Welches Medikament passt zum Patienten?
Deutschlands Hautärzte trafen sich virtuell zu ihrer zweijährlichen Tagung. Wir haben uns dort umgehört, was es Neues und Interessantes für Menschen mit Schuppenflechte gibt. In dieser Folge haben wir zusammengetragen, wonach entschieden wird, mit welchem Medikament behandelt werden sollte.
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In vielen Vorträgen wurde erklärt, worin sich die innerlich wirkenden Psoriasis Medikamente unterscheiden und in welchem Fall welches eingesetzt werden sollte. Diese Fragen waren auch schon vor zwei Jahren Thema.
Zum Zeitpunkt der diesjährigen Tagung (April 2021) gab es 18 verschiedene Wirkstoffe, die bei mittelschwerer oder schwerer Psoriasis eingesetzt werden können. Weitere sind angekündigt. Welches Medikament „passen“ könnte, hängt davon ab, was im Einzelfall vorrangig behandelt werden muss: die gesamte Haut oder verstärkt Gelenke, Sehnen, Nägel, Kopfhaut, Genitalien oder Sonderformen der Psoriasis (pustulosa, inversa o.ä.). Jedes Präparat hat seine Stärken und Schwächen. Einige sind problemlos bei Schwangerschaft und Stillzeit, bestimmten Vor- oder Begleiterkrankungen einsetzbar – andere kommen gerade deshalb nicht in Frage.
Viele Betroffene sind vorher schon vergeblich mit anderen innerlichen Präparaten behandelt worden. In so einem Fall ist zu entscheiden, zu welchem Wirkstoff man sinnvollerweise wechselt. Das Präparat kann auch danach ausgesucht werden, ob es dem Patienten wichtig ist, dass es möglichst schnell wirkt oder Langzeitdaten zeigen, wie sicher es ist. Die einen wollen nicht spritzen, andere bevorzugen lange Behandlungsintervalle und seltene Arztbesuche. Selbst anhand der Nebenwirkungen kann man sich für unterschiedliche Wirkstoffe entscheiden. So sind z.B. einige beruflich nicht zumutbar.
Für die Hautärzte gibt es Tabellen, die ihnen dabei helfen sollen zu entscheiden, welches Präparat im Einzelfall angebracht sein könnte. Zum Beispiel in der aktualisierten Leitlinie „Therapie der Psoriasis vulgaris“ (S. 3ff.). Neu ist die Empfehlung, sofort mit „modernen“ Wirkstoffen zu behandeln, wenn nicht zu erwarten ist, dass „konventionelle“ helfen – also in sehr schweren Fällen. Eine zweite Übersicht zeigt, welche Wirkstoffgruppe bei welchen Begleiterkrankungen bzw. Schwangerschaft einsetzbar ist.
Im Behandlungspfad Psoriasis 2019 (S.13) finden sich Übersichten, aus denen sehr viele Informationen über jeden Wirkstoff abzulesen sind. Unter anderem wie schnell bei wie viel Prozent der Patienten ein PASI 75 oder PASI 90 erreicht wird und was eine Therapie kostet. Bekanntlich ist der Preis aber nicht die einzige Einschränkung, die Hautärzte berücksichtigen müssen, wenn sie ein erwünschtes Präparat verschreiben wollen (siehe auch: Neue Regeln für Biologika-Rezepte).
Unser Tipp
Wenn Du mit der Hautärztin oder dem Hautarzt gemeinsam besprechen willst, welches Medikament für Dich in Frage kommen könnte, mache Dir vorher Notizen:
- Welche drei Dinge sollten durch die Therapie möglichst erreicht werden?
- Welche sind Deine drei größten Bedenken gegen ein innerliches Medikament?
Zum Weiterlesen
Unterschiedliche Psoriasisformen gezielt behandeln
Systemische Medikamente (oral oder injiziert) bei Schuppenflechte, Cochrane, Jan. 2020
Cochrane-Analyse: Was hilft am besten bei Psoriasis?, hautnah dermatologie, März 2020
Psoriasis: Ranking der Therapeutika, Deutsches Ärzteblatt 24/20
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