Im März 2017 lud die Gesellschaft für Dermopharmazie (GD) ihre Mitglieder nach München zur Jahrestagung ein. Das Thema „Psoriasis“ wurde aus verschiedenen Blickwinkeln her behandelt. Schwerpunkt war die Frage, wie mit der Altershaut umzugehen sei, weil die Leitlinie dazu aktualisiert wird.
Entstehung der Psoriasis
Die GD verleiht jedes Jahr einen Preis für die beste Neuerung auf ihrem Gebiet. Diesmal erhielt Prof. Jörg Prinz den „Innovationspreis“. Sein Team hatte herausgefunden, wie die Psoriasis genau entsteht. Vereinfacht ausgedrückt ist sie hauptsächlich eine Autoimmun-Reaktion auf pigmentbildende Zellen (Melanozyten). Ein bestimmtes Gen (HLA-C*06:02) präsentiert dem Immunsystem die gleichen Moleküle (Peptide), die auch die Melanozyten produzieren. Die weißen Blutkörperchen (CD8+ T-Zellen) identifizieren sie als Krankheitserreger und aktivieren das Immunsystem. Da Melanozyten vorwiegend in der Haut vorkommen, ist zu erklären, weshalb die Immunreaktion überwiegend dort stattfindet. Die aktivierenden T-Zellen können im Blut nachgewiesen werden und damit als „Biomarker“ für Psoriasis gelten.
Diese Entdeckung ist deshalb so bedeutungsvoll, weil bei den meisten Hautkrankheiten noch unbekannt ist, wie sie entstehen.
Ältere Psoriasis-Patienten benachteiligt
Prof. Matthias Augustin sprach darüber, wie ältere Hautpatienten versorgt werden. Der Fragebogen, wie stark die Lebensqualität durch eine Psoriasis beeinträchtigt ist (DLQI), ist auf Jüngere ausgelegt. Fragen z.B. nach Einschränkungen bei beruflichen, sportlichen oder sexuellen Aktivitäten betreffen Ältere meist nicht. Deshalb hätte diese Altersgruppe weniger Chancen, einen höheren DLQI zu bekommen und mit einem Biologikum behandelt zu werden. Wir empfehlen in so einem Fall, dem Hautarzt ausführlich aufzuzählen, worin man persönlich durch die Psoriasis eingeschränkt ist.
Es gibt, so Augustin, keinen altersbedingten Unterschied im Schweregrad der Psoriasis. Auch wird er von den Generationen nicht verschieden stark empfunden. Am häufigsten aber leiden die Älteren unter ihrer Kopf-Psoriasis. Hinzu komme, dass im Alter der Juckreiz stärker sei, weil die Haut trockener ist. Psoriasis Arthritis dagegen wäre altersabhängig und werde vor allem in mittleren, berufsfähigen Altersgruppen als schwere Last empfunden.
Hautkrebs sehr häufig im Alter
Die häufigste Hautkrankheit, die mit zunehmenden Alter festgestellt wird, sei Hautkrebs, so Augustin. Hauptverantwortlich dafür wäre das veränderte Freizeitverhalten, d.h. die Menschen setzen sich mehr der Sonne aus. Er rechnet damit, dass in Deutschland pro Jahr bis zu 900.000 neue Hautkrebsfälle auftreten. Kritiker dagegen meinen, es würden viel zu viel Hautkrebs-Diagnosen gestellt. Dabei werde nicht deutlich gemacht, wie viele davon letztendlich tatsächlich gefährlich seien.
Risiken von Biologika
Professor Kilian Eyerich sprach über neue Biologika bei Psoriasis. Bekanntlich gibt es bei den IL-17a-Blockern ein höheres Risiko, am Hefepilz der Gattung Candida zu erkranken. Es sei unklar, wie viele der Patienten den Pilz schon vorher gehabt hätten. Die bekannt gewordenen Fälle seien aber nicht so schwer gewesen, dass man das Biologikum absetzen musste. Bei wem dagegen eine entzündliche Darmerkrankung (Morbus Crohn) bekannt sei, der müsse ein anderes Medikament bekommen.
Eyerich bestätigte noch einmal Sicherheitsdaten aus dem Register PsoBest, die seit langem gesammelt werden: Schwere Infektionen unter Biologika kämen pro 100 Patientenjahre lediglich in 0,5 Fällen vor. Aber, wenn zusätzlich MTX gegeben wird, erhöhe sich das Risiko. Hautkrebs sei keine auffällige Nebenwirkung von Biologika. Auch in der Schwangerschaft müssten TNF-Alpha-Blocker und Ustekinumab (Stelara®) nicht mehr abgesetzt werden.
Ohne Umweg zum Biologikum
Er verwies darauf, dass theoretisch zwar immer mehr Biologika bei der Psoriasis „first-line“ verschrieben werden dürften. Das heißt, ohne erst billigere innerliche Medikamente ausprobiert zu haben. Trotzdem müsse der Arzt auswählen. In der Praxis könne nur eine kleine Minderheit Schwerbetroffener sofort mit diesen teuren Medikamenten behandelt werden.
Prof. Eyerich verwies darauf, dass viele Patienten „über die Zeit“ ihr Biologikum nicht mehr nehmen würden. Gründe dafür seien bisher nicht erhoben worden. Generell fehlten wissenschaftliche Standards, um zu entscheiden, ob und wann Biologika abgesetzt werden könnten. Bei Kindern würde man sie sicherlich nicht dauerhaft anwenden.
Sandelholz-Duft bei Psoriasis meiden
Psoriatiker sollten auf den Duft von Sandelholz verzichten. Der Duftforscher Professor Hans Hatt verwies erneut darauf, dass dieser Geruch Rezeptoren aktiviert, die Teilung und Wanderung von Hautzellen beschleunigen. Generell seien in der psoriatischen Haut Duft-Rezeptoren hoch reguliert, die normalerweise niedrig wären.
Verbesserung der Wirkung in der Haut
Ein Stoff wirkt in jeder Zubereitung anders: Je nachdem, mit welcher Grundlage (Galenik) er äußerlich aufgetragen wird, dringt er unterschiedlich tief in die Haut ein und entfaltet seine therapeutische Wirksamkeit. Aktuell wurde das in einer Studie für den Sprühschaum Enstilar nachgewiesen. Mit einer „Verum-Schaum-Creme“ hat der Hersteller von Allpresan es geschafft, die Wirkung von hautverwandten Lipiden (Fetten) deutlich zu verbessern. Im Herbst 2017 soll eine Studie abgeschlossen sein, wie dieser Schaum bei Psoriatikern wirkt.
Prof. Bernhard Homey stellte ein Verfahren vor, das nach seinen Aussagen auch bei der Psoriasis eingesetzt werden könnte: Mit einem Laser werden „Kanäle“ in die Haut gefräst, durch die Wirkstoffe wie z.B. Calcipotriol besser in die Haut eindringen. Die zu behandelnden Stellen werden vorher photo-dynamisch bestimmt.
Dermokosmetika verlässlicher als Cosmeceuticals
Als „Cosmeceuticals“ werden umgangssprachlich Kosmetika bezeichnet, die über die Pflegeeigenschaft hinaus therapeutische Effekte versprechen, z.B. den Juckreiz zu stillen oder die Hautbarriere zu reparieren. Meist wird ihre Wirksamkeit nicht seriös belegt. Die Gesellschaft für Dermopharmazie benutzt deshalb den Begriff der „Dermokosmetika“. Die müssen bestimmte Anforderungen an Qualität und Dokumentation erfüllen, die in den jeweiligen Leitlinien der GD aufgenommen wurden.
Im Alter ist die Haut anders
Die Pflege und Therapie der Altershaut war Schwerpunkthema des Treffens. Denn ab Ende März 2017 soll die GD-Leitlinie "Dermokosmetika gegen Hautalterung" aktualisiert werden. Dabei war klar, dass es nur begrenzte Möglichkeiten gibt, eine schon gealterte Haut zu reparieren. Durch vorsorgliche Pflege und vor allem durch Sonnenschutz kann man den Prozess aber verzögern. Nicht nur im Sommer, sondern täglich sollte man sich mit LF 15 bis LF 20 schützen! Schwierig ist es, sich gegen den Einfluss von Schadstoffen in der Luft auf die Haut zu wehren. Dass vor allem Feinstaub die Haut altern lässt, weiß man noch nicht lange. Andere Faktoren wie Rauchen, Alkohol, Medikamente, Stress, Hitze oder Kälte sind dagegen eher zu beeinflussen.
Die meisten haben im Alter eine zu trockene Haut und eine gestörte Hautbarriere. Dazu gibt es eine Vielzahl bekannter Tipps, wie Feuchtigkeits- und Fettgehalt erhöht werden können.
Weniger bekannt ist, dass viele alte Menschen einen zu hohen ph-Wert haben. Dadurch können die Enzyme auf der Haut nicht so aktiv sein. Wer den Wert durch basische Mittel korrigieren will, muss die Präparate längere Zeit einsetzen, so Prof. Johannes Wohlrab. Sonst hält die Wirkung nicht an.
Aufgeschnappt
"Psoriasis ist eine Krankheit der Kälte – in Südafrika oder Mexiko gibt es weniger Fälle", Professor Erhard Proksch
"Weizenfreie Kost kann bei Psoriatikern dazu führen, dass sie erscheinungsfrei werden'', Prof. Jörg Prinz
"Psoriasis hat weltweit die dritthöchste Krankheitslast", Prof. Jörg Prinz
"Ein Erwachsener, der sich täglich zweimal am ganzen Körper pflegt, benötigt im Monat 1 kg Kosmetika", Dr. Petra Staubach
"Viel Rotwein hilft nicht gegen Falten. Der Wirkstoff Resveratol hat keine Anti-Aging Effekte", Prof. Christiane Beyerl
"Für jede Körperregion sollte ein angepasstes Pflegemittel genommen werden. Gesicht, Schenkel usw. haben unterschiedliche Fettanteile", Prof. Erhard Proksch
Aufgefallen
Ausgestellt wurden die Pflegeprodukte der Zeitschild Skin Aesthetics. Die Firma wirbt damit, dass sie in der Vergangenheit Kosmetika für andere entwickelt habe, darunter das Psoriatikern gut bekannte Physiogel®. Die jetzt eigene Pflegeserie zielt besonders darauf ab, die Hautbarriere auf neue Weise zu reparieren – ein Problem, das vor allem Neurodermitiker haben. Aber bei bestimmte Formen der Psoriasis ist ebenfalls die Hautbarriere geschädigt. Das AR - Active Relief Serum soll bei starkem Juckreiz und Irritationen schnell wirken.
Ebenfalls auf die Hautbarriere zielen die Produkte der italienischen Firma BioNike, die neuerdings in Deutschland angeboten werden. Psoriatiker könnten das TRIDERM LEN'OIL ausprobieren, das u.a. auch gegen Juckreiz helfen soll. Die Firma wirbt damit, dass ihre Produkte auf Nickelallergie getestet und frei von Gluten sind.
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