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    Calcineurin-Hemmstoffe - was ist das und wie werden sie angewendet?

    Calcineurin-Hemmstoffe sind Substanzen, die auch zur Behandlung der Schuppenflechte eingesetzt werden. Die Wirkstoffe heißen Tacrolimus und Pimecrolimus, die Medikamente Protopic und Elidel.

    Diese Medikamente sind rezeptpflichtig und als Salbe (Protopic) oder Creme (Elidel) zur äußerlichen Anwendung gedacht.

    Die Wirkstoffe sind nicht offiziell für die Behandlung der Psoriasis zugelassen, sodass der Arzt sie nur im Rahmen eines „individuellen Heilversuches“ einsetzen kann. Für dich bedeutet das, dass du vorher mit deiner Krankenkasse die Kostenübernahme abklären solltest – verpflichtet sind die gesetzlichen Kassen bei nicht für diese Erkrankung zugelassenen Medikamenten nicht dazu.

    Anwendungsgebiete

    Die Calcineurin-Hemmstoffe Tacrolimus und Pimecrolimus sind offiziell für die Kurzzeit- und intermittierende Langzeitbehandlung der mittelschweren bis schweren atopischen Dermatitis (Neurodermatitis) zugelassen, falls die herkömmliche Therapie einschließlich Kortisonsalben nicht ausreichend wirkt oder nicht vertragen wird.

    Zum Teil werden die Calcineurin-Hemmstoffe aufgrund ihrer entzündungshemmenden kortisonähnlichen Wirkung auch  zur äußerlichen Behandlung der Psoriasis eingesetzt. Entsprechende große Wirksamkeitsstudien, die für eine Zulassung verlangt werden würden, liegen aber nicht vor.

    Wirkmechanismus

    Tacrolimus und Pimecrolimus hemmen die Kalzium-abhängige Phosphatase Calcineurin. Dies führt zu einer verminderten Produktion zahlreicher proentzündlicher Botenstoffe (Zytokine) wie zum Beispiel Interleukinen (Il-2, Il-3, Il-4, Il-5), Tumornekrosefaktor-α (TNF-α) und Interferon-γ (IFN-γ) in den T-Lymphozyten.

    Auf der Haut angewendet (topisch) haben die Calcineurin-Hemmstoffe ähnlich wie Kortison eine hohe antientzündliche Aktivität, ohne dabei kortisontypische Nebenwirkungen wie z.B. eine Hautverdünnung (Atrophie) aufzuweisen.

    Anwendung

    Tacrolimus-Salbe und Pimecrolimus-Creme werden bei akuten Läsionen zweimal täglich in einer dünnen Schicht aufgetragen. Bei Tacrolimus muss der Arzt entscheiden, ob die niedrigere oder höhere Dosis angewandt werden solle. Mit Ausnahme der Schleimhäute kann es auf allem Körperpartien einschließlich Gesicht angewandt werden.

    Kinder und Jugendliche sollten nur die niedrige dosierte Tacrolimus-Salbe (0,03%) anwenden, bei Pimecrolimus gilt das gleiche Schema für Kinder und Erwachsene. Kinder unter zwei Jahre sollten aufgrund des noch nicht voll ausgereiften Immunsystems nicht mit Calcineurin-Hemmstoffen behandelt werden. Wenn nach zwei bis sechs Wochen keinerlei Besserung festzustellen ist, sollten die Medikamente abgesetzt werden.

    Seit einiger Zeit sind die Calcineurin-Hemmstoffe bei Neurodermitis auch für die intermittierende (unterbrochene) Langzeittherapie zwischen zwei akuten Schüben zugelassen. Hierbei wird die Salbe z.B. nur zweimal pro Woche einmal täglich auf die Partien aufgetragen, die üblicherweise befallen sind.

    Alle Anwendungshinweise beziehen sich im Prinzip nur auf die Behandlung der Neurodermitis. In den Leitlinien wird bei Psoriasis eine 1-2 mal tägliche Anwendung auf Kortison-ungeeigneten Haupartien wie Gesicht, Hautfalten und Genito-Anal-Bereich als mögliche Alternative zu Kortison empfohlen.

    Wie bei allen äußerlich zu verwendenden Arzneimittels sollte man sich nach der Anwendung gut die Hände waschen – es sei denn, die Hände wurden behandelt.

    Gegenanzeigen

    • bei bekannter Überempfindlichkeit gegen die Wirkstoffe Tacrolimus oder Pimecrolimus oder einen der Hilfsstoffe
    • Protopic 0,1% bei Kindern unter 16 Jahren
    • auf Schleimhäuten und im Bereich der Augen
    • bei Kindern unter zwei Jahren
    • bei Patienten mit angeborenen oder erworbenen Immundefekten oder bei Patienten, die Medikamente zur Unterdrückung des Immunsystems erhalten (Sicherheit nicht untersucht)

    Worauf müssen alle achten?

    Wenn Calcineurin-Hemmstoffe in Tablettenform z.B. bei Transplantationspatienten zur Unterdrückung des Immunsystems eingesetzt werden, besteht ein erhöhtes Risiko für Hautkrebs, Lymphome und andere gutartige und bösartige Tumoren. Bei Anwendung auf der Haut gelangen zwar nur geringste Mengen des Wirkstoffs in den Körperkreislauf. Trotzdem wird von einer ununterbrochenen Langzeitanwendung sicherheitshalber abgeraten.

    Auch unter Okklusivverbänden sollten Protopic® und Elidel® nicht angewandt werden, da die Aufnahme des Wirkstoffs hier verstärkt sein kann. Eine erhöhte Aufnahme droht auch bei genetischen Störungen der Hautbarriere wie z.B. dem Netherton-Syndrom. Hier wird daher von der Anwendung abgeraten. Auch die Unbedenklichkeit bei generalisierter Erythrodermie ist nicht erwiesen.

    Während der gesamten Behandlungsdauer sollte eine übermäßige UV-Bestrahlung (z.B. in der direkten Sonne oder im Solarium) vermieden werden. Empfohlen wird ein minimaler Aufenthalt in der Sonnen, die Anwendung von geeigneten Lichtschutzmitten und entsprechende Kleidung.

    In seltenen Fällen kam es unter der Behandlung mit Calcineurin-Hemmstoffen zur entzündlichen Vergrößerung von Lymphknoten (Lymphadenopathie) kommen. In solchen Fällen sollte der Ursache sorgfältig nachgegangen werden. Findet sich keine Ursache oder liegt eine akute infektiöse Mononukleose vor, sollte ein Abbruch der Behandlung in Erwägung gezogen werden.

    Calcineurin-Hemmstoffe dürfen nicht auf Hautpartien angewandt werden, die von einer akuten Infektion durch Bakterien oder Viren betroffen sind. Unter der Behandlung kann es gehäuft zu Herpes-Infektionen (z.B. Lippenbläschen) kommen. Wenn man zu solchen Infektionen neigt, sollten Nutzen und Risiken der Behandlung sehr sorgfältig abgewogen werden.

    Schwangerschaft und Stillzeit

    Da nicht genug Erfahrungen in Schwangerschaft und Stillzeit vorliegen, sollten die Präparate hier nicht eingesetzt werden.

    Mögliche Nebenwirkungen

    Sehr häufig (bei einem von 10 Behandelten oder mehr)

    • Brennen und Jucken an den behandelten Hautstellen (gewöhnlich leicht bis mittelstark, verschwindet in der Regel innerhalb einer Woche wieder)

    Häufig (bei mehr als einem von 100 Behandelten aber weniger als bei einem von 10)

    • Wärmegefühl, Hautrötung, Schmerz, Reizung, Ausschlag an der Behandlungsstelle
    • Hautinfektionen (Follikulitis)
    • Parästhesien („Ameisenlaufen“, Kribbeln), andere Missempfindungen (z.B. vermehrte Schmerzempfindlichkeit – Hyperästhesie)
    • Tacrolimus: Alkoholunverträglichkeit (Rötung der Gesichtshaut oder Hautreizung nach dem Genuss alkoholischer Getränke)
    • Tacrolimus: Herpesvirus-Infektionen (Lippenherpes, Eczema herpaticum)

    Gelegentlich (bei mehr als einem von 1000 Behandelten aber weniger als bei einem von 100)

    • Tacrolimus: Akne
    • Pimecrolimus: eitrige Hautinfektionen (Impetigo, Furunkel), Herpesvirus-Infektionen, Gürtelrose (Herpes zoster)
    • Pimecrolimus: Dellwarzen (Molluscum contagiosum)

    Selten: (mehr als einer von 10.000 Behandelten aber weniger als einer von 1000)

    • Pimecrolimus: Alkoholunverträglichkeit (Rötung der Gesichtshaut oder Hautreizung nach dem Genuss alkoholischer Getränke)
    • Pimecrolimus: allergische Reaktionen (Gesichtsrötung, Nesselsucht, Angioödem)
    • Pimecrolimus: Hautverfärbungen (verminderte oder vermehrte Pigmentierung)

    Sehr selten (bei weniger als einem von 10.000 Behandelten)

    • Pimecrolimus: allergischer Schock (anaphylaktische Reaktionen)

    Wechselwirkungen

    • Die gleichzeitige Anwendung von anderen antientzündlichen Präparaten auf der Haut einschließlich Kortisonsalben wurde nicht untersucht und wird daher auch nicht empfohlen.
    • Auch zum gemeinsamen Einsatz mit UVA, PUVA, Azathioprin oder Ciclosporin bestehen keine Erfahrungen, sodass eher abgeraten wird.
    • Impfungen sollten möglichst im behandlungsfreien Intervall erfolgen.

    Weitere Informationen

    Die bestehende Datenlage zur Anwendung von Calcineurin-Hemmstoffen bei Psoriasis ist vergleichsweise gering. In einer Studie wurde gezeigt, dass ein Einsatz in Kortison-ungeeigneten Arealen wie Gesicht, Hautfalten und Genito-Anal-Bereich sinnvoll sein kann. In den Leitlinien wird daher bei Psoriasis vulgaris der Einsatz von Tacrolimus und Pimecrolimus in diesen Hautbereichen als Ergänzung oder als Ersatz für Kortisonsalbe empfohlen. Die restliche Haut sollte laut Leitlinie nicht mit Calcineurin-Hemmstoffen behandelt werden.

    Tacrolimus und Pimecrolimus sind nicht für die Therapie der Psoriasis zugelassen, d.h., sie dürfen nur „off label“ angewandt werden.

    Lagerung: Nicht über 25°C. Nach Anbruch der Tube ist der Inhalt innerhalb von 12 Monaten aufzubrauchen, ansonsten gilt das aufgedruckte Haltbarkeitsdatum.

    Maria Weiß, Ärztin

    Quellen:


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