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  • Claudia Liebram
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    Claudia Liebram

    Viele Gesundheits-Surfer vertrauen Google blind

    "Das hab ich bei Google gefunden" – so lautet oft die Antwort, wenn man fragt, woher jemand eine Information hat. Und natürlich wird auch nach Informationen zum Thema Gesundheit gesucht – schließlich haben die wenigsten ständig einen Arzt in ihrer Umgebung.

    Die Bertelsmann-Stiftung beobachtet, wie sich das Gesundheitssystem in Deutschland entwickelt, wie die Digitalisierung in diesem Bereich vorangeht und wo sie nicht vorangeht. Jetzt wollte sie von ganz "normalen" Leuten wissen, wie sie im Netz nach Gesundheitsinformationen suchen, wie zufrieden sie mit dem sind, was sie dann finden und was sie aus den Informationen machen. Dazu wurden im ersten Teil 36 Patienten mit leichten bis schweren akuten oder chronischen Erkrankungen von Psychologen jeweils zwei Stunden lang befragt. Im zweiten Teil wurden 1074 Menschen am Telefon interviewt.

    Heraus kam bei der Telefonbefragung unter anderem:

    • Patienten suchen im Netz nach Fakten – aber auch nach Sicherheit, Trost, Austausch und auch Zerstreuung.
    • Die Hälfte der Netz-Sucher ist mit dem Ergebnis immer oder meist zufrieden. 44 Prozent sind mal mehr, mal weniger zufrieden.
    • Aber: Fast jeder Dritte verschweigt dem Arzt, dass er vor dem Besuch online nach Informationen gesucht hat. Jeder vierte fürchtet, dass der Arzt ihn für einen schwierigen Patienten hält, wenn er von seiner Netz-Suche erzählen würde.
    • Netz-Sucher haben in unabhängige Angebote (wie das Psoriasis-Netz) nicht unbedingt mehr Vertrauen als in kommerzielle Angebote.
    • Die Hälfte der befragten Internetnutzer sehen die Internetrecherche als gute Ergänzung zu den Aussagen des eigenen Arztes an – und nicht als Ersatz für einen Arzt. Die andere Hälfte aber...?
    • Die Hälfte der Befragten ist allerdings auch der Meinung, dass die Informationsfülle  Patienten verunsichern, beunruhigen und verwirren.
    • Nur einer von fünf Ärzten ermutigt seine Patienten zur Suche im Netz – oder leitet sie gar an.

    Woher beziehen die Gesundheits-Surfer ihre Informationen?

    Die Seiten vom seriösen Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen gelten beim unbedarften Google-Sucher also als genauso (wenig) vertrauenswürdig wie die vom "Zentrum der Gesundheit", das nun alles andere als seriös ist.

    Ergebnisse der Einzel-Interviews

    • Patienten vertrauen den Suchergebnissen und dem Ranking bedingungslos. Wenn Google mal nicht antwortet, wie der Sucher es erwartet, sucht der die Schuld bei sich und seiner Such-Strategie.
    • Probanden hinterfragen die Quelle einer Information nur in Ausnahmefällen.
    • Eine Information erscheint den Suchenden um so richtiger, je öfter sie auftaucht. Schon, wenn eine Information zweimal gefunden wird, wirkt sie glaubwürdiger. Das gilt dann auch für falsche Informationen: Wenn die auf verschiedenen Wegen verbreitet werden, werden sie für richtig gehalten. Ein Beispiel wäre, wenn ein Anbieter eine Pressemitteilung herausgibt und darin behauptet, seine Therapie würde die Psoriasis heilen. Viele Internetseiten "drucken" Pressemitteilungen ohne jede Bearbeitung oder Nachfrage ab – und schon wirkt eine Information richtiger als sie womöglich ist.
    • Kein Proband hatte bei der Online-Suche darüber nachgedacht, ob gefundene Informationen wissenschaftlich fundiert sind.
    • Die Vertrauenswürdigkeit von Gesundheitsportalen leidet nicht, wenn sie werbefinanziert sind. Den Interviewten war das sehr bewusst.
    • Wo die "Massen-Befragung" Skepsis ergab, was die Fülle der Informationen angeht, ergab die Einzel-Befragung eher das Gegenteil. Sprich: Viele denken, andere könnten mit den vielen Informationen nicht gut umgehen, sie selbst würden aber nützliche und vertrauenswürdige Angebote gut erkennen.

    Was uns zu diesen Ergebnissen einfällt

    • Die Befragung sagt, wie Menschen nach Gesundheitsinformationen suchen, wo sie landen, wem sie vertrauen. Das ist für alle Beteiligten im Gesundheitswesen gut zu wissen. Die Ergebnisse zeigen, dass es in Sachen Medienkompetenz noch viel zu tun gibt – vor allem, dass Patienten dazu befähigt werden, seriöse von unseriösen Informationen zu trennen. Aber auch, dass sich alle Anbieter von Gesundheitsinformationen anstrengen müssen. Alle.
    • Gemeinnützige Organisationen müssen ihre Internet-Strategie demnach ordentlich anpassen: Vertrauen kommt nicht von allein oder mit der Gemeinnützigkeit.
    • Wer Geld hat, kann Mitarbeiter oder Agenturen beschäftigen, die Internetseiten für Suchmaschinen optimieren und viel Zeit in einen Internetauftritt stecken. Das zahlt sich in einem besseren Ranking bei Google aus – und damit offensichtlich in Vertrauen, das nicht immer angebracht ist.
    • Google ist am Ende eine Maschine, kein Mensch. Sie sortiert Ergebnisse relativ leidenschaftslos – und eben nicht nach Seriösität eines Anbieters oder anderen Kriterien, die wünschenswert wären. Allgemein ist es Googles Geheimnis, warum eine Seite in den Suchergebnissen weiter vorn landet und eine andere weiter hinten. Es gibt ein paar allgemeine Regeln, die der Konzern jedem an die Hand gibt, der sie wissen will – aber keine genaue Rezeptur.
    • Wie stark das Vertrauen in Angebote von Pharmafirmen ist, wird in der Befragung nicht deutlich. Vermutlich werden sie allgemein als "kommerzielle Angebote" eingestuft.
    • Die Bertelsmann-Stiftung lässt in der Telefonbefragung die Bekanntheit und Vertrauenswürdigkeit von Gesundheits-Informationen im Netz ermitteln. Hier werden aber Äpfel mit Birnen verglichen – Seiten mit Informationen über Krankheiten werden mit Arzt- oder Krankenhaus-Verzeichnissen verglichen.
    Quelle: Spotlight der Bertelsmann-Stiftung: "Gesundheitsinfos: Wer suchet, der findet – Patienten mit Dr. Google zufrieden"

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