Zum Inhalt
  • Claudia Liebram
    zuletzt aktualisiert:
    Claudia Liebram

    Psychodermatologie bei Psoriasis: Hilfe für Haut und Seele

    Der 10. Oktober ist der „Welttag der seelischen Gesundheit“. Experten aus dem Bereich der Psychodermatologie haben den Tag zum Anlass genommen, auf ihr Fachgebiet und den Zusammenhang von Hauterkrankungen und Psyche aufmerksam zu machen.

    Menschen mit Psoriasis kennen die Herausforderungen Ihrer Erkrankung nur zu gut: Die schuppenden Stellen, der Juckreiz und die oft sichtbaren Hautveränderungen belasten nicht nur körperlich, sondern können auch seelisch an einem zehren. Psyche und Ihre Haut können eng miteinander verbunden sein – und genau da setzt die Psychodermatologie an, ein Fachgebiet, das bei der Bewältigung Ihrer Psoriasis helfen kann.

    Die Psychodermatologie ist ein Teil der Hautmedizin, der eng mit der Psychosomatik und Psychiatrie zusammenarbeitet. Menschen mit Hauterkrankungen sollen so ganzheitlich behandelt werden. Dabei geht es nicht nur um die Linderung der Hautprobleme, sondern auch um die Unterstützung der seelischen Gesundheit.

    Warum ist das so wichtig? Studien zeigen, dass bei 20 bis 40 Prozent der Menschen mit Hauterkrankungen wie Psoriasis auch psychische Probleme auftreten können. Das können Depressionen oder Ängste sein, aber auch Stress, Erschöpfung oder Schmerzen.

    Ein großes Thema bei Psoriasis ist die Sichtbarkeit der Erkrankung. Viele Menschen mit Schuppenflechte haben schon erlebt, wie andere Menschen auf Ihre Hautveränderungen reagieren – manchmal leider negativ. Das kann zu Scham und sozialem Rückzug führen. Viele Betroffene fühlen sich ausgegrenzt und stigmatisiert, was die Psyche zusätzlich belastet.

    Professorin Eva Peters, Hautärztin und Expertin für Psychodermatologie, erklärt, dass bei Psoriasis Körper und Seele eng zusammenhängen. Stress kann beispielsweise direkt Entzündungen in der Haut auslösen und einen Schub verursachen. Umgekehrt können die Hautveränderungen und Entzündungen bei Psoriasis auch zu depressiven Verstimmungen führen.

    Die moderne Psychodermatologie nutzt das biopsychosoziale Krankheitsmodell. Das bedeutet, dass bei der Psoriasis biologische, psychische und soziale Faktoren zusammenwirken. Sie alle beeinflussen, wie Ihre Erkrankung verläuft und wie Sie damit umgehen.

    In den letzten Jahren hat sich in der Behandlung der Psoriasis viel getan. Es gibt neue Medikamente, die gut helfen. Aber manchmal reicht das nicht aus. Hier kommt die Psychodermatologie ins Spiel. Sie kann die Behandlung ergänzen und verbessern.

    Besonders hilfreich können psychodermatologische Ansätze bei der Bewältigung von Juckreiz sein – ein häufiges und belastendes Symptom bei Psoriasis. Entspannungsverfahren oder spezielle Schulungen können helfen, besser mit der Erkrankung umzugehen. In diesen Schulungen werden Techniken geübt, die  im Alltag helfen können. Nur: Diese Schulungen sind nach unserer Erfahrung im Moment nur im Rahmen einer Reha-Maßnahme zu haben.

    "Im europäischen Vergleich ist die psychodermatologische Versorgungslage in Deutschland nicht schlecht", sagt Professorin Silke Hofmann, Direktorin des Haut-Uniklinik Wuppertal. "Aber auch hierzulande gibt es Defizite.“ Spezialisierte klinische Angebote seien nach wie vor nur vereinzelt vorhanden „Deutschland braucht mehr multidisziplinäre Psychodermatologie-Angebote mit einer angemessenen personellen Ausstattung“, so Hofmann.

    Die Experten fordern, dass Ärzte schon in der Ausbildung mehr über Psychodermatologie lernen. Je früher psychische Faktoren in die Behandlung Ihrer Psoriasis einbezogen werden, desto besser.

    Erfahrungen von Menschen mit Schuppenflechte oder Psoriasis arthritis: Schau Dich in unserem Forum um.

    Zehn Tipps (und ein Bonus-Tipp): Wie finden Psoriasis-Betroffene Hilfe?

    Was heißt das praktisch? Wo findet ein Mensch mit Psoriasis Hilfe, wenn er Unterstützung für die Psyche sucht? Hier fängt es an, knifflig zu werden.

    Tipp 1: den Hautarzt fragen

    Der erste und oft einfachste Weg führt über den behandelnden Dermatologen. Es hilft, offen mit ihm über die Vermutung zu sprechen, dass psychische Faktoren eine Rolle bei Ihrer Hauterkrankung spielen könnten. Viele Hautärzte haben vom Fachgebiet der Psychodermatologie auf Weiterbildungen gehört oder können einen an einen spezialisierten Kollegen überweisen.

    Tipp 2: Fachgesellschaften kontaktieren

    Die Deutsche Dermatologische Gesellschaft (DDG) hat einen Arbeitskreis für Psychosomatische Dermatologie (AkPsychDerm). Auf dessen Webseite finden sich immerhin schon mal Informationen, aber Kontaktmöglichkeiten zu Experten oder Anlaufadressen für Patienten wären schön.

    Tipp 3: Suchen nach spezialisierten Kliniken

    Einige Universitätskliniken und größere Krankenhäuser haben spezielle psychodermatologische Abteilungen oder Sprechstunden. Es lohnt auch eine Nachfrage in den dermatologischen Abteilungen größerer Kliniken in der Nähe.

    Tipp 4: Patientenorganisationen nutzen

    Der Deutsche Psoriasis-Bund hat recht gute Kontakte zu Fachärzten. Er kann Tipps geben, wo kompetente psychodermatologische Hilfe zu finden ist.

    Tipp 5: Bei der Krankenkasse erkundigen

    Viele Krankenkassen bieten Beratungsservices an und können bei der Suche nach spezialisierten Ärzten helfen – also auch nach Psychodermatologen.

    Tipp 6: beim Berufsverband der Hautärzte suchen

    Der Berufsverband der Deutschen Dermatologen bietet auf seiner Internetseite eine Suche nach Hautärzten an. In den Filtern kann man die Suche bei "Behandlungsschwerpunkte" auf "Psychosomatik" eingrenzen.

    Tipp 7: Fachvorträge oder Infoveranstaltungen

    Manchmal bieten Kliniken oder Ärzte Informationsveranstaltungen zu psychodermatologischen Themen an. Diese sind eine gute Gelegenheit, Experten kennenzulernen und sich über Behandlungsmöglichkeiten zu informieren. In unserem Veranstaltungskalender finden sich Vorträge und Seminare aller Art.

    Tipp 8: den Hausarzt fragen

    Auch der Hausarzt kann eine gute Anlaufstelle sein. Er kennt oft Spezialisten in verschiedenen Fachbereichen und kann einen an einen geeigneten Psychodermatologen überweisen.

    Tipp 9: Psychosomatische Kliniken kontaktieren

    Einige psychosomatische Kliniken haben Abteilungen oder Ärzte, die sich auf Hauterkrankungen spezialisiert haben. Oder sie kennen andere Kliniken mit dem Schwerpunkt auf psychodermatologische Angebote. Die gute alte Google-Suche nach Begriffen wie "psychosomatische Klinik dermatologie" könnte ein Anfang sein.

    Tipp 10: Geduldig und hartnäckig sein

    Geduld fällt schwer. Ja, die Suche nach einem passenden Psychodermatologen kann Zeit in Anspruch nehmen. Es wird so kann sein, dass es in der unmittelbaren Umgebung keine Experten gibt. Wer offen dafür ist, auch weiter entfernte Spezialisten aufzusuchen oder Telemedizin-Angebote zu nutzen, kommt unter Umständen schneller ans Ziel.

    Aber: Es lohnt sich, den richtigen Experten zu finden, der einem bei einem spezifischen Problemen helfen kann. Die Verbindung von Haut und Psyche ist komplex, und eine ganzheitliche Behandlung kann die Lebensqualität erheblich verbessern. Mit der richtigen Unterstützung können Betroffene lernen, besser mit ihrer Hauterkrankung umzugehen und ihre seelische Gesundheit zu stärken.

    Bonus-Tipp: Bei der "Klariva"-Studie mitmachen

    Bei dem Online-Programm "Klariva" geht es um einen psychologischen Ansatz, mit der Psoriasis seinen Frieden zu schließen und sich gesunde Gewohnheiten anzutrainieren – parallel zur üblichen Behandlung mit Medikamenten usw. Die Studie geht über ein Jahr und findet online statt.

    Fachbegriffe erklärt

    • Biopsychosoziales Krankheitsmodell: Dieses Modell erklärt, dass bei Ihrer Psoriasis nicht nur biologische Faktoren eine Rolle spielen. Es berücksichtigt auch psychische und soziale Einflüsse. Das bedeutet, dass neben den körperlichen Ursachen auch Ihre Gefühle, Gedanken und Ihr soziales Umfeld den Verlauf Ihrer Erkrankung beeinflussen können.
    • Adhärenz: Adhärenz beschreibt, wie gut Sie als Patient die vereinbarten Therapieziele einhalten. Es geht darum, ob Sie die Medikamente wie besprochen einnehmen, Verhaltensempfehlungen umsetzen und regelmäßig zu Kontrollterminen erscheinen. Eine gute Adhärenz ist wichtig für den Erfolg Ihrer Psoriasis-Behandlung.
    • Psychosomatik: Die Psychosomatik befasst sich mit den Wechselwirkungen zwischen Körper und Seele. Bei Psoriasis untersucht sie, wie psychische Faktoren Ihre Hautbeschwerden beeinflussen können und umgekehrt. In der psychosomatischen Behandlung werden sowohl die körperlichen als auch die seelischen Aspekte Ihrer Erkrankung berücksichtigt.

    Über die Autorin

    Claudia Liebram ist Journalistin in Berlin. Ihre Psoriasis begann, als sie drei Jahre alt war. Sie absolvierte den Masterstudiengang "Consumer Health Care" an der Berliner Charité.

    Mehr über und von Claudia Liebram


    Wissen und Tipps für Dein Leben mit Schuppenflechte oder Psoriasis arthritis

    Meld dich für unseren Newsletter an.

    Bildquellen

    Andrej Lišakov / Unsplash+

    Erstmals erschienen:

    Kommentare

    Empfohlene Kommentare

    Zitat

    "Im europäischen Vergleich ist die psychodermatologische Versorgungslage in Deutschland nicht schlecht", sagt Professorin Silke Hofmann, Direktorin des Haut-Uniklinik Wuppertal. "Aber auch hierzulande gibt es Defizite.“ Spezialisierte klinische Angebote seien nach wie vor nur vereinzelt vorhanden „Deutschland braucht mehr multidisziplinäre Psychodermatologie-Angebote mit einer angemessenen personellen Ausstattung“, so Hofmann.

    Noch 2009 hatten wir in Bad Berleburg im Rothaargebirge eine REHA-Klinik* für Psychosomatik und Hauterkrankungen wie z.B. Pso, die ein sehr gutes Therapie-Angebot hatte: Bewegungs-, Tanz-**, Gestaltungs-, Gruppen-, Einzel-, Arbeits-Therapie, Bäder z.B. mit Staßfurter Salz (das auch magnesiumhaltige Salz ist seit etwa 2018 nicht mehr im Handel) uvam und Minutentherapie mit Dithranol, UVB-Bestrahlung, Fango, Schwimmbad, Nordic Walking, Kräuter-Garten, Cafe.

    * Leider scheint es die Indikation "Haut und Psychosomatik" dort seit einigen Jahren nicht mehr zu geben (2009 war der Klinikleiter Dermatologe) - die Therapie dort und ganz besonders der psychologische Part, waren sehr gut!!! - Als Beispiel bekamen wir einen Stapel an Fragebögen, die über die 3 Wochen REHA schriftlich zu beantworten waren und sich z.B. sehr detailiert auf unseren Lebensweg, Kindheit, Familie, alle Familienangehörige, Partnerschaft(en), Freunde, Beruf, ua, unseren Bezug und Qualität zu den jeweiligen Personen bezogen hatte. Schritt für Schritt war es mir so möglich geworden, herauszufinden wer ich früher war und warum ich bis 2009 so geworden war wie ich mich aktuell fühlte. Diese Fragen und Antworten wurden als Grundlage für die Einzeltherapie genutzt. - Für mich war wichtig, dass ich dadurch heraus gefunden hatte, welche verantwortliche Rolle ich schon als Zweijährige in meiner Familie inne hatte und Verantwortung und ein sicherer Umgang damit auch in meinem späteren Leben immer wieder eine große Rolle gespielt hatte.

    Ob (zu) große Verantwortung in noch jungen Jahren ein Trigger für eine chronische spätere Erkrankung war? Diese Frage stellte ich mir, da ich Menschen auch mit diesem Aspekt in ihrer Anamnese getroffen hatte - mit z.B. Diabetes, Pso, PsA, Neurodermitis ua.

    ** Bei der Tanz-Therapie wurde Selbstsicherheit und Selbstbehauptung eingeübt - also kein Tanz! Der Tanz wurde lediglich als "Medium" zur Übertragung dieser (neuen) Eigenschaften verwendet.

    6 Monate nach der REHA bekamen wir noch einmal Fragebögen, in denen wir unseren aktuellen Gesundheitszustand eintragen konnten. Bei mir war dieser Zustand nicht gut, da ich mir zwischenzeitlich das Sprunggelenk gebrochen hatte. Aber die Pso war noch eingedämmt, allerdings durch die OP am Knöchel flammte sie dort neu auf. Wichtiger als die Pso war mir zu der Zeit, das Laufenkönnen wieder zuerlernen.

    Ich finde es wirklich sehr schade, dass es dort "Haut und Psychosomatik" nicht mehr gibt!

    Link zu diesem Kommentar
    Auf anderen Seiten teilen

    Wo findet man Hilfe?

    Zitat

    Tipp 1: den Hautarzt fragen

    Der erste und oft einfachste Weg führt über den behandelnden Dermatologen. Es hilft, offen mit ihm über die Vermutung zu sprechen, dass psychische Faktoren eine Rolle bei Ihrer Hauterkrankung spielen könnten. Viele Hautärzte haben vom Fachgebiet der Psychodermatologie auf Weiterbildungen gehört oder können einen an einen spezialisierten Kollegen überweisen.

    Unsere Dermatologen, Klinikärzte in unserem Landeskrankenhaus (Kliniken-Komplex) hatten uns auf unseren Patientenwunsch hin eine Mitbehandlung beim Psychologen in der Psychologischen Klink auf dem selben Klinikgelände gewährt. Allerdings mussten wir mindestens 5 Patienten sein; und wir hatten daraufhin weiteren Patienten (Pso, PsA, Neurodermitis) dieses "Angebot schmackhaft" gemacht. Zwei Mal die Woche trafen wir uns dort zum Gespräch.

    Herausgearbeitet hatten wir in dieser kleinen Gruppe unsere Stressfaktoren, Umwelteinflüsse, Unverträglichkeiten und uns Tipps geben lassen wie wir mit Juckreiz, Schmerzen und optischen Symptomen umgehen könnten.

    Link zu diesem Kommentar
    Auf anderen Seiten teilen



    Dein Kommentar

    Du kannst jetzt schreiben und dich später registrieren. Wenn du schon einen Account bei uns hast, logg dich ein, um deinen Beitrag mit deinem Account zu verfassen.
    Hinweis: Dein Beitrag wird von einem Moderator freigeschaltet, bevor er erscheint.

    Gast
    Einen Kommentar hinzufügen

    ×   Du hast formatierten Text eingefügt.   Formatierung jetzt entfernen

      Only 75 emoji are allowed.

    ×   Dein Link wurde automatisch eingebettet.   Einbetten rückgängig machen und als Link darstellen

    ×   Du hattest schon mal angefangen, etwas zu schreiben. Das wurde wiederhergestellt..   Egal, weg damit.

    ×   You cannot paste images directly. Upload or insert images from URL.


  • Jetzt Teil der Psoriasis-Community werden

    Hier findest Du Menschen, die von der Hautkrankheit Psoriasis, der Gelenkerkrankung Psoriasis arthritis oder von beidem betroffen sind.

    Als Community-Mitglied kannst Du:

    fragen und antworten
    Themen folgen
    in der Bildergalerie stöbern
    chatten
    Kontakt mit anderen Nutzern aufnehmen

     

×
×
  • Neu erstellen...

Wichtig:

Diese Seite verwendet einige wenige Cookies, die zur Verwendung und zum Betrieb notwendig sind. Auf Werbetracker verzichten wir bewusst.