Spielekonsolen sind nur etwas für diese Leute, die sowieso zum Nerd neigen und am liebsten den ganzen Tag vor der Glotze hängen? Weit gefehlt – die Geräte können in die Therapie von Erkrankungen einbezogen werden. Das hat ein Team aus Berliner Forschern jetzt für die Behandlung der rheumatoiden Arthritis ermittelt.
Die Wissenschaftler der Charité gingen der Frage nach, ob ein Programm mit Übungen für die Nintendo Wii für Menschen mit Rheuma zum einen machbar ist und sich zum anderen überhaupt nachweisbar lohnt. "Lohnen" sollte es sich insbesondere für ein regelmäßiges und gezieltes Training.
Das Ergebnis: "Wenn Patienten mit Gelenkerkrankungen aus Zeitgründen oder aufgrund der schlechten Erreichbarkeit einer Physiotherapie-Praxis kaum noch körperlich aktiv sind, dann können animierte Heimübungsprogramme zur Bewegungsförderung beitragen", so die Forscher. Ein wichtiger Pluspunkt ist für die Wissenschaftler, dass die Spielkonsole den Übenden immer wieder motiviert. Das schafft sie ihrer Meinung nach auch unabhängig davon, wie alt der Patient ist und wie lange er seine rheumatische Erkrankung schon hat.
Die Studie lief über ein halbes Jahr. Alle 30 Teilnehmer hatten eine rheumatoide Arthritis und nahmen ein biologisches Basismedikament. Ihre Erkrankung war nur wenig aktiv. Alle bekamen ein eigenständiges Training gezeigt – die eine Hälfte ein "normales" mit Physiotherapie-Übungen für zuhause, die andere Hälfte "Wii Fit Plus", ein animiertes Übungsprogramm an der Wii. Nach drei Monaten tauschten die Patienten die Behandlungsgruppe, in der sie weitere drei Monate dann eben die andere Behandlungsart ausübte.
Wer jetzt Angst hat, dass Patienten an der Wii die Bewegungen mangels Anleitung falsch ausführen, wird von den Forschern eines Besseren belehrt: "Die Vorteile der zeitlichen Flexibilität und der unterhaltsamen Ausführung scheinen den Nachteil der nicht angeleiteten und möglicherweise nicht optimalen Bewegungsausführung auszugleichen", schreiben sie.
Und egal, ob mit oder ohne Spielekonsole: „Beide Gruppen weisen nach dem Therapiezeitraum die gleichen Verbesserungen in den physiologischen Funktionstests aus“, so Studienkoordinator Jan Zernicke. "Die Gesamtmuskelkraft stieg um etwa zwölf Prozent an und die Gehleistung erhöhte sich um durchschnittlich fünf Prozent."
Die Ergebnisse der Untersuchung haben die Forscher in der Fachzeitschrift BMC Musculoskeletal Disorders aufgeschrieben.
Übungen mit der Spielekonsole Wii werden zum Beispiel auf einem solchen "Brett" ausgeführt.
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