Mehrmals im Jahr wird es für uns (und für Leser) anstrengend: Wie berichtet man über die wichtigsten Kongresse, auf denen Fachleute Neues rund um die Schuppenflechte oder Psoriasis arthritis diskutieren? Zum einen können wir nicht zu all diesen Kongressen fahren, zum anderen ist die Fülle der Themen schwer abzubilden. Wir haben den richtigen Weg dafür noch nicht gefunden, doch bevor wir gar nichts darüber loswerden, tragen wir es eben so zusammen, wie es uns derzeit möglich ist.
Hier soll es um den diesjährigen wohl wichtigsten Kongress der europäischen Rheumatologen gehen – den EULAR Congress 2016. Die Gelenk-Spezialisten trafen sich vom 8. bis 11. Juni 2016 in London. Wir haben verfolgt, was von dort auf diversen Kanälen gemeldet wurde – vieles davon über Twitter. Wer das selbst nachlesen möchte: Der Hashtag war #EULAR2016 oder auch #EULAR16.
eHealth, Apps & Co
Simon Stones stellte Apps und andere Tools vor, mit denen sich Patienten längst selbst helfen.
- Darunter war die App Rheumabuddy. Mit der können junge Rheumatiker ihre Symptome festhalten und sie mit ihrem Rheumatologen "teilen". Außerdem finden sie sich so zu einer Community zusammen. Die App ist allerdings im deutschen (iTunes-)Store nicht verfügbar.
- Ein weiteres Tool will all jenen helfen, die mit Schmerzen leben müssen: das PainToolkit.
- Die Initiative Arthritis Ireland startete anlässlich des EULAR-Kongresses ein Online-Schulungsprogramm "Fit for work". Es richtet sich an Arbeitnehmer, Arbeitgeber und Medizin-Profis.
- Der PsA-Symptom-Assessor speichert anonym die Symptome und macht einen einfachen Vergleich zum Zustand bei der letzten Untersuchung oder Messung möglich.
Soziale Netzwerke
In einer Untersuchung wurde gezeigt, wie über Facebook Betroffene mit entzündlichen Gelenkerkrankungen erreicht werden können – zum Beispiel, wenn sie über Schmerzen im Rücken klagen. Die Betroffenen können in sozialen Netzwerken dann zum Beispiel auf Diagnose-Möglichkeiten hingewiesen werden. (Link)
Künftige, neue, junge Medikamente
- Hersteller UCB stellte Ergebnisse für ein neues Medikament vor, auf das Menschen mit Psoriasis arthritis bestimmt noch mehrere Jahre warten müssen – noch sind die Studien erst in Phase 1b. Der Wirkstoff heißt Bimekizumab. Für das Medikament Cimzia aus dem gleichen Hause gab es Langzeit-Daten zu Wirksamkeit und Sicherheit nach 4 Jahren. (Link) Der Wirkstoff zielt auf Interleukin 17A und F und wirkt schnell auf Haut und Gelenke bei Psoriasis arthritis – besagt auch dieser Tweet:
- Novartis präsentierte neue Daten zu Cosentyx. Demnach war in einer Studie bei 84 Prozent der Teilnehmer mit Psoriasis arthritis nach zwei Jahren kein weiterer Abbau in den Gelenken bzw. in der Wirbelsäule zu sehen. Cosentyx würde die Symptome der Psoriasis arthritis besser lindern als Humira. Das soll jetzt in einer weiteren Studie im Direktvergleich untersucht werden. (Link)
- Neue Daten gab es auch zu Taltz (Wirkstoff: Ixekizumab) und zu Tildrakizumab.
- Ein Tweet regelte die Euphorie ob der IL-17-Medikamente allgemein in Bezug auf Psoriasis arthritis etwas herunter. Demnach würden sie zwar bei der Hälfte der Patienten die Schuppenflechte komplett zum Verschwinden bringen ("PASI100"), aber bei weniger als 20 Prozent wären die Gelenke (also die Psoriasis arthritis) danach um 70 Prozent besser ("ACR70").
Beim Bericht über die Studie mit Tildrakizumab bedenke man auch:
Biosimilars
"Patienten fragen nach praktischen Informationen zu Biosimilars und nicht nach Lektionen in Biochemie", konstatiert die EULAR (Veranstalter des Kongresses):
Für die "alten" Biologics kommen nach und nach immer mehr Nachahmer auf den Markt – und so offenbar auch noch einer mit dem Wirkstoff Infliximab, der zuerst in Remicade enthalten war (und ist):
- Wer auf besagtes Remicade schon Antikörper entwickelt hat, sollte nicht auf ein Biosimilar von Infliximab eingestellt werden. Das nämlich wirkt dann unter Umständen schlechter. (Link)
- Dazu passt, dass die Europäische Arzneimittelagentur EMA just während des Kongresses einen Report über Flixabi – ein weiteres Biosimilar mit Infliximab – ins Netz gestellt hat.
- Überhaupt wird noch mehr darüber zu berichten sein, welches Biologikum bei Psoriasis arthritis wie gut wirkt.
- Die gleiche Untersuchung gab's beim Kongress auch für die Ergebnisse bei Psoriasis zu sehen:
"Klassische" Medikamente
MTX
(Link)
Forschung
Wie kann die Diagnose Psoriasis arthritis künftig besser gestellt werden? Auch darüber wird nachgedacht:
...und dann noch
Awareness-Kampagnen
Kongresse und Termine wie diese werden von Pharmafirmen und anderen "Marktbeteiligten" immer auch für mehr oder weniger plakative Aussagen zu den Erkrankungen oder Therapiemöglichkeiten genutzt. Neudeutsch nennt man das Awareness- ("Aufmerksamkeits"-)Kampagnen. Beispiele gefällig? Bitteschön:
Will sagen: Bei 40 Prozent der Menschen mit Psoriasis arthritis kann es zu irreparablen Gelenkzerstörungen kommen. Wie das im Röntgenbild aussieht, erschließt sich, wenn man auf den Pfeil im Bild klickt
Bei mehr als einem Drittel der Psoriasis-arthritis-Patienten hat ein Familienmitglied auch Schuppenflechte oder eben Arthritis.
Bis zu jeder dritte, der eine Schuppenflechte hat, entwickelt auch eine Psoriasis arthritis.
Bis zu 30 Prozent derer, die Schuppenflechte haben, haben auch eine Psoriasis arthritis. In Europa sind mehr als 2 Millionen Menschen, in den USA 500.000 Menschen davon betroffen. Bei den meisten tritt die Erkrankungen zwischen 40 und 50 Jahren auf.
Ein Viertel dessen, was Patienten in Online-Communitys diskutieren, dreht sich ums Sozialleben – um Alltag, Familie, Arbeit, Sport und Reisen.
41 Prozent der Menschen mit Psoriasis arthritis haben eine Daktylitis – eine Entzündung in allen Gelenken eines ganzen Fingers oder einer ganzen Zehe. Bis zu 71 Prozent der Betroffenen – die Entzündung sitzt dann am Übergang der Sehnen auf den Knochen.
Eine frühe Diagnose und ein entsprechendes Management der Psoriasis arthritis kann helfen, dass Gelenke nicht zerstört werden.
...vieles mehr
- Forscher haben eine Methode entwickelt, mit der sie den Einfluss verschiedener Begleiterkrankungen auf die Psoriasis arthritis bemessen können. Damit sollen diejenigen Patienten herausgefischt werden, die ein erhöhtes Risiko von Krankenhaus-Aufenthalten und einem vorzeitigen Tod haben. (Link)
- Um Begleiterkrankungen (Komorbiditäten) der Schuppenflechte geht es auch beim Psoriasis Knowledge Centre.
- Eine Studie verglich das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei Menschen mit Psoriasis arthritis, Psoriasis und Rheumatoider Arthritis. Das Ergebnis: Das Risiko war bei PsA am höchsten, wenn die Patienten noch nicht auf Basismedikamente ("DMARDs") eingestellt waren, gefolgt von denen mit Rheumatoider Arthritis, denen mit Psoriasis.
- Viele, viele Kurzfassungen der Fachvorträge gibt's im Abstract Archive 2016 und dort bei den Stichworten "Psoriatic arthritis".
Einer der fleißigsten Twitterer war wohl Dr. Irwin Lim aus Australien – und das, obwohl der Kongressveranstalter recht restriktive Vorgaben gemacht hatte, was die sozialen Medien angeht. Diese Vorgaben waren dann auch ganz plastisch in den Vorträgen zu sehen:
Was die Vortragenden von dieser Regelung halten, hatte eine Rheumatologin dann auch prompt via Twitter gefragt. Tja:
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