Hat Euch ein Arzt schon einmal gefragt: "Darf ich Sie anfassen?" Wenn ja – dann war das vielleicht nicht nur eine Floskel. Eine Studie zeigt: Wer vor einer Berührung um Erlaubnis gefragt wird, empfindet den Kontakt als angenehmer. Schon kleine Wahlmöglichkeiten steigern das Wohlbefinden.
Eine Studie von Forschenden der LMU, der Universität der Bundeswehr München und der TU Dresden zeigt, dass Menschen Berührungen als angenehmer empfinden, wenn sie vorher um Erlaubnis gefragt werden.
In den Experimenten streichelte die durchführende Person sanft den Arm der Probanden. Wenn diese selbst auswählen konnten, wo am Arm sie berührt werden wollten oder mit welcher Handschuhfarbe, nahmen sie die Berührung als wesentlich angenehmer wahr als ohne Wahlmöglichkeit. Die Pupillenaktivität der Teilnehmenden zeigte zudem eine erhöhte physiologische Erregung, wenn sie mit Entscheidungsfreiheit eine Berührung erwarteten.
Was ist eine physiologische Erregung?
Körperliche Reaktionen wie erhöhter Puls, Blutdruck oder Pupillenerweiterung, die durch Reize oder Emotionen ausgelöst werden. Sie zeigen an, dass der Körper in einen aktivierten Zustand versetzt wird.
Der Akt des Wählens scheint sich also positiv darauf auszuwirken, wie Körper und Geist auf intimen Kontakt reagieren. Dies könnte laut den Forschenden eine einfache Strategie sein, um das Erleben fürsorglicher Berührungen zu verbessern – sowohl im privaten Umgang als auch im klinischen Bereich wie bei berührungsbasierten Therapien.
Was sind berührungsbasierte Therapien
Behandlungsmethoden, die gezielt Berührungen einsetzen, um Entspannung, Schmerzlinderung oder Heilungsprozesse zu fördern. Dazu zählen zum Beispiel Massagen, Akupressur oder Kraniosakraltherapie.
Wahlfreiheit und Einverständnis seien nicht nur ethisch relevant, sondern grundlegend dafür, wie wir Dinge erleben, so Professorin Ophelia Deroy von der LMU. Die Möglichkeit zu wählen spreche dasselbe Belohnungssystem an wie Geld, Essen oder Sex. Selbst kleine Entscheidungen wie eine Farbwahl könnten Menschen offener für eine Erfahrung machen, was auch im Marketing-Kontext genutzt werde.
(cl)
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