Die Zahl der Betroffenen mit einer entzündlich-rheumatischen Erkrankung hat in den letzten Jahren zugenommen. Das hat eine neue Analyse ergeben. Damit gibt es auch aktuelle Zahlen, wie verbreitet die Psoriasis arthritis ist.
Die Fakten
Entzündlich-rheumatische Erkrankungen in Deutschland nehmen zu. Das zeigt eine Analyse von Epidemiologen des Deutschen Rheuma-Forschungszentrums Berlin (DRFZ). Um aktuelle Zahlen zu ermitteln, haben sich die Forscher die Artikel und Studien angesehen, die auf den Plattformen PubMed und "Web of Science" erschienen sind. Zwischen 2014 und 2022 hatten sich dort 20 Beiträge mit der Verbreitung der entzündlich-rheumatischen Erkrankungen beschäftigt.
Insgesamt haben demnach 2,2 bis 3 Prozent der Erwachsenen in Deutschland eine entzündlich-rheumatische Erkrankung – also 1,5 bis 2,1 Millionen Menschen.
Das sind die Zahlen für einzelne Erkrankungsformen:
- Rheumatoide Arthritis haben 0,8 bis 1,2 Prozent der Erwachsenen – also 560.000 bis 830.000 Menschen.
- Spondyloarthritiden haben 690.000 bis 970.000 Erwachsene.
- Ankylosierende Spondylitis haben 350.000 Erwachsene.
- Psoriasis arthritis haben 170.000 bis 220.000 Erwachsene.
- Polymyalgia rheumatica haben 66.000 bis 71.000 Erwachsene.
- Das primäre Sjögren-Syndrom haben 49.000 Menschen, sekundäre Formen (Sicca-Syndrom) 280.000 bis 490.000 Betroffene.
- Systemischen Lupus erythematodes haben 39.000 Erwachsene.
- Riesenzellarteriitis haben 15.000 bis 19.000 Erwachsene.
- ANCA-assoziierte Vaskulitiden haben 18.000 Erwachsene.
14.000 Kinder und Jugendlichen leiden unter einer Arthritis-Form.
Das alles sind Schätzungen, denn Grundlage für die meisten Studien sind Abrechnungsdaten. So fließen in die Analysen auch nur dann Daten ein, wenn jemand wegen seiner Erkrankung zum Arzt gegangen ist. Alle, die Arztbesuche aufgegeben haben oder aus einem anderen Grund still vor sich hin leiden, tauchen in solchen Statistiken nicht auf. Hinzu kommt, dass fehlerhafte Codierungen der Art der Erkrankung bei der Abrechnung manchmal in die Irre führen. Dr. Katinka Albrecht, Erstautorin der Analyse, weist auf diese Schwächen in der Studie auch hin.
Warum die Zahl steigt
Im Jahr 2016 hatten die Forscher schon einmal die Zahlen ermittelt. Damals waren etwa zwei Prozent der Erwachsenen von einer entzündlich-rheumatischen Krankheit betroffen – also 1,45 Millionen Menschen. „Seitdem sind die Zahlen tatsächlich gestiegen", so Dr. Albrecht. Gründe für die steigende Zahl sind, dass die Erkrankungen heutzutage früher erkannt werden und eine höhere Lebenserwartung.
„Unsicher sind die Zahlen auch für ERE bei Kindern und Jugendlichen", bedauert Dr. Albrecht. In der Altersgruppe ist der Anteil derer mit einer sogenannten Juvenilen Idiopathische Arthritis in etwa gleich geblieben: Eins von 1000 Kindern ist davon betroffen.
Warum die Zahlen wichtig sind
Eine möglichst genaue Zahl der Menschen mit einer entzündlich-rheumatischen Erkrankung ist auch wichtig, damit genügend Rheumatologen ausgebildet und eingestzt werden. "Die Zahlen bilden auch die Grundlage für die Berechnung des Versorgungsbedarfs", sagt Professor Andreas Krause, Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologe. "Rheuma ist eine Volkskrankheit. Das spiegelt sich jedoch nicht in der Versorgungsrealität wider. Deshalb warten viele Patienten noch immer zu lange auf einen rheumatologischen Facharzttermin." Frühe Diagnostik sei aber wichtig, um bleibende Schäden abzuwenden. Da entzündlich-rheumatischen Erkrankungen vor allem Menschen im arbeitsfähigen Alter treffen, leide nicht nur die Lebensqualität. Auch volkswirtschaftliche Einbußen seien eine Folge.
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