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    Steinkohlenteer – was ist das und wie wird er angewendet?

    Steinkohlenteer ist ein Wirkstoff, der früher häufig zur Behandlung der Schuppenflechte eingesetzt wurde. Heute ist er ausgesprochen selten, doch er hat Fans. Ein Produkt mit Steinkohlenteer ist zum Beispiel das Tarmed Shampoo.

    Diese Medikamente sind verschreibungspflichtig.

    Allgemeine Informationen

    Steinkohlenteer-haltige Präparate zur äußerlichen Anwendung werden seit mehr als 100 Jahren zur Behandlung chronischer Hauterkrankungen eingesetzt. Das Destillationsprodukt aus Kohle enthält hunderte Inhaltsstoffe, darunter Benzole, Naphthalin und Phenole. Aufgrund der nicht auszuschließenden krebsauslösenden Wirkung ist der Zusatz von Steinkohlenteer in Kosmetika verboten und in der Medizin eingesetzte Präparate wurden der Verschreibungspflicht unterstellt. Grundsätzlich sollten bei Psoriasis die Präparate nur nach sorgfältiger Abwägung von Nutzen und Risiken eingesetzt werden.

    Anwendungsgebiete

    Steinkohlenteer-haltige Salben können äußerlich bei leichteren Formen von Psoriasis vulgaris und Psoriasis der Kopfhaut (Tarmed Shampoo) angewandt werden. Grundsätzlich sollten die Präparate nur angewandt werden, wenn keine risikoärmeren Wirkstoffe in Frage kommen

    Wirkmechanismus

    Der genaue Wirkmechanismus des Steinkohlenteers ist unbekannt. Beschrieben wird eine Keim-abtötende (antiseptische) und Juckreiz-stillende Wirkung. Außerdem wird eine antientzündliche Wirkung und eine Hemmung der bei Psoriasis überschießenden Zellteilung vermutet. Bei Psoriasis wird die Substanz oft eingesetzt um die Effektivität einer nachfolgenden UV-Bestrahlung zu erhöhen.

    Anwendung

    Die Salbe wird in der Regel einmal täglich dünn auf betroffene Hautpartien aufgetragen. werden. Im Allgemeinen sollte die Behandlung vier Wochen nicht überschreiten. Diese Monotherapie wird aber in den Leitlinien zur Psoriasisbehandlung ausdrücklich nicht empfohlen.

    Häufiger werden Steinkohlenpräparate eingesetzt, um den Effekt einer UV-Bestrahlung zu erhöhen. Im Rahmen des so genannten „Goeckermann-Schemas“ schließt sich ein bis mehreren Stunden nach dem Auftragen der Teerzubereitung eine UV-Bestrahlung an. Eine Langzeittherapie nach diesem Schema wird aber nicht empfohlen. Bei Kindern unter 12 Jahren sollten Steinkohlenteer-haltige Präparate nicht eingesetzt werden.

    Wann (und wo) nicht?

    • bei bekannter Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der Hilfsstoffe der Salbe bzw. Creme.
    • bei bestimmten Hauterkrankungen (Xeroderma pigmentosum, Nävus-Dysplasie-Syndrom, Basalzellnävus-Syndrom)
    • bei akuten Psoriasisstadien (stark gerötet, nässend) oder Psoriasis pustulosa
    • bei Nierenerkrankungen
    • bei Kindern unter 12 Jahren
    • bei Karzinomen in der Vorgeschichte

    Worauf müssen alle besonders achten?

    Steinkohlenteer erhöht die Lichtempfindlichkeit, was ja bei Psoriasis auch therapeutisch genutzt wird. Dies bedeutet aber auch, dass man während der Behandlung eine direkte Sonneneinstrahlung oder eine UV-Bestrahlung (Höhensonne, Solarium) vermeiden sollte, da sonst sehr schnell ein Sonnenbrand droht. Diese Wirkung besteht auch dann noch eine Weile fort, wenn die Salbe bereits abgewaschen wurde.

    In bestimmten Hautregionen wird Steinkohlenteer besonders leicht aufgenommen, so dass das krebsauslösende Risiko hier erhöht ist. Dazu gehören der Genital- und Analbereich (vor allem Hodensack), Achsel, Leistenbeuge und Hautfalten. Hier sollten die Präparate nur mit größter Vorsicht und sehr kurzfristig angewandt werden.

    Bei unkontrollierter, regelmäßiger und langjähriger Anwendung muss mit einer krebsauslösenden Wirkung gerechnet werden. Auch die Nierenfunktion kann dann beeinträchtigt werden.

    Ein eher praktisches Problem stellt der oft als unangenehm empfundene Geruch und die Verfärbung durch die Präparate dar.

    Schwangerschaft und Stillzeit

    Bei schwangeren und stillenden Frauen dürfen Steinkohlenteer-haltige Präparate nicht angewandt werden.

    Mögliche Nebenwirkungen

    Teerhaltig Präparate können bei wiederholter Anwendung die Haut reizen.

    Gelegentlich (bei mehr als einem von 1000 Behandelten aber weniger als bei einem von 100)

    • Teerfollikulitis (Teerakne)

    Selten: (mehr als einer von 10.000 Behandelten aber weniger als einer von 1000)

    • Photosensibilisierung
    • Sehr selten (bei weniger als einem von 10.000 Behandelten)
    • Überempfindlichkeitsreaktionen (Kontaktallergien) gegen Steinkohlenteerdestillat
    • Entstehung von Hautkrebs (bei regelmäßiger, langjähriger Fehlanwendung)

    Wechselwirkungen

    Nicht bekannt - andere photosensibilisierende Substanzen (z.B. Johanniskraut) sollten aber sicherheitshalber nicht zusammen mit Steinkohlenteer angewandt werden.

    Was sollte man sonst noch wissen?

    Angesichts wirksamerer, risikoärmerer und praktikablerer Substanzen sollte Steinkohlenteer als Monotherapie (also als einzige angewandte Therapie) nicht mehr eingesetzt werden, heißt es in den Leitlinien.

    In Kombination mit UV-B-Bestrahlung können die Präparate in Ausnahmefällen bei Psoriasis eingesetzt werden, wenn sich andere Therapien als wirkungslos erwiesen haben.

    Lagerung: nicht über 25°

    Maria Weiß, Ärztin

    Verwendete Literatur:


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