Die erschütternden Meldungen häufen sich: Psoriasis-Patientinnen sollen ein stark erhöhtes Risiko für Komplikationen im Verlauf der Schwangerschaft aufweisen. Zwar herrscht über die genauen Zusammenhänge noch Unklarheit. Doch besteht laut Expertenmeinung kein Grund zur Panik, wenn einige Grundregeln befolgt werden.
Vorab: Die Anzahl der Studien über Schwangerschaft und Schuppenflechte ist gering, die Ergebnisse fallen oftmals widersprüchlich aus, über die möglichen Ursachen sind sich die Experten weitgehend uneinig.
Dennoch scheint ein Zusammenhang zwischen der Hauterkrankung und möglichen Schwangerschaftskomplikationen zu bestehen. Die Ergebnisse einer der aktuellsten Untersuchungen präsentierte Xinaida T. Lima vom Harvard and Massachusetts General Hospital in Boston auf der Konferenz der American Academy of Dermatology (AAD) 2010*.
Die Forscher hatten rückwirkend die medizinischen Daten von Psoriasis-Patientinnen mit denen von gesunden Frauen verglichen, die zwischen 1999 und 2009 schwanger geworden waren. Die Ergebnisse sahen so aus:
Komplikation | Psoriasis-Patientinnen (358) | Gesunde Frauen (424) | Erhöhter Risikofaktor |
---|---|---|---|
Spontangeburt | 28,1% | 7,2% | ca. 4fach |
Frühgeburt | 21,7% | 7,4% | ca. 3fach |
Bluthochdruckkrisen
(Präeklampsie) |
14,2% | 2,9% | ca. 3fach |
Fehllage der Plazenta (mit und ohne Blutungen) | 18,6% | 5,3% | 3-4fach |
Bauchhöhlenschwangerschaften | 13,6% | 3,0% | ca. 4fach |
Unerklärlicherweise sah das Resultat bei Kaiserschnitten völlig anders aus. Nur 7,3 Prozent der Psoriatikerinnen gebaren ihre Kinder mit einer Operation. Bei den gesunden Frauen waren das 20,5 Prozent.
Übergewicht, Rauchen und Depressionen
Ähnliche Resultate brachte eine Studie der University of California in San Diego hervor. Im Jahr 2010 untersuchten Forscher Im Auftrag der Organization of Teratology Information Specialists (OTIS) 170 schwangere Psoriasis-Patientinnen und 158 gesunde Frauen.
Bei der Studie kam heraus, dass die Psoriatikerinnen häufiger übergewichtig sind, rauchen und verstärkt zu Depressionen neigen. Die Gründe dafür sind unbekannt.
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Ein weiterer Risikofaktor könnten die Medikamentenwirkstoffe sein, die durch die Dauerbehandlungen beständig im Körper kreisen. Wie es scheint, wurden Daten über die individuellen Therapien der Studienteilnehmerinnen nicht in die Untersuchungen integriert.
Kinderwunsch ist nicht unmöglich
So erschreckend solche Nachrichten klingen mögen, macht die Hauterkrankung laut Expertenmeinung den Kinderwunsch keinesfalls unmöglich. Allerdings wird bei geplanter oder bereits vorhandener Schwangerschaft zwingend geraten, sich ärztlich begleiten zu lassen. Nur so können sinnvolle Veränderungen im Therapieplan erfolgen und mögliche Schwierigkeiten rechtzeitig erkannt werden.
Glücklicherweise berichten je nach Untersuchung 30 bis 60 Prozent der Schwangeren von einer Verbesserung der Symptome durch die Schwangerschaft – was eine Umstellung der Medikation zumindest bei diesen Frauen erheblich erleichtern dürfte.
Innerliche Medikamente, Kinderwunsch und Schwangerschaft
Abgeraten wird von folgenden innerlichen Medikamenten:
- Acitretin (Neotigason): Die Wartezeit zwischen Medikamentengabe und einer Schwangerschaft sollte zwei Jahre vor während und nach der Behandlung betragen.
- Adalimumab (Humira) – Es bestehen keine ausreichenden Erfahrungen; fünf Monate Wartezeit zwischen letzter Gabe und Schwangerschaft werden geraten.
- Cyclosporin - Risiko: Frühgeburt, verringertes Geburtsgewicht, Präeklapsie (Schwangerschaftsvergiftung durch erhöhten Blutdruck, vermehrte Eiweißausscheidungen im Urin und Wassereinlagerungen).
- Etanercept (Enbrel) – keine ausreichenden Erfahrungen.
- Fumarsäureester (Fumaderm) – keine ausreichenden Erfahrungen.
- Golimumab (Simponi) - Geraten werden sechs Monate Wartezeit zwischen Medikation und eventuell geplanter Schwangerschaft.
- Methotextrat (MTX) – Die Wartezeit sollte für Frauen drei Monate und für Männer sechs Monate betragen. Erfolgt die Schwangerschaft ungeplant, dann wäre die gleichzeitige Medikation mit MTX sogar ein Grund für einen Schwangerschaftsabbruch.
- PUVA-Therapie (Psoralen+UVA) – wegen der lichtsensibilisierenden Chemikalien eine potenzielle Gefahr.
- Remicade (Infliximab) - zu wenige Informationen über die Sicherheit.
- UV-B-Behandlung – nur als Schmalspektrum Therapie bei großflächig auftretender Psoriasis anwenden.
Zu vermeidende äußerliche Behandlungen - also Cremes, Salben etc. - sind:
- Vitamin-A-Derivate – besitzen teratogene Wirkung.
- Salizylsäure – da streiten sich die Geister. Einige Experten meinen, dass die Substanz auf kleine Hautbereiche keine Gefahr darstellen würde. Andere raten von der Verwendung während der Schwangerschaft ab.
- Teerpräparate – Schwangerschaft, Stillzeit und Säuglingsalter gelten als Gegenanzeige.
Harnstoff oder Kortison in geringen Mengen sollen unbedenklich sein. Wie bereits erwähnt, lässt die Studienlage bislang zu wünschen übrig. Daher sind sich alle Experten einig: Für Frauen mit Psoriasis gelten die gleichen Vorsichtsmaßnahmen wie für gesunde Frauen. Doch in puncto Medikamente gilt: Je weniger desto besser – wenn irgend möglich.
Quellen:
- Lima, X.T. et al.: "Pregnancy outcomes in psoriasis: A retrospective analysis". AAD 2010, Abstract P3308
- Bankhead, C. (2010): AAD: Psoriasis Increases Pregnancy Risks
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