Wer über 35 Jahre alt und gesetzlich versichert ist, kann alle zwei Jahre eine Untersuchung zur Früherkennung von Hautkrebs in Anspruch nehmen. Nur: Nutzt dieses sogenannte Screening etwas? Forscher aus Dresden haben sich mal richtig viele Daten vorgenommen und nachgerechnet. Ihr Fazit: Ja, das Screening kann dafür sorgen, dass weniger Menschen am schwarzen Hautkrebs – dem sogenannten Melanom – und seinen Folgen sterben.
In der Studie analysierten Forscher am Nationale Centrum für Tumorerkrankungen Dresden (NCT/UCC) und der Medizinischen Fakultät Carl Gustav Carus Dresden die Krankenkassendaten von gut 1,4 Millionen Versicherten der AOK PLUS aus Sachsen aus den Jahren 2010 bis 2016. Sie verglichen, wie viele Melanom-Patienten in zwei Gruppen gestorben waren. In der einen Gruppe fassten sie alle die zusammen, die an einem Screening teilgenommen hatten. In der anderen Gruppe waren alle, die das Angebot nicht nutzten.
Das Ergebnis: In der Screening-Gruppe waren 38 Prozent weniger Menschen gestorben als in der zweiten. Die Analyse ergab außerdem, dass der Hautkrebs bei den Personen aus Gruppe 1 in früheren Stadien entdeckt wurde.
Bei der Analyse wurden zahlreiche Unterschiede zwischen beiden Gruppen herausgerechnet, die ein Ergebnis verzerren könnten: zum Beispiel unterschiedliche Zusammensetzungen in Bezug auf Alter, Geschlecht oder ausgewählten weiteren Erkrankungen. Analysiert wurden ausschließlich Krankenkassendaten aus Sachsen, die jedoch hinsichtlich der Verteilung wichtiger Merkmale wie Alter oder Geschlecht mit der gesamtdeutschen Bevölkerung vergleichbar sind.
Warum die Statistik aber trügen kann
„Die Studie liefert starke Anhaltspunkte dafür, dass das nationale Vorsorgeprogramm im Kampf gegen Hautkrebs sinnvoll ist und für die teilnehmenden Personen einen Nutzen bringt", sagt Professorin Friedegund Meier, Leiterin des Hauttumorzentrums am NCT/UCC. "Weitere großangelegte Untersuchungen in dieser Frage wären wünschenswert, um verbleibende Unsicherheiten zu minimieren.“
So ist es trotz aller vorgenommenen mathematischen Modellierungen prinzipiell möglich, dass statistische Verzerrungen das Ergebnis verfälschen. „Denkbar ist beispielsweise, dass gesündere Menschen eher zum Screening gehen und dieser Faktor die Überlebenswahrscheinlichkeit in Gruppe 1 positiv beeinflusst“, erklärt Dr. Thomas Datzmann vom Zentrum für Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung (ZEGV) der TU Dresden. Außerdem konnte nichts über die Langzeitwirkung des Hautscreening-Programms gesagt werden. Dafür war der Beobachtungszeitraum relativ kurz, denn ermittelt wurde nur, ob ein Melanom-Patient vier Jahre nach der ersten Diagnose weiterhin lebte.
cl/idw
Übrigens: Menschen mit Schuppenflechte haben einen zusätzlichen Grund, zum Hautkrebs-Screening zu gehen: Manche Medikamente und vor allem eine Lichttherapie können (können!) das Risiko erhöhen, an Hautkrebs zu erkranken.
Tipp: Ärzte und andere Experten haben das "Infoportal Hautkrebs" ins Leben gerufen. Dort gibt es viele Informationen über die verschiedenen Hautkrebs-Arten, über den Schutz vor Hautkrebs und angrenzende Themen.
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Quelle: "Patients benefit from participating in the German skin cancer screening program? A large cohort study based on administrative data". In: British Journal of Dermatology.
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