Schmerztabletten, die jeder ohne Rezept in der Apotheke kaufen kann, sind deswegen noch lange nicht harmlos. Diclofenac und Ibuprofen zum Beispiel können im Magen-Darm-Trakt schwere Nebenwirkungen hervorrufen. Auch Im Herz-Kreislauf-System oder an der Leber sind Schäden möglich.
"Freiverkäufliche Schmerzmittel sind nicht harmlos", warnt Dr. Gerhard Müller-Schwefe von der Deutschen Gesellschaft für Schmerzmedizin.
Das freiverkäufliche Schmerzmittel Paracetamol gibt es seit einiger Zeit nur noch in kleinen Packungen. Grund ist, dass es in höherer Dosierung die Leber schädigt. Deshalb darf es nur an höchstens vier bis fünf Tagen hintereinander eingenommen werden.
Auch andere freiverkäufliche Schmerzmittel bereiten den Experten Sorgen. Weit verbreitete Schmerz- und Entzündungshemmer wie Diclofenac und Ibuprofen haben nicht nur Nebenwirkungen auf Magen, Darm, Herz und Kreislauf. Sie können auch die Leber schädigen – bis hin zum Leberversagen. "Das kann auch bei der üblichen Dosierung passieren", erklärt Professor Jürgen Borlak von der Medizinischen Hochschule Hannover. Das habe eine große Studie an sieben europäischen Transplantationszentren gezeigt. Schwere Leberschädigungen sind aber vergleichsweise selten. So kann das Risiko in der Prüfungsphase eines Arzneimittels praktisch nicht nachgewiesen werden.
Das Komplizierte an diesen Leberschädigungen ist auch, dass sie von mehreren Faktoren verursacht werden. "Giftige" Medikamente treffen dann manchmal auf die ungünstige genetische Ausstattung eines Menschen, individuelle Stoffwechselprozesse, seltsame Immunreaktionen auf das Medikament und Risikofaktoren wie Übergewicht und die daraus oft entstehende Fettleber.
Risikofaktoren sind
- Leberfunktionsstörungen
- weibliches Geschlecht
- ein Body-Mass-Index über 30
- Diabetes
- Autoimmun-Hepatitis
- ein gleichzeitiges Einnehmen von potenziell leberschädigenden Arzneistoffen
- der Missbrauch von Alkohol, Drogen oder Arzneimitteln sowie
- ein niedriger Spiegel des körpereigenen Radikalfängers Glutathion.
Schmerztabletten nicht lange ohne Arzt
Wissenschaftler suchen nach Anzeichen im Blut, mit denen sich vorhersagen lässt, wie hoch bei einem Menschen das Risiko ist, wenn er Schmerzmittel einnimmt. Diese Anzeichen nennt man Biomarker. Das C-reaktive Protein ist so ein Entzündungsmarker. Haptoglobin gehört auch dazu – ein Transportmolekül, das in der Leber gebildet wird.
"Patienten müssen darum wissen, dass freiverkäufliche Schmerzmittel ohne ärztliche Kontrolle nicht für den Langzeitgebrauch geeignet sind", sagt Dr. Gerhard H. H. Müller-Schwefe von der Deutschen Gesellschaft für Schmerzmedizin.
Wenn Patienten unter immer wieder kommenden oder ständigen ("chronischen") Schmerzen leiden, muss gesucht werden, woher der Schmerz kommt. "Wenn ein Schmerz nicht von einer Entzündung verursacht wird, müssen andere Schmerzmittel eingesetzt werden und keine Entzündungshemmer."
Kombination mehrerer Therapie-Arten
Um der Ursache von Schmerzen auf die Schliche zu kommen, sind viel Diagnostik und Therapie nötig. Oft ist es besser, mehrere Therapie-Arten zu kombinieren – also medizinische, psychologische und Bewegungstherapien. Damit ist meist mehr zu erreichen als mit einer Therapie-Art allein.
Tipps zum Weiterlesen
Bei Paracetamol kann die Haut extrem reagieren
(Pharmazeutische Zeitung, 08.08.2013)
Die US-amerikanische Arzneimittelbehörde FDA warnt vor seltenen, aber schwerwiegenden Hautreaktionen, die durch Paracetamol ausgelöst werden.
Empfohlene Kommentare
Keine Kommentare vorhanden
Erstelle ein Benutzerkonto oder melde dich an, um zu kommentieren
Du musst ein Benutzerkonto haben, um einen Kommentar verfassen zu können
Benutzerkonto erstellen
Neues Benutzerkonto für unsere Community erstellen. Es ist einfach!
Neues Benutzerkonto erstellenAnmelden
Du hast bereits ein Benutzerkonto? Melde dich hier an.
Jetzt anmelden