Die Haut von Menschen mit Neurodermitis oder auch "nur" trockene Haut ist anders von Bakterien besiedelt als die von gesunden Menschen. Das ist dann nicht nur auf den erkrankten Stellen so, sondern auch da, wo die Haut nicht entzündet ist. Herausgefunden hat das ein Team des Exzellenzclusters Entzündungsforschung. Unterschiede gibt es aber schon – und zwar zwischen den Regionen des Körpers.
Auf der Haut des Menschen gibt es unfassbar viele Mikroorganismen. Alle zusammen werden als Mikrobiom bezeichnet. Je nach Stelle des Körpers sind andere Bakterienstämme typisch. Sie sind auch unterschiedlich zusammengesetzt – zum Beispiel an der Stirn oder an den Sohlen. Das ist normal: In den Socken sind nun mal andere Bedingungen als am Kopf, was Feuchtigkeit, pH-Wert, Temperatur und Lipidgehalt der Haut angeht. Genetische Faktoren und Umwelteinflüsse kommen dazu.
Hautzellen, Immunzellen und Mikroben arbeiten zusammen, damit die Haut ihre Barrierefunktion ausüben kann. Die Barrierefunktion aber kann nicht mehr so gewährleistet werden, wenn sich die Zusammensetzung der Mikroben ändert.
Bei Neurodermitis wird Mikrobiom weiter verändert
Von den Ursachen für eine Barrierestörung weiß man am meisten über das Hauteiweiß Filaggrin – und dass dann davon zu wenig da ist. Zehn Prozent der Bevölkerung haben diesen Mangel, weil sie eine Mutation vererbt bekommen haben. Bemerkbar macht sich das, indem die Haut allgemein trocken ist. Außerdem ist sie durchlässiger für Einflüsse von außen.
Ein angeborener Mangel an Filaggrin führt nicht in jedem Fall zu einer Neurodermitis. Das Risiko, sie zu bekommen, ist aber höher. So, und nun kommen wir wieder zum Mikrobiom der Haut: Das nämlich könnte die Ursache für den Filaggrin-Mangel sein.
Eine Studie von Forschern des Exzellenzclusters stützt diese Vermutung: Die bakterielle Besiedlung bei Menschen mit Filaggrin-Mangel ähnelt teilweise der von Neurodermitis-Patienten. Kommt es dann zur Erkrankung, verändert sich das Mikrobiom weiter. Das Ergebnis ist eine geringere Vielfalt von Bakterien und eine unterschiedliche Zusammensetzung von Staphylokokken-Stämmen.
„Die Bakterienvielfalt und der Anteil bestimmter Staphylokokken nimmt von gesunder über trockene zu entzündeter Haut sukkzessive ab", betont Dr. Hansjörg Baurecht vom Universitätsklinikum Schleswig-Holstein. Andere Stämme dagegen, besonders Staphylokokkus aureus, dominieren immer mehr.
Verändertes Mikrobiom kann Symptom der Neurodermitis sein
Überraschend waren für die Wissenschaftler die geringen Unterschiede im Mikrobiom auf akuten und chronischen Ekzemen: Das unterschied sich nicht mehr so stark je nach Körperstelle, wie das bei Gesunden der Fall ist. "Das hatten wir in dem Ausmaß nicht erwartet“, so Baurecht. Sein Fazit also: Die Entzündung verändert das Hautmikrobiom massiv, unabhängig von der Körperstelle.
Professor Stephan Weidinger von der Universitäts-Hautklink Kiel erklärt: „Das Besiedlungsmuster der Haut ist sowohl Ausdruck als auch Triggerfaktor der Entzündung und kann Ausgangspunkt für echte Infektionen sein.“ Das heißt: Der veränderte Bakterien-Mix auf der Haut ist auf der einen Seite ein Zeichen für die Entzündung. Er kurbelt sie aber auch immer wieder an. Und dann können echte Infektionen leichtes Spiel haben.
Die Ergebnisse der Studie wurden jetzt im "Journal of Allergy and Clinical Immunology" veröffentlicht.
idw/cl
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