Forscher haben untersucht, wie sich eine Formula-Diät und eine Ernährungsumstellung auf die Schuppenflechte auswirken. Hier sind die wichtigsten Ergebnisse und die Tipps aus der Studie.
Das Wichtigste in Kürze
Eine spezielle Ernährungsumstellung kann in Kombination mit einer medikamentösen Therapie die Schwere der Psoriasis um 25 Prozent verbessern, so das Ergebnis einer Studie von Forschern aus Leipzig. Die chronische Hauterkrankung, die häufig mit starkem Übergewicht einhergeht, könnte durch eine Reduktion gesättigter Fettsäuren gelindert werden. Die Studie mit 33 übergewichtigen Patienten zeigte, dass eine alleinige Diät zwar nicht zur Heilung der Psoriasis führt, aber sie in Verbindung mit Medikamenten erträglicher macht. Die Forscher planen nun weitere Untersuchungen, um die Auswirkungen der Ernährungsumstellung auf die Therapieantwort bei Psoriasis-Patienten zu bestätigen.
Die Einzelheiten
Starkes Übergewicht birgt verschiedene Gefahren. Es bedeutet auch: Betroffene bekommen öfter als Gesunde eine Psoriasis oder die verläuft schwerer. Warum Adipositas eine Schuppenflechte verschlimmert, ist noch nicht klar. Wissenschaftler untersuchen, ob ein fehlgeleiteter Glukose- und Feststoffwechsel ein Grund dafür ist. Außerdem auf ihrer Kandidatenliste: die Aktivierung von Fettgewebe und eine folgende Entzündung in Dauerschleife.
Forscher aus Leipzig hatten schon einmal gezeigt, dass gesättigte, freie Fettsäuren aus der Nahrung bei Tiermodellen in Kombination mit Adipositas sowas wie ein Booster für eine Psoriasis sind. Die Wissenschaftler arbeiteten weiter an ihrer These und setzten die Studie fort. Sie überprüften ihre Erkenntnisse an echten Menschen – eben an übergewichtigen Patienten mit chronischer Schuppenflechte.
Ihr Ergebnis: Eine Umstellug der Ernährung kann – zusammen mit einer Medikamenten-Therapie – die Psoriasis um 25 Prozent verbessern. Der Schwerpunkt der Ernährungsumstellung liegt dabei auf der Reduktion gesättigter Fettsäuren. Dabei wird die Besserung der Schuppenflechte auch erreicht, wenn die Betroffenen durch die Diät nicht an Gewicht abnahmen, sondern "einfach" nur andere Dinge aßen und tranken.
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Das Weniger an gesättigten Fettsäuren sorgte auch dafür, dass der allgemeine Entzündungswert im Körper sank. "Daher könnte diese diätetische Intervention auch bei anderen entzündlichen Autoimmunerkrankungen hilfreich sein, bei denen ein Zusammenhang zwischen Krankheitsaktivität und Fettleibigkeit beschrieben worden ist“, sagt der Leiter der Studie, Professor Jan C. Simon. Er ist Direktor der Hautklinik am Universitätsklinikum Leipzig.
An der Studie hatten 33 Patienten teilgenommen. Sie alle hatten eine leichte bis mittelschwere Schuppenflechte und starkes Übergewicht mit einem BMI von 25,7 bis 42,5. Sie bekamen zu Beginn eine Formula-Diät – also Flüssigkeiten mit einem Nährstoffpulver. Weil die Studie für jeden zugänglich ist und das dort in den Zusatzinformationen steht, ist es auch kein Geheimnis: Bei der Formula-Diät handelt es sich um Almased.
Danach stellten die Teilnehmer ihre Ernährung auf eine angepasste Mittelmeerdiät um. Hautärzte sahen sich nach zwei, vier, acht und zwölf Wochen an, wie stark die Psoriasis noch war und welche Entzündungswerte im Blut zu finden waren.
Während der Zeit der Studie hatten die Teilnehmer professionelle Ernährungsberater an ihrer Seite und acht Termine für Ernährungsberatungen.
Das Fazit
Das Fazit der Forscher: Eine Diät, bei der einfach nur die gesättigten Fettsäuren reduziert sind, wird allein die Schuppenflechte nicht heilen können. Wenn aber ohnehin ein Medikament im Einsatz ist und die Diät obendrauf kommt, kann die Schuppenflechte erträglicher werden.
Der nächste Schritt ist für die Wissenschaftler auch schon klar: Sie wollen ihren Weg mit mehr Erkrankten testen. Dann soll auch geklärt werden, ob Patienten auf eine Therapie besser ansprechen, wenn sie die angepasste Diät einhalten – also wenn sie mit einer Medikamenten-Therapie überhaupt erst beginnen.
Die Studie wurde vom Hautnetz Leipzig / Westsachsen und von der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanziert. Das Hautnetz ist ein Zusammenschluss von Ärzten der Region, die Spezialisten in der Behandlung der Psoriasis und der Neurodermitis sind. Alle Ergebnisse sind im Artikel im Journal "Nutrients" nachzulesen.
So lief die Ernährungsumstellung
Die Studienteilnehmer führten zunächst ein Ernährungstagebuch. Die Forscher ermittelten die Makro- und Mikronährstoffe sowie die Aufnahme von Omega-3-Fettsäuren. Sie berechneten den individuellen Energiebedarf der Patienten, weil sich daraus die Dosierung der Formlua-Diät ergab.
Eine Woche lang nahmen die Teilnehmer damm statt der Mahlzeiten dreimal am Tag einen Formula-Shake ein. Dafür wurden 100 Gramm des Diät-Pulvers in 300 Milliliter stillem Wasser oder 200 ml Buttermilch oder 200 ml Tee ohne Zucker verrührt. Dazu kamen zwei Teelöffel (bzw. 6 Gramm) Pflanzenöl – Rapsöl, Sojaöl, Leinöl oder Walnussöl. Wer wollte, konnte zuckerfreie Zusatzstoffe reinrühren, also Zimt, Kurkuma oder Back-Kakao. Die Patienten sollten diese Drinks auch im Urlaub, an Feiertagen oder Geburtstagen zu sich nehmen, also eisern dabei bleiben. Darüber hinaus war jedes Gemüse erlaubt – und bei Bedarf Weizenkleie, um Ballaststoffe zu haben. Feste "Essens"-Zeiten mit je einer Pause von vier bis fünf Stunden dazwischen wurden vereinbart.
An Tag 8 und 9 gab es zwei Diät-Shakes pro Tag und ein Abendessen, bestehend aus ein bis zwei Scheiben Vollkornbrot, Margarine oder fettarmem Hüttenkäse und magerer Wurst. Wieder waren Gemüse in jeder Menge und Weizenkleie erlaubt.
Danach, in der zweiten und der dritten Woche, ersetzten die Teilnehmer nur noch zwei Mahlzeiten pro Tag durch einen Diät-Shake. Zur dritten Mahlzeit gab es wieder Bestandteile der Mittelmeerdiät – zum Beispiel ein bis zwei Scheiben Vollkornbrot, fettreduzierte Margariene oder fettreduzierten Hüttenkäse und dazu Käse mit maximal 30% Fett in der Trockenmasse sowie magere Wurst.
In der vierten Woche bestand dann nur noch eine Mahlzeit aus der Formula-Diät. Für die beiden anderen Mahlzeiten konnten die Teilnehmer Lebensmittel nach der Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung für eine Mittelmeer-Diät (oder mediterrane Ernährung) und der Verwendung von Omega-3-reichen Lebensmitteln wählen. Und: Es gab Kochrezepte dazu.
Empfehlungen der DGE für eine vollwertige Ernährung
1. Lebensmittelvielfalt genießen
Nutzen Sie die Lebensmittelvielfalt und essen Sie abwechslungsreich. Wählen Sie überwiegend pflanzliche Lebensmittel.
2. Gemüse und Obst – nimm „5 am Tag“
Genießen Sie mindestens 3 Portionen Gemüse und 2 Portionen Obst am Tag. Zur bunten Auswahl gehören auch Hülsenfrüchte wie Linsen, Kichererbsen und Bohnen sowie (ungesalzene) Nüsse.
3. Vollkorn wählen
Bei Getreideprodukten wie Brot, Nudeln, Reis und Mehl ist die Vollkornvariante die beste Wahl für Ihre Gesundheit.
4. Mit tierischen Lebensmitteln die Auswahl ergänzen
Essen Sie Milch und Milchprodukte wie Joghurt und Käse täglich, Fisch ein- bis zweimal pro Woche. Wenn Sie Fleisch essen, dann nicht mehr als 300 bis 600 g pro Woche.
5. Gesundheitsfördernde Fette nutzen
Bevorzugen Sie pflanzliche Öle wie beispielsweise Rapsöl und daraus hergestellte Streichfette. Vermeiden Sie versteckte Fette. Fett steckt oft „unsichtbar“ in verarbeiteten Lebensmitteln wie Wurst, Gebäck, Süßwaren, Fast-Food und Fertigprodukten.
6. Zucker und Salz einsparen
Mit Zucker gesüßte Lebensmittel und Getränke sind nicht empfehlenswert. Vermeiden Sie diese möglichst und setzen Sie Zucker sparsam ein. Sparen Sie Salz und reduzieren Sie den Anteil salzreicher Lebensmittel. Würzen Sie kreativ mit Kräutern und Gewürzen.
7. Am besten Wasser trinken
Trinken Sie rund 1,5 Liter jeden Tag. Am besten Wasser oder andere kalorienfreie Getränke wie ungesüßten Tee. Zuckergesüßte und alkoholische Getränke sind nicht empfehlenswert.
8. Schonend zubereiten
Garen Sie Lebensmittel so lange wie nötig und so kurz wie möglich, mit wenig Wasser und wenig Fett. Vermeiden Sie beim Braten, Grillen, Backen und Frittieren das Verbrennen von Lebensmitteln.
9. Achtsam essen und genießen
Gönnen Sie sich eine Pause für Ihre Mahlzeiten und lassen Sie sich Zeit beim Essen.
10. Auf das Gewicht achten und in Bewegung bleiben
Vollwertige Ernährung und körperliche Aktivität gehören zusammen. Dabei ist nicht nur regelmäßiger Sport hilfreich, sondern auch ein aktiver Alltag, indem Sie z. B. öfter zu Fuß gehen oder Fahrrad fahren.
👉 Zu jeder Empfehlung gibt die DGE auf ihrer Seite viele weitere Hinweise. Sich die einmal komplett durchzulesen schadet ganz sicher nicht.
Zusätzliche Hinweise für Lebensmittel mit geringerem Gehalt an gesättigten Fettsäuren
Ergänzend bekamen die Teilnehmer der Studie eine Empfehlung für Lebensmittel mit geringerem Gehalt an gesättigten Fettsäuren oder anders ausgedrückt: mit mehr Omega-3-Fettsäuren.
Lebensmittel | empfohlene Menge |
Beilagen (Bulgur, Kartoffeln, Vollkornnudeln, Couscous, Vollkornbrot, Haferflocken) | vier Portionen pro Tag |
Gemüse | mindestens drei Portionen pro Tag |
Obst | nicht mehr als zwei Portionen pro Tag |
Natives Olivenöl extra, Oliven | täglich |
Nüsse | täglich |
Hülsenfrüchte | täglich |
Milch und Molkereiprodukte (Joghurt und Käse) | vier Portionen pro Woche |
Eier | drei Portionen pro Woche |
Fisch | zwei bis drei Portionen pro Woche |
Geflügel | zwei Portionen pro Woche |
Rotes Fleisch | einmal pro Monat |
süße/salzige Snacks | nicht mehr als zwei Portionen pro Woche |
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