Der Digitalverband Bitkom verkündete kürzlich die Ergebnisse einer Umfrage unter 1005 Personen. Die waren gefragt worden: "Stellen Sie sich vor, Sie könnten eine Online-Sprechstunde bei einem Arzt besuchen. Was wären für Sie persönlich die drei wichtigsten Vorteile der Online-Sprechstunde?“
Die Ergebnisse wurden hochgerechnet auf alle Deutschen. Die größten Vorteilen der Online-Sprechstunde sahen die Befragten darin,
- dass sie Zugang zu weit entfernten Ärzten, besonders Fachärzten haben (64 Prozent der Befragten nannten diesen Punkt)
- dass die Wartezeit entfällt (53 Prozent)
- dass sie nicht mehr Gefahr laufen, sich im Wartezimmer anzustecken (43 Prozent)
- dass die Anfahrt zur Praxis entfällt (34 Prozent)
- dass sie bei einer Krankheit nicht mehr unbedingt das Haus verlassen müssen (33 Prozent)
- dass die Kosten für die Anfahrt zum Arzt entfallen (17 Prozent)
Nur 13 Prozent können für sich keinen Vorteil einer Online-Sprechstunde erkennen.
Außerdem ergab die Umfrage: Fast jeder dritte Deutsche kann sich vorstellen, das Angebot einer Online-Sprechstunde zu nutzen. Fünf Prozent haben das schon einmal getan.
Rechtslage und Technik zur Video-Sprechstunde
Die Krankenkassen übernehmen seit April 2017 die Kosten einer Online-Sprechstunde. Im Mai 2018 beschloss der Deutsche Ärztetag, dass sich Patienten auch dann in einem Videochat behandeln lassen können, wenn sie vorher noch nie bei dem Arzt in der Sprechstunde waren.
Bei einer Online-Sprechstunde sehen und sprechen sich Arzt und Patient per Video. Beide brauchen eine Internetverbindung, eine Webcam, Lautsprecher und ein Mikrofon – also Technik, die in Smartphones oder Tablets ohnehin enthalten ist. Der technische Anbieter der Videolösung muss sich vorher prüfen lassen, ob er für einen sicheren Ablauf sorgen kann.
Ein Einwurf
Man könnte das Ergebnis auch anders ausdrücken: Nur einer von drei Deutschen kann sich vorstellen, eine Online-Sprechstunde zu nutzen. Und sehr wenige haben das auch schon einmal gemacht.
Das ist schade.
Online- oder Videosprechstunden sind ohne Zweifel eine Erleichterung für viele, gerade für chronisch Kranke. Mit dem Arzt mal schnell sprechen – das klingt nach einer bequemen Lösung für beide Seiten. Kameras in Smartphones oder Tablets sind inzwischen wirklich so gut, dass auch Hauterkrankungen wie die Schuppenflechte gut zu erkennen wären.
Doch Online-Sprechstunden stoßen an ihre Grenzen, sobald der chronisch Kranke wegen seiner Medikamente regelmäßig zur Blut- oder Urinuntersuchung muss. Da müssten Ärzte besser kooperieren. So könnte der Hausarzt in der Nähe die Befunde erheben und dem Facharzt übermitteln. Wenn das dann noch auf Wunsch automatisch in eine elektronische Patientenakte einfließen könnte – nicht auszudenken! ?
Noch praktischer wäre, wenn man mit seinem Hautarzt oder Rheumatologen per Mail kommunizieren könnte. Dann könnten sich Patienten und Ärzte damit beschäftigen, wann immer sie Zeit haben und müssten nicht einmal zeitgleich an einem Rechner sitzen. Dann würden vielleicht auch mehr Psoriasis-Patienten wieder mal einen Arzt um Rat fragen und nicht aufgeben oder zweifelhaften Anbietern folgen.
Empfohlene Kommentare
Keine Kommentare vorhanden
Dein Kommentar
Du kannst jetzt schreiben und dich später registrieren. Wenn du schon einen Account bei uns hast, logg dich ein, um deinen Beitrag mit deinem Account zu verfassen.
Hinweis: Dein Beitrag wird von einem Moderator freigeschaltet, bevor er erscheint.