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  • Claudia Liebram
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    Claudia Liebram

    Die Geschichte der Psoriasis-Medikamente

    Wir gehen in die Geschichte. Welches Medikament wurde eigentlich wann zugelassen? Dabei tun sich deutliche Lücken auf. Jahrzehntelang tat sich wenig, doch in den letzten Jahrzehnten ging es Schlag auf Schlag.

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    1916: Der künstlich nachgebaute Teer-Abkömmling Dithranol wird von E. Galewski und P. G. Unna beschrieben und eingeführt. Dithranol wird bis Anfang der 1980-er Jahre bei der Psoriasis-Therapie das Mittel der Wahl sein, wenn eine Schuppenflechte äußerlich behandelt werden soll.

    1925: William H. Goeckermann erwähnt erstmals die Anwendung von Steinkohlenteer gegen Psoriasis. Bis heute gibt es Patienten und Kliniken, die auf diesen Wirkstoff schwören. Gut, dass bis heute die Übertragung von Gerüchen über das Internet noch nicht erfunden ist.

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    1956: Kortison-Präparate zum Auftragen auf die Haut kommen auf den Markt.

    1983: Mit Psoralon kommt eine Fertigarznei mit Dithranol in Deutschland auf den Markt.

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    1991: Das erste Medikament mit dem Wirkstoff Methotrexat wird in Deutschland zugelassen – als Lantarel.

    1992: Die erste Creme mit einem Vitamin-D3-Wirkstoff wird in Deutschland zugelassen – mit Calcipotriol.

    1992: Der Wirkstoff Acitretin wird für die Behandlung der Psoriasis zugelassen – ein Vitamin-A-Abkömmling. Eingesetzt wird er allerdings schon seit den 1970-er Jahren.

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    1992: Rubisan, die homöopathische Salbe mit dem Wirkstoff Mahonia aquifolium, erhält ihre Zulassung.

    1993: Der Wirkstoff Ciclosporin kommt offiziell in der Behandlung der Psoriasis zum Einsatz. Da hat er schon 10 Jahre in der Transplantationsmedizin hinter sich.

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    1994: Psoradexan – das nächste Medikament mit dem Wirkstoff Dithranol – ist in Apotheken zu haben.

    1994: Der zweite Vitamin-D3-Wirkstoff kommt auf den Markt: Tacalcitol.

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    1995: Eine Schweizer Entwicklung mit einem Fumarsäureester wird in Deutschland zur Behandlung der Psoriasis zugelassen: Fumaderm.

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    1997: Das Medikament Micanol vereinfachte die Therapie mit Dithranol. Bei richtiger Anwendung und vor allem beim richtigen Abwaschen färbte es Haut und vor allem das Umfeld nicht mehr so stark wie andere Dithranol-Mittel. Im Jahr 2017 wurde Micanol vom Markt genommen.

    1997: Tazaroten-Gel wird mit 0,05% und 0,1% in Deutschland zur Behandlung der Psoriasis zugelassen.

    1999: Der dritte Vitamin-D3-Wirkstoff ist da: Calcitriol.

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    2002: Calcipotriol und Betamethason werden kombiniert.

    2004: Raptiva mit dem Wirkstoff Efalizumab wird für die Behandlung der Psoriasis zugelassen. Allerdings wird es fünf Jahre später schon wieder vom Markt genommen – wegen Nebenwirkungen, die andere Medikamente dieser Art später auch zeigen.

    2004: Enbrel heißt das nächste Biologic, mit dem die Psoriasis behandelt werden kann. Es enthält den Wirkstoff Etanercept. Auch dieses Biologic war zuvor schon zwei Jahre bei Psoriasis arthritis aktiv.

     

    2005: Remicade kommt auf den Markt. Der Wirkstoff darin heißt Infliximab.

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    2007: Das nächste Biologic mit dem Einsatzziel Psoriasis kommt auf den Markt – Humira mit dem Wirkstoff Adalimumab. Zwei Jahre zuvor war es bereits zur Behandlung der Psoriasis arthritis zugelassen worden.

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    2009: Stelara mit dem Wirkstoff Ustekinumab reiht sich in die noch übersichtliche Riege der Biologics ein. Für die Behandlung der Psoriasis arthritis wird Simponi zugelassen.

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    2011: Ein Nagellack speziell zur Behandlung der Psoriasis an den Nägeln kommt auf den Markt. Er heißt Onypso. Er enthält 15 Prozent Harnstoff (Urea). Nach sechs Monaten soll die Nageldicke verringert sein.

    2013: Cimzia wird für die Behandlung der Psoriasis arthritis zugelassen. Der Wirkstoff darin heißt Certolizumab pegol.

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    2015: Das Medikament Otezla mit dem Wirkstoff Apremilast erhält die Zulassung zur Behandlung der Psoriasis und der Psoriasis arthritis.

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    2015: Das Biologikum Cosentyx mit dem Wirkstoff Secukinumab ist das erste Medikament auf dem Markt, das sich gegen Interleukin 17 richtet. Es erhält überraschend die Zulassung, als erstes innerliches Arzneimittel zum Einsatz kommen zu können ("First line").

    2016: Im April 2016 wird Taltz zugelassen. In den Apotheken ist es aber erst im Frühjahr 2017.

    2017: Skilarence ist sozusagen das bekannte Medikament Fumaderm in neuem Gewand. Vor allem enthält es aber nur den Wirkstoff Dimethylfumarat und kein Gemisch mehr. Mit Kyntheum gibt es ein außerdem weiteres Biologikum, das bei Schuppenflechte angewendet werden kann. Es enthält den Wirkstoff Brodalumab. Und: Tremfya kommt auf den Markt. Es enthält den Wirkstoff Guselkumab.

    2018: Das Medikament Ilumetri mit dem Wirkstoff Tildrakizumab wird zugelassen. Außerdem kann nun auch die Schuppenflechte mit Cimzia behandelt werden. Und: Xeljanz wird für die Behandlung der Psoriasis arthritis zugelassen.

    2019: Skyrizi kommt auf den Markt. Der Wirkstoff darin heißt Risankizumab.

    2021: Rinvoq, Bimzelx (Psoriasis)

    2023: Sotyktu, Bimzelx (PsA)

    2024: Sumilor


    Themen: Biologics

    Wissen und Tipps für Dein Leben mit Schuppenflechte oder Psoriasis arthritis

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    Bildquellen

    • Dithranol: faradia / Fotolia
    • Creme-Tupfer: dimakp /Fotolia
    • Kortisonsalben: NIAID / Flickr | CC BY-NC 2.0
    • Methotrexat: National Cancer Institute
    • Mahonia aquifolium: 0608195706081957 - Fotolia.com
    • Humira: Black Stripe / Wikimedia | CC BY-NC-ND 2.0
    • Medikamente: faradia - Fotolia
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    "1992: Rubisan, die homöopathische Salbe mit dem Wirkstoff Mahonia aquifolium, erhält ihre Zulassung."

    So steht es auch im Beipackzettel:
    "1. Was ist Rubisan® Salbe N und wofür wird sie angewendet? Rubisan® Salbe N ist ein homöopathisches Arzneimittel zur Anwendung bei Hauterkrankungen. Die Anwendungsgebiete entsprechen dem homöopathischen Arzneimittelbild. Dazu gehören: Trockene Hautausschläge, z. B. leichte bis mittelschwere Formen der Schuppenflechte (Psoriasis)."

    Gleichzeitig steht weiter unten im Beipackzettel:

    "6. Inhalt der Packung und weitere Informationen Was Rubisan® Salbe N enthält Der Wirkstoff ist: Mahonia aquifolium Urtinktur 1,0 g in 10 g Salbe. Die sonstigen Bestandteile sind: Gereinigtes Wasser, Emulgierender Cetylstearylalkohol (Typ A) (Ph.Eur.), Dickflüssiges Paraffin, Weißes Vaselin, Octyldodecanol (Ph.Eur.), Benzylalkohol (Konservierungsmittel)"

    In der Salbe sind also 10 Prozent (1 g in 10 g) Mahonia aquifolium Urtinktur enthalten. Woraus sich diese Urtinktur zusammensetzt wird nicht näher bezeichnet. 
    Jedenfalls halte ich bei 10 Prozent Urtinktur das Präparat eher für ein Phytopharmakon, ein Naturheilmittel mit Auszügen aus der Pflanze Mahonia aquifolium. Es wird keine 'homöopathische Potenzierungsstufe' angegeben, Rubisan enthält wohl nennenswerte Stoffmengen aus Mahonia aquifolium die nicht aufgeführt werden. 
    Gibt es darauf bekannte allergische Reaktionen?
    Die Bezeichnung "homöopathisches Arzneimittel" halte ich für irreführend.

    Quelle: Rubisan Salbe N - Packungsbeilage | medikamio

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    Zu ergänzen wäre noch Arsen als Fowlersche Lösung (wegen der Entwicklung von Krebs nach einigen Jahren, nicht mehr angewendet):

    "Die Fowlersche Lösung (Liquor Kalii arsenicosienglisch Fowler’s solution) ist eine anorganische Arsenverbindung und war ein vom 18. Jahrhundert bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts bekanntes Medikament, das lange als medizinisches Wundermittel galt und als Fiebersenker, Heilwasser und sogar als Aphrodisiakum und Heilmittel bei Leukämien und Lymphoblastomen Anwendung fand.

    Hauptbestandteil der Fowlerschen Lösung war die hochgiftige Arsenverbindung Kaliumarsenit, die zur Geschmacksverbesserung mit Lavendelwasser vermischt wurde.

    Benannt wurde das Medikament nach dem britischen Arzt und Apotheker Thomas Fowler (1736–1801),[1] der – als Anhänger der Iatrochemie – kleinste Mengen Arsenik in alkalischer Lösung als Fiebermittel und gegen Kopfschmerzen empfahl.[2]

    In Deutschland wurde das Mittel (Fowlersche Tropfen oder Fowlersche Lösung) zur Behandlung der Schuppenflechte bis in die 1960er Jahre eingesetzt."

    aus: Fowlersche Lösung – Wikipedia

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    einige Links zu Pso und Arsen:

    https://www.psoriasis-netz.de/forums/topic/10791-arsen-behandlung-in-den-70ern/ 

    - Das Carcinom bei Psoriasis vulgaris —post hoc oder propter hoc? Fallbeispiele

    AU=P J Unna, A Memmesheimer, J J Herzberg, Arch Klin Exp Derm, 217, 321-339, 1963

    Zitat

    Krebsentstehung bei Psoriasis fast ausschließlich exogene Faktoren wie Arsen, Röntgenstrahlen und Teer verantwortlich zu machen sind. Im allgemeinen ist der Krebs bei Psoriasis ein Arsen-Krebs, nie eine psoriasiseigene Neubildung. Hieraus ergibt sich die dringliche Forderung, Arsen aus dem Arzneischatz zu streichen.

    https://link.springer.com/article/10.1007/BF00484491

    - Studien über die Wirkung des Arsens auf die Psoriasis

    AU=H W Siemens, R D G PH Simons, Arch Derm Syph, 176, 114-119, 1937 

    https://link.springer.com/article/10.1007/BF02067457 

    - Über die Beeinflussung der Psoriasis vulgaris durch die Arsentherapie.

    AU=F Winkler, Arch Derm Syph 102, 31–36, 1910

    - Arsenintoxikation

    AU=P Altmeyer, M Bacharach-Buhles, Altmeyers Enzyklopädie, 20.8.2024, aktualisiert, online

    https://www.altmeyers.org/de/dermatologie/arsenintoxikation-515 oder 

    - Arsenkeratosen: https://www.altmeyers.org/de/dermatologie/arsenkeratosen-516

    - Rötliche Flecken als Folge der Arsen-Therapie gegen Psoriasis

    AU=T Meißner, ÄrzteZeitung, 16.2.2011

     https://www.aerztezeitung.de/Medizin/Roetliche-Flecken-als-Folge-der-Arsen-Therapie-gegen-Psoriasis-258190.html

     

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    Hallo @Claudia,

    es war mir schon lange aufgefallen, dass auch bei Dir das Teer-Narrativ angekommen war. Schon in den 80er Jahren hatte ich das mal in einem pharmazeutischen Standardwerk recherchiert und dort wurde als Ausgangsmaterial für Anthralin (Dithranol) ein Baum beschrieben. Link folgt.

    Antje W vom DPB hatte damals das Info-Blatt zu Dithranol (D) überarbeitet und war auf "Teer" gekommen, weil das D sich durch Oxidation dunkel verfärbt (Farbe wie Teer). Und so hatte sich das "Teer" in der Welt verbreitet... (wie der Komma-Fehler beim Eisenwert des Spinats auch viele Jahre die Runde machte).

    Dein Zitat:

    Zitat

    Der künstlich nachgebaute Teer-Abkömmling Dithranol wird von E. Galewski und P. G. Unna beschrieben und eingeführt.

    Wie genau das pharmazeuteische Buch damals hieß, weiß ich nicht mehr genau und hatte immer mal wieder probiert eine evtl. andere Literaturstelle zu finden; hier ist sie:

    Araroba powder (oder Bahia powder oder Goa powder) / Wikipedia 2024

    ein gelb-brauner Puder, der aus Goa 1852 in GB eingeführt wurde

    Zitat

    Dithranol and chrysophanic acid are therapeutic substances in araroba powder that are responsible for success in treatment of psoriasis and chronic eczema.[3]

    3. Coondoo, Arijit; Sengupta, Sujata (March 2015). "Serendipity and its role in dermatology". Indian Journal of Dermatology. 60 (2). Medknow Publications and Media Pvt. Ltd.: 130–5. doi:10.4103/0019-5154.152504. ISSN 2249-5673. PMC 4372903. PMID 25814699. Dithranol has been derived from Goa powder extracted from the araroba tree which grew in the Bahia province in Brazil. It was imported from Brazil to India where it was used for centuries to treat ringworm. In 1876, a patient of Balmano Squire who had mistaken his psoriasis to be ringworm told him that he had used the powder to treat his "ringed" psoriasis and had got good results. Later, the active ingredient in the powder was identified as chrysarobin from which the first synthetic preparation, anthralin was derived. Anthralin was found to be an effective treatment for psoriasis by Galewsky in 1916.

    1. One or more of the preceding sentences incorporates text from a publication now in the public domainChisholm, Hugh, ed. (1911). "Araroba Powder". Encyclopædia Britannica. Vol. 2 (11th ed.). Cambridge University Press. p. 320.

    https://en.wikipedia.org/wiki/Araroba_powder

    LG Burg

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