- Bei manchen Covid-19-Patienten zeigt sich die Erkrankung mit Anzeichen auf der Haut.
- Auffällig oft sind Zehen und manchmal auch Finger von bläulich-lila Verfärbungen betroffen.
- Wer mit dem Coronavirus infiziert ist und (neue) Hautprobleme bekommt, sollte bei einem Hautarzt vorstellig werden.
Eine Infektion mit dem Coronavirus kann an Husten, Schnupfen oder Fieber festgemacht werden. Andere Anzeichen sind fehlender Geschmack oder Geruch. Später kann eine Lungenentzündung hinzukommen. Ein Symptom rückt jetzt erst nach und nach in den Fokus der Aufmerksamkeit: Manche Menschen haben plötzlich blau-lila Verfärbungen an den Zehen, die wie Erfrierungserscheinungen oder Frostbeulen wirken – oder Zehen, die wie bei einer Arthritis geschwollen sind.
Einer der ersten Berichte kam aus Italien. Ein 13-Jähriger war Anfang März wegen Flecken an den Zehen bei seinem Kinderarzt. Erst zwei Tage später zeigte der Junge typische Symptome von Covid-19. Im Laufe der Zeit wurde aus einem Fleck am Fuß eine Blase, woraufhin ein plastischer Chirurg Spinnenbisse vermutete und Medikamente verordnete. Die Flecken aber wurden dunkler und verschorften, bis sie schließlich abheilten. Gänzlich klären lässt sich der Fall laut dem Fallbericht allerdings nicht: Der Junge wurde wegen der "damals" in Italien herrschenden Notfallsituation nicht auf eine Coronainfektion getestet, obgleich Mutter und Schwester zuvor entsprechende Symptome hatten.
Doch derartige Berichte sollten sich fortan häufen. So hatte Dr. Lindy Fox von der University of California, San Francisco vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie vier oder fünf Patienten pro Jahr, die wegen Erfrierungserscheinungen in ihre Praxis kamen. In den letzten Wochen waren es Dutzende, berichtet sie in der "New York Times".
Spanische Mediziner aus einem Krankenhaus haben die Fälle von 132 ihrer Patienten durchgesehen. Sie alle hatten eines Verdachts auf oder einer tatsächliche Coronavirus-Infektion und waren wegen Hautproblemen zu ihnen gekommen. Fast drei Viertel davon wiesen an den Händen oder Füßen besagte Erfrierungserscheinungen auf, mehr als ein Viertel hatte Rötungen. Doch auch bei dieser Untersuchung gibt es eine Einschränkung: Von den 132 Patienten wurden nur wenige überhaupt auf eine Coronainfektion getestet, und nur bei zwei von ihnen war der Test positiv. "Ob es sich um eine Gerinnungsstörung oder eine Überempfindlichkeitsreaktion handelt, ist noch nicht bekannt", schreiben die Ärzte.
Inzwischen bittet der Internationale Verband der Podologen um Fotos und Fallberichte, um ein Register aufzubauen.
Andere Hauterscheinungen im Zusammenhang mit Covid-19
Dr. Sebastiano Recalcati, Hautarzt an einer Klinik in der schwer betroffenen Lombardei, berichtete im "Journal of The European Academy of Dermatology and Venereology" über Erfahrungen bei 88 Patienten mit Covid-19. Von ihnen hatte jeder Fünfte auch Hautbeschwerden, die meisten am "Stamm", also an Bauch oder Rücken. Die Ärzte sahen Rötungen, Urtikaria oder Bläschen wie bei Windpocken.
In einem Mini-Symposium via Zoom trugen US-Dermatologen kürzlich ihre Erfahrungen in der Corona-Pandemie zusammen. Dr. Steven Chen vom Massachusetts General Hospital twitterte die wichtigsten Ergebnisse daraus. Berichtet wurde dabei von den "Covid-Zehen", aber auch von Urtikaria, masernähnlichem Ausschlag, Exanthemen oder „Kältemarmorierung".
Lindy Fox, die Ärztin aus San Francisco, berichtete in diesem Symposium außerdem, dass der PCR-Test auf eine Infektion mit Coronaviren bei allen Patienten mit "Corona-Zehen" negativ ausgefallen war. Ihre Hypothese: Manche Patienten werden trotz einer durchgemachten Infektion nicht gegen den Erreger immun.
Bestätigung aus Deutschland
„Vielfach unbekannt ist, dass im Rahmen der Covid-19-Erkrankung auch Hauterkrankungen auftreten können“, meint auch Professor Peter Elsner, Direktor der Klinik für Hauterkrankungen am Universitätsklinikum Jena (UKJ). "Berichte aus den schwerbetroffenen Ländern wie China, Italien oder Spanien zeigten, dass bis zu 20 Prozent der wegen COVID-19 stationär behandelten Patienten Hauterscheinungen aufweisen." Symptome seien vor allem ein Ausschlag mit Rötungen und Knötchen, eine Nesselsucht am ganzen Körper und Bläschen wie bei Windpocken gewesen.
Laut Elsner ist unklar, ob das spezielle Anzeichen einer Coronavirus-Infektion oder vielleicht Medikamenten-Nebenwirkungen sind. „Einige Patienten mit schweren Verläufen können auch Hautblutungen, Gefäßverschlüsse an Fingern und Zehen oder eine marmorierte Hautverfärbung entwickeln", so Elsner. Das weise auf eine Beteiligung kleiner Gefäße und deren Verschluss hin. Weil diese Gefäßveränderungen aber nicht nur an der Haut, sondern auch an der Lunge beschrieben wurden, könnten Hautveränderungen bei der COVID-19-Infektion wichtige Hinweise auf Komplikationen interner Organe geben.
Und so lautet das Fazit von Professor Elsner, dass ein Hautarzt hinzugezogen werden sollte, wenn ein Patient mit Covid-19 auch Symptome auf der Haut hat.
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