Am 21. November 2014 hat der Hersteller von Stelara einen so genannten „Rote-Hand-Brief“ für die Ärzte herausgegeben. Während der Behandlung mit dem Biologikum kann in seltenen (!) Fällen eine exfoliative Dermatitis (Erythrodermie) auftreten. Auch eine nicht entzündliche Exfoliation der Haut wurde gelegentlich bei Psoriasis-Patienten während der Ustekinumab-Behandlung beobachtet. Bei einer exfoliativen Dermatitis rötet sich die Haut auf mehr als 90 Prozent der Oberfläche, sie "pellt" sich ab. Aber: Auch die Psoriasis an sich kann plötzlich "explodieren" – sich über den ganzen Körper ausbreiten und zu einer Erythrodermie werden. Beides äußert sich als schwere, großflächige Entzündung auf der Haut. Das Problem: Die Symptome sind äußerlich nicht zu unterscheiden.
Bei ersten Anzeichen einer großflächiger Entzündung und / oder einer großflächigen Pellung der Haut sollten Patienten sofort zum Arzt zu gehen und sich behandeln zu lassen – auch ohne Termin.
Das Biologikum Ustekinumab kann bei mittelschwerer und schwerer Plaque-Psoriasis sowie bei einer aktiven Psoriasis arthritis verschrieben werden. In Deutschland ist es seit 2009 zugelassen. Jetzt wurde bekannt, dass in mehreren Fällen weltweit diese schwere Entzündung aufgetreten ist. Kurz nach der Ustekinumab-Injektion verschlechterte sich die Psoriasis plötzlich. Die Haut am gesamten Körper war stark gerötet und brannte. Die Entzündung war oft mit Fieber verbunden. Wenn das nicht möglichst frühzeitig mit Kortison behandelt wird, kann es zu Infektionen, Nährstoffverlusten und Flüssigkeitsmangel kommen.
Die exfoliative Dermatitis ist eine ernsthafte Erkrankung, die jedoch relativ selten auftritt. Einige dieser Stelara®-Patienten mussten im Krankenhaus behandelt werden. Der Hersteller Janssen-Cilag gibt an, bei Stelara® sei das Risiko „selten“ – das heißt, 0,01 Prozent bis maximal 0,1 Prozent der Patienten müssten damit rechnen. Die nicht entzündliche Exfoliation der Haut käme dagegen schon „gelegentlich“ vor – das heißt in 0,1 Prozent bis höchstens 1 Prozent der Fälle.
Alle uns bekannten Nebenwirkungen finden sich im Artikel "Stelara – was ist das und wie wird es angewendet?"
Kommentar
Alle Biologika sind Medikamente für ansonsten schwer therapierbare Fälle. Aber es sind, wie auch bei ähnlich stark wirksamen Medikamenten gegen andere Krankheiten, schwere Nebenwirkungen möglich.
Für Deutschland hat Professor Kristian Reich das Register PsoBest ausgewertet. Es wurde ermittelt, wie sich Psoriasis-Medikamente in ihren Nebenwirkungen unterscheiden. Die Daten aller registrierten Patienten wurden verglichen. Das Ergebnis ist für Ärzte wie für die große Mehrheit der Patienten beruhigend: Es gibt keine auffälligen Unterschiede zwischen den konventionellen Medikamenten (Fumarsäureester, Methotrexat, Ciclosporin) und den Biologika. Alle schwerwiegenden Ereignisse lagen unter 1 Prozent. In den USA, aber auch in den Zulassungsstudien waren schwere Nebenwirkungen häufiger. Nur bei den Infekten lagen die Biologika etwas höher als die anderen Medikamente. Krebs als seltene Nebenwirkung war bei allen innerlichen Medikamenten möglich, bei den Biologika nur Hautkrebs.
Natürlich möchte niemand zu den wenigen gehören, die eine schwere Nebenwirkung bekommen. Man muss offen sagen, dass das nicht vorhersehbar ist. Patient und Arzt können nur sehr aufmerksam die Symptome beobachten und diszipliniert die vorgeschriebenen Blutuntersuchungs-Termine einhalten. Im Endeffekt muss jeder für sich selbst entscheiden, ob er sich auf ein entsprechend starkes Medikament einlässt, das wirken kann oder nicht und das schwere Nebenwirkungen haben kann.
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