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    Leben mit Psoriasis auch im jugendlichen Alter

    Jens W. gehört zu den jüngeren Psoriatikern. "Die Gesellschaft ist grausam, wenn man nicht zur Norm gehört." Er ruft dennoch vor allem jüngere auf, sich nicht hängenzulassen. Der Erfahrungsbericht eines Betroffenen.

    Bei mir ist die Krankheit erstmals im Alter von 17 Jahren aufgetreten. Ich dachte mir erst nichts dabei, als ich eine kleine errötete Stelle an meinem linken Oberarm feststellte. Ich schmierte diese Stelle mit mit einer Fettsalbe ein (Lanolin), worauf das auch nach kurzer Zeit wieder verschwand.

    Jedoch war die "Unsichtbarkeit" nur von kurzer Dauer und die die Errötung tauchte wieder auf, nun half auch das Schmieren mit der Fettsalbe nichts mehr. Die Stelle wurde von Tag zu Tag größer und ich schmierte und schmierte. Es half einfach nichts.

    Zwei Wochen später trat das gleiche Symptom auch auf meinem rechten Oberarm auf, worauf ich meinen Hautarzt konsultierte. Der hielt das erst für ein sebhorroisches Ekzem und verschrieb mir eine Spiritusmixtur, um das zu bekämpfen. Mittlerweile breitete sich diese Errötung auch auf meinem Kopf aus und mein Arzt verschrieb mir auch für die Kopfhaut eine Mixtur, die hochprozentigen Alkohol enthielt.

    Man kann sich vorstellen, dass ein 17-jähriger Junge, voll im Alter der pubertären Eitelkeit, die wunden Stellen auch mit Kratzen bekämpfen wollte...

    Ich habe abends im Bad gestanden und habe mir die verschriebene Mixtur auf die Kopfhaut geträufelt und einmassiert, was das Zeug hielt. Vor Schmerzen liefen mir die Tränen, da die wundgekratzten Stellen verständlicherweise überempfindlich auf den Spiritus reagierten. Es brannte wie Feuer!

    Daraufhin tat ich fast zwei Jahre gar nichts dagegen. Es kamen immer mehr Stellen dazu. Die Oberarme waren mittlerweile ziemlich großflächig befallen, wurden aber durch ein T-Shirt noch abgedeckt und somit konnte ich mich noch in die Öffentlichkeit trauen.

    Ich war Anfang zwanzig, als ich mit meinem Zivildienst im Sozialen Hilfsdienst begann. Zu dieser Zeit war auch schon mein oberer Rücken, die Ellenbogen, die Knie und die Schienbeine von der Psoriasis befallen. Im Laufe der Zeit begann ich auch gute Freundschaft zu den Pflegeschwestern zu schließen. Einer dieser Schwestern habe ich mich anvertraut und habe ihr die erkrankten Stellen gezeigt, worauf sie sofort die Psoriasis diagnostizierte, da ihre Tochter das auch hat.

    Ich wusste zuerst gar nichts damit anzufangen und habe nachgehakt, was das denn sei. Die Schwester erklärte mir den Begriff und auch ziemlich viel, was damit zusammenhängt. Sie riet mir dazu, in Totem Meersalzwasser zu baden, was ich dann auch tat. Es stellte sich nach einiger Zeit wirklich eine Linderung ein, natürlich aber keine Heilung.

    Ich konsultierte wieder einen Hautarzt, der mich dann mit Kortison behandelte und mir Betadermic verschrieb. Eine kortisonhaltige Salbe, die mir sehr half, jedoch für eine Dauerbehandlung nicht empfehlenswert war und ist. Nach zwei verschmierten Tuben ging auch die Wirkung zurück und half letztlich gar nicht mehr.

    Ich gab die Hoffnung auf. Durch totale Vernachlässigung meiner Krankheit und Nichtbeachtung wurde es noch viel schlimmer, jedoch machte es mir persönlich nichts aus, da es auch nicht juckte.

    Nur, eines Tages war ich nach langer Zeit mal wieder in ein Schwimmbad gegangen. Es war früh morgens. Als ich schon eine Weile schwamm, orderte mich der Bademeister zu sich und meinte, ich solle doch unverzüglich das Schwimmbad verlassen. Ohne sich meine Meinung anzuhören, wies er mich aus dem Bad.

    Von diesem Tag an ging ich nicht mehr mit kurzen Ärmeln oder kurzen Hosen aus dem Haus. Auch Mädchen wollten oft nichts mehr mit mir zu tun haben, als sie von meiner Krankheit erfuhren.

    Ich resignierte total und zog mich zurück.

    Heute bin ich 23 Jahre alt, habe mich nach meinem Zivildienst mit 21 1/2 Jahren sofort selbständig gemacht und lebe seither unter ständigem Druck und Stress. Als ich mich selbständig machte und mich natürlich auch krankenversichern wollte, habe ich einen Mitarbeiter einer großen Versicherungsgesellschaft zu mir gebeten. Als wir gemeinsam den Vertrag für die Versicherung ausfüllten, fragte er mich nach chronischen Krankheiten. Ich sagte ihm ganz selbstbewusst, dass ich Psoriasis habe und er antwortete mir doch tatsächlich, dass wir das in dem Vertrag nicht erwähnen sollten. Was wir dann auch nicht taten. Er meinte, dass ich unter diesen Umständen wohl kaum eine Versicherung finden würde, die mir Schutz bieten würde.

    Nach einiger Zeit bekam ich dann auch einen Internetzugang und machte mich mit der Materie vertraut und stieß auf Suchmaschinen, bei denen ich einfach mal den Begriff Psoriasis oder auch Schuppenflechte eingab. Hunderte von Seiten und Treffern kamen dabei heraus und ich bin seither immer am Ball. Das Internet hat mir noch mehr geholfen, mich mit der Krankheit vertraut zu machen und vieles darüber zu lernen.

    Ich habe die Psoriasis bis heute nicht in den Griff bekommen, da ich unter extremen Stress auch extrem aufblühe. Jetzt, in diesem Moment und dieser Zeit, versuche ich mit all meinen Freunden darüber zu reden, damit zumindest der psychische Druck der Verheimlichung von mir fällt, und ich bin sehr positiv davon überrascht, wie meine wirklichen Freunde damit umgehen können und ich sehe, dass es eigentlich gar nichts mit dem Menschen in einem zu tun hat, wie man äußerlich erscheint.

    Ich habe seit einem halben Jahr eine Freundin, der es absolut gar nichts ausmacht, mich mit der Psoriasis zu sehen und das baut mich unbeschreiblich auf! Ich behandele erkrankte Stellen mit Totes-Meer-Salz-Salbe und es bekommt mir sehr gut. Ich kann es nur empfehlen.

    Weiterhin denke ich, dass ich mich auch im kommenden Sommer auch wenigstens wieder mit T-Shirt auf der Straße sehen lassen werde und es wird mir ziemlich egal sein, wie die Gesellschaft darauf reagiert.

    Ein kleines Nachwort:

    Ich möchte mal sagen, dass es mich ziemlich aufregt, dass angeblich so sehr viele Menschen in Deutschland unter Psoriasis leiden, sich aber anscheinend keiner traut, so unter das Volk zu gehen. Es wäre doch wirklich mal ein Anfang, wenn sich wenigstens einige Leute zu ihrem Leiden bekennen würden! Man muss sich doch nicht verschanzen. Lasst Sonne an eure Haut! Sie dankt es Euch, nicht nur in Eurem eigenen Schrebergarten, wo Euch vielleicht keiner sehen kann!

    Ich unterhalte mich oft mit einer Freundin, die Krankenschwester ist. Sie sagt, die Gesellschaft ist grausam, wenn man nicht zur Norm gehört! Und sie hat recht. Aber wir müssen das ändern!

    Auch junge Leute sind aufgerufen. Lasst Euch nicht hängen, ich werde es auch nicht mehr tun!

    Jens W. (23, Rhein-Main-Gebiet)


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    Hallo Jens, ich bin 31 JAhre jung, Mutter zweier kleiner Kinder und leide seit 15 Jahren an Psoriasis. Nach der Geburt meines zweiten Sohnes vor einem Jahr blühe ich vollkommen auf auf der Haut. Ich danke dir für deinen sehr langen und ehrlichen Bericht. Ich kann dir in vielen Nachempfinden und nur bestätigen das was du geschrieben hast.

    Lange habe ich mich auch versteckt doch mitlerweile zeige ich mich im Sommer auch mit Rock und tshirt, auch wenn meine Beine und Arme befallen sind. Die ständigen Blicke merk ich nicht mehr, da es mir wirklich mitlerweile egal ist und ich einen liebevolle Familie habe die mich so nimmt wie ich bin. Egal ob grad blühe oder nicht.

    Ich behandel meine Schuppenflechte auch mit Meersalzsalbe und in Meersalzbadewasser. Es hilft mir sehr gut. Was ich noch empfehlen kann regelmässig im Winter zur Sonnebank zugehen, das hilft ungemein. Da es bei im Winter meist immer schlimmer wird.

    Ganz liebe Grüsse Nocky

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    hallo jens, ich kann die situation im schwimmbad sehr nachempfinden, denn auch ich hatte so ein erlebnis. bei mir begann es vor 35 jahren. in kurzer zeit war mein ganzer koerper (ausser haende, fuesse und kopf)bedeckt. doch hatte ich glueck und nach kurzer zeit fand ich einen super doc. dieser arzt sagte, die mandeln muessten entfernt werden. und siehe da, ich hatte bis heute keine einzge schuppenflechte mehr. nun jedoch beginnt es wieder, aber der ausloeser ist fam. stress.

    ich rate dir, auch mal einen arzt zu fragen bezgl. deiner mandeln. wer weiss, vielleicht hilft es bei dir auch.

    ich wuensch dir alles gute. ilona aus belgien

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    Hallo Jens,

    Kopf hoch und ab in die kurzen Hosen! Ich habe auch eine Psoaris der Stärke 4-5 und bekomme sie mit Balneo Therapie halbwegs in den Griff, zusätzlich totes Meer Salbe! Ansonsten macht mir ein natürlicher Umgang mit meinem Körper nichts aus, ich verknüde jedem der komisch guckt: Schuppenflechte; ist abschreckender und eindeutiger als Psoaris,,,...habe noch nie negative Erfahrung damit gemacht! Viel Glück!

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