Lange dachte man, Alzheimer sei vor allem das Ergebnis von Ablagerungen im Gehirn – sogenannte Plaques, die sich zwischen Nervenzellen ansammeln und die Kommunikation im Denkorgan stören. Jetzt legen Forscher eine Studie vor: Auch chronische Entzündungen spielen demnach eine viel größere Rolle als bisher gedacht. Forschende der Charité in Berlin und des Max Delbrück Centers haben in Untersuchungen den Botenstoff Interleukin-12 (IL-12) als echten Übeltäter im Alzheimer-Gehirn entlarvt. Das ist auch für Menschen mit Psoriasis oder Psoriasis arthritis spannend – denn IL-12 ist kein Unbekannter.
IL-12: Mehr als nur ein Entzündungshelfer
IL-12 ist ein Signalstoff, den unser Immunsystem nutzt, um bei Entzündungen Alarm zu schlagen. Besonders aktiv ist IL-12 bei chronisch-entzündlichen Erkrankungen – darunter auch Psoriasis und Psoriasis arthritis. Genau hier setzen bereits Medikamente an, die diesen Botenstoff gezielt blockieren.
Die neue Studie zeigt: IL-12 sorgt im Gehirn dafür, dass wichtige Nervenzellen und sogenannte Oligodendrozyten – das sind Zellen, die Nervenbahnen schützend umhüllen – geschädigt werden. Die Folge: Denken, Erinnern und Konzentration funktionieren immer schlechter. Gleichzeitig werden die Abwehrzellen im Gehirn, die sogenannten Mikroglia, durch die ständige Entzündung überfordert. Sie kommen kaum noch hinterher, Ablagerungen zu beseitigen oder Zellmüll zu entsorgen. Es entsteht ein Teufelskreis.
Was hat das mit Psoriasis zu tun?
Auch bei Psoriasis und Psoriasis arthritis läuft das Immunsystem auf Hochtouren und produziert dauerhaft Entzündungsstoffe wie IL-12. Wer also an einer dieser Erkrankungen leidet, lebt mit einem chronisch aktiven Immunsystem – und das könnte sich möglicherweise auch auf andere Organe auswirken, darunter das Gehirn.
Noch ist nicht klar, ob Menschen mit Psoriasis ein höheres Alzheimer-Risiko haben. Es gibt jedoch Hinweise aus früheren Studien, dass chronische Entzündungen im Körper generell das Demenzrisiko erhöhen können. Und genau hier könnte sich ein neuer Zusammenhang zeigen: Wenn IL-12 sowohl bei Haut- und Gelenkentzündungen als auch bei Alzheimer eine Rolle spielt, könnte es Sinn machen, diesen Signalweg gezielt zu hemmen – vielleicht sogar vorbeugend.
Medikamente gegen IL-12 – ein Hoffnungsschimmer?
Das Spannende: Es gibt bereits zugelassene Medikamente, die IL-12 blockieren – sogenannte Biologika. Sie werden erfolgreich zur Behandlung von Psoriasis und Psoriasis arthritis eingesetzt. Nun hoffen die Forschenden, dass diese Wirkstoffe auch bei Alzheimer helfen könnten. Klinische Studien dazu stehen noch aus, aber der Weg ist geebnet.
Außerdem lässt sich IL-12 im Blut oder in der Hirnflüssigkeit messen – ein möglicher Biomarker also, mit dem man Alzheimer früher erkennen oder das Risiko besser einschätzen könnte.
Fazit: Alles hängt mit allem zusammen
Diese Studie zeigt einmal mehr, wie sehr unser Körper als Ganzes funktioniert – oder eben nicht. Ein Entzündungsbotenstoff wie IL-12 kann an ganz verschiedenen Stellen Schaden anrichten. Was als Psoriasis auf der Haut beginnt oder sich in den Gelenken zeigt, könnte langfristig auch das Gehirn beeinflussen. Das heißt nicht, dass man sich Sorgen machen muss – aber es macht deutlich, wie wichtig eine gute und frühzeitige Behandlung chronischer Entzündungen ist.
Wer also IL-12 schon durch seine Psoriasis-Therapie „im Griff“ hat, könnte auch seinem Gehirn einen Gefallen tun. Und für alle anderen gilt: Die Forschung bleibt dran – und neue Therapieansätze gegen Alzheimer sind in Sicht.
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