Mehr als jeder zweite Internetnutzer kauft Medikamente im Netz. Das hat eine Befragung des Branchenverbands Bitkom gezeigt. Dabei landeten Arzneimittel auf Platz 4 der Dinge, die im Netz gekauft werden – nach Kleidung, Büchern und Haushaltselektronik.
Um Online-Apotheken und vor allem ihren Versand von verschreibungspflichtigen Arzneimitteln tobt seit Jahren eine erbitterte Debatte – unter Gesundheitspolitikern, Apothekern, E-Commerce-Aposteln und anderen. Derweil bestellen Patienten und die, die keine Patienten werden wollen, trotzdem weiter Arzneimittel im Netz. Im Jahr 2012 waren es 30 Prozent der Internetnutzer, die Medikamente online bestellten; 2015 waren es 49 Prozent, im Jahr 2016 gaben das 55 Prozent der Internetnutzer an.
Wer kauft Medikament online?
Besonders beliebt sind Online-Apotheken bei Frauen und älteren Menschen. Sechs von zehn weiblichen Internetnutzern bestellen Medikamente online, bei den Männern ist es die Hälfte.
Unter den 14- bis 29-Jährigen kauft ein Drittel Medikamente online. Ab dem 30. Geburtstag steigt offenbar der Bedarf an Arzneimitteln aus dem Netz: Knapp zwei Drittel der Menschen über 30 versorgen sich mit Arzneimitteln aus dem Netz.
„Die Online-Bestellung von Medikamenten spart Zeit, Geld und Mühe“, sagt Bitkom-Chef Dr. Bernhard Rohleder. "Besonders im ländlichen Raum, für chronisch kranke, alte und mobil eingeschränkte Menschen ist der Online-Versandhandel der einfachste Weg zur Arnzeimittelversorgung. Die Menschen wollen möglichst lange autonom zu Hause leben und gleichzeitig gut versorgt sein"
Aber: Gesundheitsminister Hermann Gröhe will den Versandhandel mit verschreibungspflichtigen Medikamenten verbieten. Seine Begründung: Nur so könne die Qualität und die Sicherheit einer flächendeckenden, wohnortnahen Versorgung mit Medikamenten sichergestellt werden.
Als "Steilvorlage" dient dem Minister aber auch ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs vom Oktober 2016. Darin waren einheitliche Abgabepreise im grenzüberschreitenden Versandhandel nach Deutschland für unzulässig erklärt worden. Das heißt: Ausländische Versandapotheken können deutschen Kunden Medikamente günstiger anbieten als einheimische Apotheken.
Die Apotheker in Deutschland begrüßen das Vorhaben des Gesundheitsministers. Friedemann Schmidt, Chef der Apotheker-Vereinigung ABDA: "Es kann nicht sein, dass ungezügelte Marktkräfte über den Verbraucherschutz im Gesundheitswesen triumphieren."
„Das geplante Verbot des Online-Versandhandelns trifft vor allem immobile Patienten“, argumentiert Bitkom-Chef Rohleder. Sie würden so vom einfachsten und günstigsten Weg, an ihre Medizin zu kommen, ausgeschlossen. Nach Rohleders Meinung müsse das deutsche Recht angepasst werden, damit auch in Deutschland ansässige Apotheken online günstig Arzneimittel anbieten können. Andernfalls drohten den deutschen Apotheken massive Umsatzverluste.
Für die Bitkom-Erkenntnisse waren 1.158 Internetnutzer ab 14 Jahren danach gefragt worden, welche Waren sie schon einmal online gekauft haben. Dabei wurde allerdings (vermutlich) nicht nach frei verkäuflichen Arzneimitteln und verschreibungspflichtigen Medikamenten unterschieden.
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