Im Krankenhaus Reinbek St. Adolf-Stift finden Erwachsene mit einer schweren Neurodermitis eine neue Behandlungsform: die selektive Blutreinigung, auch selektive Immunadsorption genannt. Das Verfahren trennt das Immunglobulin E (IgE) aus dem Blut. IgE ist ein Antikörper, der für Allergien verantwortlich gemacht wird - und eben als Verstärker für die Neurodermitis angesehen wird.
In einer Vorstudie an der Uni Lübeck wurde die Wirksamkeit der Blutwäsche an 12 Patienten getestet. Danach erschien darüber im Januar 2011 im Fachblatt "The Journal of Allergy and Clinical Immunologie" ein Artikel.
Die Therapie in Reinbek ist Ergebnis einer Kooperation des Hamburger Dermatologikums mit dem Nephrologischen Zentrum Reinbek. In Letzterem absolviert der Patient den stationären Aufenthalt während der Phase der externen Blutreinigung.
Neurodermitis bei Erwachsenen oft schwer
"Das ist eine gute Nachricht", erklärt Professor Kristian Reich, Leiter des Dermatologikums. "Im Gegensatz zu den deutlich verbesserten Behandlungsmöglichkeiten der Schuppenflechte herrscht bei der Entwicklung neuer Therapien der Neurodermitis seit Jahren weitgehend Stillstand." Im Kindes- und Jugendalter heile die Neurodermitis in vielen Fällen aus. Im Erwachsenenalter verlaufe die Erkrankung jedoch häufig schwer. "Die Patienten haben nicht selten sehr stark erhöhte IgE-Spiegel und leiden Tag und Nacht unter extremem Juckreiz", so Reich. Oft könnten die Betroffenen ihrer Arbeit nicht mehr nachgehen.
Bei der selektiven Immunadsorption wird das IgE in einer Säule aus dem Blut entfernt. Dafür sorgt eine Beschichtung in der Säule, die den Antikörper bindet. Danach fließt das Blut ohne das IgE in den Körper des Patienten zurück. Im Nephrologischen Zentrum Reinbek stehen zwei solcher Säulen.
Das Verfahren ist laut Kristian Reich nebenwirkungsarm. Von den 12 Patienten der Lübecker Vorstudie brachen zwei die Behandlung ab: einer wegen einer Infektion an einem Katheter und einer, weil er die Therapie nicht bewältigte (im Original: ein "coping problem"). Ansonsten wurde die Behandlung gut vertragen.
Zehn Tage in der Klinik
Der Patient kommt an zehn Tagen in die Klinik - einmal vier Tage lang und zweimal drei. Zwischen den Therapie-Blöcken werden mindestens vier Wochen Pause eingelegt.
Alle Behandlungsfälle werden in einem Patientenregister erfasst. Die Ergebnisse des Verfahrens sollen später den Krankenkassen zur Verfügung gestellt werden. Aber: Die Plätze sind knapp. „Für 2013 können wir etwa 30 Patienten aufnehmen", sagt Kristian Reich. In Frage kommen vor allem erwachsene Patienten mit einem hohen IgE-Wert, wenn sie ihre Neurodermitis mit herkömmlichen Therapien nicht genügend in den Griff bekommen. Übertriebene Erwartungen dämpft Reich dann auch gleich: "Wir erwarten keine rasche Besserung, aber eine langfristige Abnahme der Krankheitsaktivität."
Während das Dermatologikum eine rein privatärztlich geführte Einrichtung ist, steht die Blutwäsche-Therapie Patienten aller Krankenkassen zur Verfügung. Wer sich dieser Therapie unterziehen möchte, kann sich im Dermatologikum beraten lassen.
Dermatologikum Hamburg
Stephansplatz 5
20354 Hamburg
Telefon 040 / 35 10 75-0
Internet: www.dermatologikum.de
Zum Weiterlesen
Neue Therapie verspricht Linderung, Bayerischer Rundfunk, 26.11.2013
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