- „Facebook ist eine wichtige Informationsquelle für Psoriasis-Patienten“, schreiben Forscher in einer neuen Studie. „Die Qualität der angebotenen Informationen scheint jedoch unzureichend zu sein und muss verbessert werden.“ Darum sollten sich ihrer Meinung nach auch Angehörige der Gesundheitsberufe kümmern.
- Fast drei von vier Facebook-Nutzern mit Schuppenflechte suchen dort auch nach Informationen zu ihrer Erkrankung.
- Wer in einer Facebook-Gruppe zum Thema Psoriasis ist, gibt an, dass er dank des Netzwerks mit seiner Erkrankung besser umgehen kann.
- Drei von fünf Facebook-Nutzern mit Schuppenflechte fanden dort schon „unzuverlässige“ Informationen. Fast genauso viele sahen innerhalb von Facebook Werbung in Sachen Psoriasis.
Über Facebook hat fast jeder eine Meinung. Fakt ist: Viele Menschen suchen in dem sozialen Netzwerk auch nach Informationen zum Thema Gesundheit. Münchner Forscher wollten herausbekommen: Wie wichtig ist Facebook für Menschen mit Psoriasis in Deutschland? Und eignet sich Facebook überhaupt als Quelle für Informationen?
Also setzten die Wissenschaftler um Barbara Schuster von der TU München eine Online-Umfrage auf. Wir riefen im Psoriasis-Netz, in unserem Newsletter und in unserer Community zur Teilnahme auf. Die Ergebnisse erschienen jetzt in der Online-Ausgabe der Fachzeitschrift „Journal der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft“.
Die Forscher konnten die Daten von 101 Befragten in ihre Studie aufnehmen. Drei Viertel von ihnen nutzten damals, um die Jahreswende 2017/2018, Facebook mindestens einmal im Monat – die meisten allerdings öfter, nämlich zwischen 5 und 30 Minuten pro Tag.
Unter den Facebook-Nutzern gaben 72 Prozent an, dass sie das soziale Netzwerk auch für die Suche nach Informationen über Hautkrankheiten nutzen – die Jüngeren weniger, die Über-60-Jährigen deutlich mehr.
Einer von drei Facebook-Nutzern aus der Studie hatte zuvor selbst schon einmal auf Facebook über seine Hautkrankheit etwas geschrieben, am häufigsten Texte und Links, seltener Fotos oder Videos. Einer von drei Facebook-Nutzern war Mitglied einer Facebook-Gruppe zum Thema Schuppenflechte – die eine Hälfte aktiv, die andere Hälfte passiv.
Positive und negative Folgen der Facebook-Nutzung
Jeder Achte meinte, dass ihm Facebook hilft, mit der Krankheit umzugehen. Jeder Sechste meinte, dass Facebook hilft, mit anderen Betroffenen in Kontakt zu kommen. Der „Facebook-Neid“ – der Vergleich des eigenen Erfolgs oder Aussehens mit dem von anderen Nutzern – war unter den Menschen mit Schuppenflechte nicht höher als üblich.
Aber: 60 Prozent der Facebook-Nutzer meinten auch, dass sie bei Facebook auch auf unzuverlässige Informationen über Psoriasis stoßen. 57 Prozent hatten bei Facebook auch schon „manipulative Werbung“ für Produkte oder Dienstleistungen gesehen.
Fazit und Empfehlungen der Forscher
„Facebook ist eine häufig genutzte Informationsquelle für Psoriasis-Patienten“, schreiben die Forscher in ihrem Fazit. „Die Informationen zur Krankheit scheinen aber unzureichend zu sein, denn nicht einmal 25 Prozent der Facebook-Nutzer in unserer Stichprobe waren mit der Menge der Informationen zufrieden.“ Und so waren die meisten Nutzer in ihrer Studie skeptisch gegenüber den auf Facebook bereitgestellten Informationen – besonders die jüngere und gut ausgebildeten Benutzer.
Für Barbara Schuster und ihre Kollegen ein Zeichen, dass die Risiken der Facebook-Nutzung für Psoriasis-Informationen die Vorteile für die Bewältigung der Krankheit überwiegen. Die Forscher glauben, dass bei Facebook-Inhalten für Psoriasis-Patienten großer Handlungsbedarf besteht und die Qualität der Inhalte verbessert werden muss.
Der Erfahrungsaustausch unter Betroffenen gehört ihrer Meinung nach zu den Stärken von Facebook. Sie meinen: Ein vielversprechender Weg wäre eine Facebook-Gruppe für eben jenen Austausch, aber betreut von „Angehörigen der Gesundheitsberufe“, also von Ärzten, Apothekern, Pflegern, pharmazeutisch-technische Assistenten usw. Und: Wer auf Facebook Gesundheitsinformationen anbietet, sollte auch die ältere Generation ansprechen, weil die das soziale Netzwerk stärker für diese Themen nutzt als Jüngere.
Einige Einschränkungen sehen die Forscher aber auch bei ihrer Arbeit: Zur Teilnahme an der Umfrage war auf auf einer Internetseite aufgerufen worden. Also könnten die Teilnehmer ohnehin mehr als andere dazu neigen, Gesundheitsinformationen auch im Netz zu suchen. Mehr Studien mit mehr Teilnehmern, für die dann auch auf anderen Wegen aufgerufen wird, sind ihrer Meinung nach nötig.
Außerdem basieren die Ergebnisse ausschließlich auf Auskünften der Teilnehmer, die vielleicht anders antworten als sie eigentlich im tiefsten Innern denken – zum Beispiel, weil sie glauben, dass bestimmte Antworten erwünscht sind.
Die Forscher sehen auch, dass sie einfach viele Fakten abgefragt haben und wiedergeben – was Henne und was Ei ist, können (und wollen) sie damit nicht sagen.
Was meinst du?
Wir sind übrigens auch auf Facebook. Du kannst zum Beispiel unsere Seite abonnieren oder dich dort in unserer kleinen, aber feinen Gruppe "Leute mit Schuppenflechte" austauschen. Und natürlich ist in unserer eigenen Community abseits von Facebook noch viel mehr zu finden.
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