Wer beim nächsten Arztbesuch alles ansprechen will, was ihn plagt, sollte zuhause üben und eine Uhr laufen lassen. Nach 18 Sekunden nämlich unterbricht der durchschnittliche Arzt erstmals einen Patienten. Die Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie diskutiert das Problem.
„Ich habe morgens immer so Kreuzschmerzen. Nach einer Weile geht das weg. Aber meine Hände, die machen mir Sorgen. Ich kann kaum noch was festhalten. Vor allem die Daumen sind da empfindlich. Ich nehm schon jeden Morgen ne Schmerztablette. Davon bekomme ich aber…“
Danach ist Schluss.
Dann nämlich sind ungefähr 18 Sekunden vergangen. Danach unterbricht der Durchschnitts-Arzt zum ersten Mal seinen Patienten. Die Ärzte selbst finden das auch nicht klasse – deshalb beklagen sie jetzt öffentlich, dass sie zu wenig Zeit für den Patienten haben.
“Das Arzt-Patienten-Gespräch nimmt immer weniger Raum im medizinischen Alltag ein”, erklärt die Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh). Dafür zieht immer mehr Technik ein. Aufwändige Untersuchungen verdrängen das Gespräch. “Dabei ist das gerade in der Rheumatologie von großer Bedeutung und besonders zeitintensiv”, so Professor Stefan Schewe. Er ist Rheumatologe am Klinikum der Uni München.
Der Knackpunkt: Gespräche werden – im Gegensatz zu all den technischen Verfahren- von den Kostenträgern nicht angemessen vergütet. So könnten Ärzte nicht wirtschaftlich arbeiten. Zurück bleiben frustrierte Ärzte und ebensolche Patienten.
Am 2. September 2011 diskutierten Fachleute beim Kongress der DGRh über das Problem. Weil die Veranstaltung aufgezeichnet wurde, hatte jeder etwas davon. Das Gespräch wurde am 4. September 2011 von 9.35 bis 10 Uhr in der Sendung “B5 Gesundheit” gesendet. Später gab es die Sendung dann auch als Podcast zum Herunterladen.
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