Biologics helfen oft sehr gut – allerdings können die Medikamente aus der Gruppe der TNF-alpha-Blocker eine bislang im Körper "ruhende" Tuberkulose (Tbc) reaktivieren. Deshalb werden Patienten vor einer Behandlung mit TNF-alpha-Inhibitoren routinemäßig auf das Vorliegen einer latenten Tuberkulose untersucht. Dazu war bislang der Tuberkulin-Hauttest am verbreitetsten. Jetzt wird ein neues Testverfahren empfohlen.
Der Einsatz von TNF-alpha-Blockern ist mit einem erhöhten Tbc-Risiko verbunden. Denn TNF-alpha hat in der Immunabwehr von Tbc-Bakterien eine besondere Funktion: Es hilft, diese "in Schach" zu halten. Nach einer Infektion umzingeln Immunzellen die Erreger in der Lunge und bilden einen dichten Wall (Granulom). TNF-alpha ist ein wichtiger Faktor bei der Granulombildung. Gelingt dem Körper die "Einkapselung", bricht die Krankheit nicht aus. Dann liegt eine latente Tbc vor, bei der der Betroffene zwar infiziert, aber nicht krank ist. Wird der Schutzwall zerstört, können die Erreger jederzeit reaktiviert werden - so bei der Gabe von TNF-alpha-Blockern, die das TNF-alpha neutralisieren und das Granulom zerstören.
Weil eine "reaktivierte" Tbc bei Patienten mit Autoimmunerkrankungen oft schwer verläuft und auch andere Organe als die Lunge befällt, sind eine Untersuchung und bei Bedarf eine Medikamentengabe vor einer Biologics-Therapie wichtige Maßnahmen. Die bisherige Strategie forderte neben einer sorgfältigen Anamnese und einem aktuellen Röntgenbild der Lunge einen Tuberkulin-Hauttest (THT). War danach ein Knötchen zu ertasten, galt es das als "positives Ergebnis". Damit konnte die Rate an Tbc-Reaktiverungen durch TNF-alpha-Blocker bereits erheblich gesenkt werden.
Die aktualisierte Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh) und des Zentralkomitees zur Bekämpfung der Tuberkulose (DZK) sehen nun ein weiteres Testverfahren vor, das auf dem Nachweis von Interferon-gamma (IGRA-Test) beruht.
T-Lymphozyten produzieren diese Substanz nach einer Infektion mit Tbc-Bakterien. Der Vorteil dieser Methode liegt daran, dass das Ergebnis sehr viel spezieller eine Tbc zeigt. Beim THT-Test konnten auch eine frühere Tbc-Impfung oder Antigene ein "positives Ergebnis" hervorrufen, obwohl letztere nicht einmal für Tbc charakteristisch sind. Der "neue" IGRA-Test reagiert dagegen nur auf ganz bestimmte Tbc-Peptide. Er liefert zudem bessere Ergebnisse bei Patienten, die aufgrund ihres höheren Alters und einer vorherigen immunsuppressiven Therapie nicht auf den Hauttest ansprechen würden.
Nachteile: Auch dieses Verfahren ist noch nicht zu 100-prozentig treffsicher und wird zudem nicht von den Kostenträgern erstattet. Der THT wird deswegen in Ausnahmefällen weiterhin eingesetzt.
Quelle: Diehl R, Hauer B, Loddenkemper R, Manger B, Krüger K: "Empfehlungen
für das Tuberkulose-Screening vor Gabe von TNF-alpha-Inhibitoren bei rheumatischen Erkrankungen" in: Zeitschrift für Rheumatologie, Juli 2009
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