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  • Claudia Liebram
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    Claudia Liebram

    Rheuma spricht auf anthroposophische Therapie an – zumindest im frühen Stadium

    Bei Rheuma gilt wie bei Psoriasis arthritis: Je früher die Diagnose feststeht, um so besser. Die Erkrankung kann dann auch früher behandelt werden, Schäden und Schmerzen werden so gering wie möglich gehalten – im besten Falle jedenfalls.

    Viele Betroffene bekommen von ihrem Arzt als Basistherapie dann ein sogenanntes DMARD – ein Arzneimittel, das den Verlauf der Krankheit modifiziert, aber nicht die aktuellen Symptome. Das DMARD wirkt auch bei vielen – bei vielen aber eben auch nicht so sehr. Rheuma-Experten schreiben in ihrer Patienten-Leitlinie, dass ein Drittel von der Therapie mit einem DMARD etwas hat. Bei einem weiteren Drittel wären Gelenke auch ohne DMARD heil geblieben. Und: Ein Drittel bricht die Therapie ab, weil das Medikament nicht gut genug wirkt oder die Nebenwirkungen unerträglich werden.

    „Angesichts dieser Situation wollten wir herausfinden, ob es vergleichbar wirksame Therapieverfahren gibt, die weniger Nebenwirkungen haben“, erläutert Dr. Harald Hamre von der Universität Witten/Herdecke. Mit Forschern aus drei anderen Kliniken in Deutschland verabreichte er Patienten mit einer noch relativ frischen Rheumatoiden Arthritis eine anthroposophische Therapie. Angewendet wurden in dieser Gruppe spezielle anthroposophische Arzneimittel, Kunsttherapie, Eurythmie-Therapie, physiotherapeutische und pflegerische Maßnahmen, Ernährungsberatung sowie biographisch-therapeutische Gespräche.

    Eine Vergleichsgruppe bekam die klassischen DMARD. Beide Gruppen bekamen weiterhin Kortison und andere Schmerz- und entzündungshemmende Arzneimittel (nicht-steroidale Antirheumatika, NSAID).

    Die Wissenschaftler wollten wissen, wie stark sich die Symptome der Krankheit, Labordaten und Röntgenbefunde änderten. Zwei unabhängige Experten werteten "verblindet" Röntgenbilder aus – sie wussten also nicht, zu welcher Studiengruppe der Patient gehörte.

    "Im Ergebnis zeigten die Forscher, dass es bei den Patienten in der anthroposophischen Therapiegruppe, die ohne DMARD behandelt wurden, weniger Nebenwirkungen gab", schreiben die Wissenschaftler jetzt.  Ein Ergebnis war demnach auch: Kortison, Schmerz- und entzündungshemmende Medikamente mussten in der anthroposophisch behandelten Gruppe seltener eingesetzt werden.

    Die Forscher interessierten sich auch für den Langzeitverlauf der Erkrankung bei ihren Patienten. Die mit der anthroposophischen Therapie waren da genauso gut wie die Patienten, die mit DMARD behandelt wurden.  Unter den anthroposophisch therapierten Studienpatienten mussten nur 6 Prozent dann doch mit DMARD behandelt werden.

    „Für die Patienten sind diese Ergebnisse sehr vielversprechend, denn es wurde deutlich, dass es durchaus Alternativen zu DMARD gibt“, sagt Hamre. Er sagt aber auch: „Für Patienten, die eine anthroposophische Therapie ohne DMARD erhalten, ist eine regelmäßige Kontrolle bei einem erfahrenen Arzt erforderlich, um zu klären, ob der Verlauf zufriedenstellend ist oder man doch DMARD oder andere Therapieverfahren einsetzen muss.“

    Über die Studie

    Die Studie hatte den Namen CPAK – die Abkürzung für Chronische Polyarthritis Anthroposophisch vs. Konventionelll. 251 Patienten nahmen teil. Sie waren zwischen 16 und 70 Jahren alt. Alle hatten eine rheumatoide Arthritis nicht länger als drei Jahre, aber noch nie ein DMARD genommen. Sie wurden vier Jahre lang betreut.

    Die Studie wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. Sie ist vollständig lesbar im Journal "Patient Preference and Adherence 2018".

    Unsere Gedanken zur Studie

    Gesagt werden muss: Die Studie hat Schwächen. So konnten die Teilnehmer selbst wählen, wie sie therapiert werden wollen – anthroposopisch oder "klassisch". Ärzte und Patienten wussten dann, wer welche Therapie bekommt. Damit ist die Studie keine vom höchsten Standard, wo die Patienten zufällig einer Therapiegruppe zugeordnet werden und weder sie noch die Ärzte wissen, wer welche Behandlung bekommt. Die Forscher schränken dann auch selbst ein: Ihre Studie sagt oder beweist nicht, wie die anthroposophische Behandlung bei Patienten gewirkt hätte, wenn zur "klassischen" Therapie noch die Anthroposophie kommt.

    Außerdem bekamen die anthroposophisch behandelten Patienten weitere, ergänzende Therapien wie Physiotherapie, Ernährungsberatung sowie psychologische Gespräche. Die hätten bestimmt auch bei "klassisch" behandelten Patienten das Ergebnis verbessert.

    Und so ziehen die Forscher auch nur das Fazit: Patienten, die eine anthroposophische Behandlung wollen, kommen oft auch ohne DMARD und mit weniger Kortison und Schmerzmittel (NSAID) aus.


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