Gibt es einen Zusammhang zwischen Amalgam und Psoriasis? Im "SPVG-JOURNAL", der Mitgliederzeitung der Schweizerischen Psoriasis und Vitiligo Gesellschaft, erschien in der Ausgabe 5/2002 eine Diskussion darüber. Die Standpunkte (leicht für bessere Verständlichkeit bearbeitet):
Pro
Jack R. Metz, Präsident des Vereins Amalgam-Geschädigter, Winterthur (Schweiz)
Ich konnte feststellen, dass sich unter den Amalgam-Patienten eine erhebliche Zahl Psoriatiker befindet. Die Hypothese, wonach Psoriasis einen Zusammenhang mit einer Schwermetallbelastung haben könnte, wird in unseren Kreisen daher seit langem diskutiert. Für uns steht fest, dass Amalgam, bzw. Quecksilber, das wohl gefährlichste, jedoch bei weitem nicht das einzige Schwermetall ist, welches Gesundheitsprobleme verursachen kann."
Auffällig ist:
- dass Psoriasis häufig symmetrisch zur Körperachse auftritt. Dies ist ein starkes Indiz dafür, dass die Ursache nicht oberflächlicher Natur ist (Haut), sondern im Körperinnern liegt
- dass Psoriasis häufig an Stellen auftritt, die an oder in der Nähe von Gelenken liegen. Ellbogen, Gesäß (nähe Hüftknochen); seitliche Kopfpartie bzw. Gelenk des Unterkiefers. (Diese Aussage beruht auf meinen punktuellen Beobachtungen und bedarf der Verifizierung.)
- Es gibt die Psoriasis, welche einer Arthritis um einige Jahre vorausgeht.
- Schwermetall-Patienten haben fast ausnahmslos eine stark trockene Haut. Erklärungsversuch: Schwermetalle können in begrenztem Umfang auch über die Haut ausgeschieden werden. Bei der Ausscheidung von Schwermetallen über den Schweißvorgang nehmen die (lipophilen) Schwermetalle Fette mit sich und entfetten dadurch die Haut. Sehr trockene Haut ist nach meinen Beobachtungen ein Indiz für eine mögliche Schwermetallbelastung!!
Schwermetalle lagern sich unter anderem in den Gelenken an. Dort können sie in der Folge die entzündliche Arthritis auslösen. Der Körper findet keinen Weg, um die Schwermetalle aus den Gelenken zu entfernen. Er wird möglicherweise versuchen, diese Schwermetalle über das dritte Ausscheidungsorgan - die Haut - nach außen zu schaffen. An der Durchtritts-Stelle der Haut entsteht dann Psoriasis. Damit müsste Psoriasis dort auftreten, wo die kürzeste Distanz vom Gelenk zur Haut vorliegt.
Diese "Gelenkhypothese" der Psoriasis ist natürlich statistisch zu überprüfen und überhaupt kritisch zu hinterfragen. Sie dürfte sich mindestens für einen Teil der Fälle als plausibel erweisen. Nach meinen Beobachtungen trifft sie nicht zu bei den Gelenken des Oberarms, wofür ich keine Erklärung habe. Auch Hand- und Fußgelenke sind offenbar selten von Psoriasis betroffen (?).
Die These der Dermatologen, wonach Psoriasis genetisch bedingt sei, scheint mir fragwürdig. Vor allem deshalb, weil die Mechanismen der Übertragung von Schwermetallen von Mutter auf Kind nachgewiesen worden sind. Zum Beispiel durch den deutschen Toxikologen (= erforscht die Giftigkeit von Stoffen) Gustav Drasch von der Uni München.
Ich habe mich gefreut, dass ein engagierter Arzt wie Dr. Shimshoni sich nicht scheut, seinen eigenen Weg zu gehen. Das ist in der Medizin nicht immer einfach. Die Lösung des Rätsels Psoriasis haben wir damit noch nicht automatisch gefunden. Daraus ergibt sich auch kein durchschlagendes therapeutisches Rezept. Aber vielleicht kommen wir der Wahrheit ein Stückchen näher.
Kontra
Professor Peter Itin, Leiter der Abteilung Dermatologie, Kantonspital Aarau (Schweiz)
Bis heute gibt es keine wissenschaftlichen Daten, die einen Zusammenhang zwischen Psoriasis und Amalgam belegen könnten. Es soll aber respektiert werden, dass anekdotische Erlebnisse einen gewissen Wert haben, jedoch eine wissenschaftliche Gewichtung nicht erlauben.
Zum Punkt 1: Die Psoriasis ist eine Erkrankung, bei der die T-Zellen eine übersteigerte Teilung hervorrufen. Das führt zu einer verminderten Qualität der neu produzierten Hautzellen. Das hat nichts mit einer Schwermetallbelastung des Körpers zu tun. Es sind typische Störungen des Immunsystems, die wir auch von anderen Krankheiten her kennen.
Punkt 2: Die Psoriasis tritt besonders in mechanisch stark belasteten Körperregionen auf, wie z.B. Gelenkstreckseiten. (Köbner Phänomen). Sind die Gelenke von der Psoriasis befallen, so sind nie alle gleichzeitig betroffen (periphere und axiale Psorias Arthritis) und es gibt lange Pausen zwischen den Gelenkerscheinungen. Ein Befall der Fuß- und Handgelenke ist recht häufig. Wenn Schwermetalle die Psoriasis verursachen würden, ist nicht zu erklären, weshalb sie sich nicht in alle Gelenke setzen und jahrelang keinerlei Wirkung zeigen.
Punkt 3: Die Psoriasis ist meiner Meinung nach eine Immunkrankheit, die auch die Gelenke betreffen kann. Deshalb ist es selbstverständlich möglich, dass Hautveränderungen einer Gelenkerkrankung (Arthropathie) vorausgehen können. Aber das muss nicht zwangsläufig so verlaufen, denn es gibt auch Gelenk-Psoriasis ohne Hautbeteiligung.
Punkt 4: Rund 30 Prozent der Bevölkerung leidet an trockener Haut. Die wichtigste Ursache ist eine ungewöhnliche (atopische), genetisch bedingte Veranlagung.
Die wissenschaftlichen Daten darüber, dass die Psoriasis vererbt wird, sind eindeutig. Seit Jahrzehnten weiß man, dass Schuppenflechte seit mehreren Generationen in den Familien der Psoriatiker vorkommt. Ob mit oder ohne Schwermetalle. Gerade in den vergangenen Jahren hat die Genforschung klar sogenannte "Psoriasis Gene" nachgewiesen. Es erscheint als nicht sinnvoll, diese Tatsachen in Frage zu stellen.
Tipps zum Weiterlesen
Ist Amalgam nun gefährlich oder nicht? Wir tragen hier Links zusammen, die dem normal gebildeten Menschen das Pro und Contra vermitteln sollen. Wenn du weitere Links kennst, schreib sie einen Kommentar unter diese Sammlung – wir schauen uns alles an.
In unserer Community haben Betroffene über ihre Erfahrungen mit Amalgam und Schuppenflechte geschrieben.
Amalgam und Psoriasis
Sechs Ziele und sechs Wege zur Verringerung der Quecksilber-Belastung durch Amalgam (PDF)
(Zeitschrift für Evidenz, Fortbildung und Qualität im Gesundheitswesen; Heft 109; 3/2015)
Der Zahnmediziner Dr. Hans-Werner Bertelsen plädiert für einen nationalen Plan zum Ausstieg aus der Verwendung von Amalgam
Kein Amalgam – weniger Scharlatanerie (PDF)
(Zahnärztliche Mitteilungen, Heft 105; 19/2015)
Wie Scharlatanen, die vor allem bei Krebskranken eine Angst vor Amalgam schüren, das Handwerk gelegt werden kann. Ein Leserbrief von Dr. Hans-Werner Bertelsen.
(Blog "kritisch gedacht", 13.11.2014)
Erläuterung des Zahnmediziners Hans-Werner Bertelsen (ab dem vierten Absatz)
Amalgam: Stellungnahme aus umweltmedizinischer Sicht
(Bundesgesundheitsblatt, 05.10.2007)
Empfehlung des Robert-Koch-Instituts
Glaubenskrieg um einen Zahnfüllstoff
Dossier vom Wissenschaftsmagazin "scinexx"
Kieler Amalgamgutachten von 1997
Forum zum Austausch von Betroffenen und Interessierten
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