitrag!

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