Zwei Millionen Menschen in Deutschland sind an Psoriasis erkrankt. Trotz der beeindruckenden Zahl fällt Ärzten die Diagnose nicht immer leicht. Eine Herausforderung kann da sein, wenn der Betroffene dunkle Haut hat. Dann kommt die richtige Therapie so manches Mal erst spät – so wie bei Amadu Manjo Keita.
„Der ganze Körper war kaputt“ – so drastisch beschreibt Amadu Manjo Keita heute die Folgen seiner Hauterkrankung. Schuppen, Juckreiz und Hitze plagten den 43-Jährigen über mehrere Monate, sorgten für schlaflose Nächte und eine stark eingeschränkte Lebensqualität. „Ich war bei vielen Ärzten“, erzählt er von seiner Behandlungs-Odyssee. Keiner diagnostizierte die Schuppenflechte.
Das Problem: „Bei dunkler Haut ist die Rötung oft schlechter erkennbar“, erklärt Paloma Aitana Seidel, Assistenzärztin an der Hautklinik am Universitätsklinikum Münster (UKM). „In Lehrbüchern sind häufig Bilder heller Haut gezeigt, also mit einer typischen starken Rötung und der weißlichen Schuppung. Bei dunkler Hautfarbe ist das nicht immer so gut sichtbar.“ Deshalb sei die Diagnose da auch etwas schwieriger zu stellen – zumindest mit dem Blick.
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Aufschlussreich kann in Fällen wie diesem eine Biopsie sein – eine Hautprobe der Betroffenen , weiß Seidel: „Dem Mikroskop ist es egal, wie dunkel oder wie hell die Haut ist. Da lässt sich dann anhand von Mustern erkennen, ob es sich um eine Schuppenflechte handelt.“
So war es auch bei Keita, als er in der Spezialsprechstunde Psoriasis am UKM vorstellig wurde. Dort zeigte er seine vielen, am ganzen Körper verteilten, bräunlich verhornenden Hautveränderungen.
Nachdem eine erste Behandlung mit Tabletten schnell nicht mehr wirkte, ist Keita inzwischen auf eine Biologika-Therapie eingestellt. „An der Haut sind nur noch vereinzelt Hautveränderungen der Schuppenflechte erkennbar. Auch der Juckreiz und die Gelenkschmerzen sind vollständig zurückgegangen. Die Lebensqualität ist deutlich gebessert und die Therapie wird gut vertragen“, fasst Seidel die nach vielen Umwegen schließlich erfolgreiche Therapie zusammen.
Mehr „People of Color“ in Studien an UKM-Hautklinik
„Damit Menschen, die keine weiße Haut haben, besser in klinischen Studien repräsentiert sind, versuchen wir in unseren Studien an der UKM-Hautklinik mehr ,People of Color´ einzuschließen“, sagt Oberärztin Dr. Nina Magnolo. Sie ist auch Leiterin des Studienzentrum für innovative Dermatologie. Auch in Vorträgen und Fortbildungen werde das Thema mittlerweile mehr ins Zentrum gerückt. „Damit die Patienten schneller ihre Diagnose erhalten und versorgt werden können.“
Mit der Diagnostik von Hauterkrankungen bei dunkelhäutigen Patienten beschäftigte sich auch eine Studie, die im Februar 2024 im Journal "Nature Medicine" erschienen ist.
In dieser Studie wurde ein Experiment durchgeführt, um die diagnostische Genauigkeit von Ärzten bei der Beurteilung von Hautkrankheiten zu bewerten. Teilnehmer waren unter anderem erfahrene Dermatologen, Dermatologen in Ausbildung und Allgemeinmediziner. Sie wurden gebeten, Bilder von Hautkrankheiten zu beurteilen und differentialdiagnostische Einschätzungen abzugeben.
Das Ergbnis: Die diagnostische Genauigkeit von Ärzten war bei Bildern dunklerer Hauttöne im Vergleich zu Bildern hellerer Hauttöne geringer. Holten sich die Ärzte Hilfe durch maschinelles Lernen, verbesserte sich ihre diagnostische Genauigkeitdeutlich.
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