Jugendliche, die mit einer rheumatologischen Erkrankung wie der Psoriasis arthritis aufwachsen, müssen irgendwann zwangsläufig den Arzt wechseln: Mit 18 ist Schluss mit dem Besuch beim Kindermediziner – so wollen es die meisten Kassenärztlichen Vereinigungen. Dabei bleibt ein Drittel der Jugendlichen auf der Strecke. Doch jeder zweite bräuchte weiterhin eine ständige Betreuung von einem Rheumatologen. Kommen die erwachsen Gewordenen Jahre später wieder zu einem Rheumatologen, kann wertvolle Zeit verstrichen sein. Inzwischen können dauerhafte Schäden an den Gelenken oder manchmal auch an den Augen eingetreten sein.
Experten in der Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie (GKJR) und der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh) haben sich über das Problem Gedanken gemacht und bei ihren Kollegen umgeschaut.
Dr. Hans-Jürgen Laws, Oberarzt an der Unikinderklinik Düsseldorf, kennt das: "Die Patienten lehnen die Krankheit ab, führen ihre Therapie gar nicht oder nur unzureichend durch."
Die Ursachen für die schwierige Übergangsphase wurden in aktuellen Studien untersucht: Für jeden Dritten kam der Wechsel zu früh und für jeden Vierten war er zu abrupt. Mit dem Arztwechsel müssen sich die Jugendlichen außerdem neu orientieren: „Die Therapiekonzepte in der Erwachsenenmedizin sind andere“, so Laws. Zudem würden die jungen Patienten dann nicht mehr so intensiv betreut wie in den Jahren zuvor.
Ein anderes Problem ist für Laws und seine Kollegen die strikte Orientierung am Alter. In ihren Verordnungen verfügen die Kassenärztlichen Vereinigungen der meisten Bundesländer, dass mit dem 18. Lebensjahr eine Betreuung beim Kinderarzt nur noch mit einer besonderen Begründung möglich ist. „Dabei können wir den Wechsel zur Erwachsenenmedizin nicht allein am Alter festmachen”, betont Laws. Viel wichtiger wäre es, die körperliche, psychosoziale und berufliche Entwicklung zu berücksichtigen.
Dr. Kirsten Minden, Kinderrheumatologin an der Universitäts-Kinderklinik der Charité Berlin, verweist auf Studien. Danach wollen die Patienten gern besser auf den Wechsel der Betreuung vorbereitet und „überlappend“ betreut werden. Bundesweit gibt es mehr als 20 kinderrheumatologische Einrichtungen mit speziellen Sprechstunden für den Übergang von der Kinder- zur Erwachsenen-Medizin. Doch nicht einmal jeder fünfte junge Patient nutzt dieses Angebot.
Im Jahr 2009 wurde ein so genanntes „Berliner Transitions-Programm“ für Menschen mit Diabetes und Epilepsie entwickelt. Derzeit wird in einzelnen Bundesländern geprüft, ob es sich auch auf die Rheumatologie übertragen lässt.
Weitere Informationen der Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie
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