Am 19. Dezember 2012 schlug das Biotechnologie-Unternehmen Amgen Inc. einem US-District-Richter vor, 762 Millionen US-Dollar zu zahlen, um laufende Prozesse zu beenden. Die Firma bekannte sich schuldig, Ärzte korrumpiert zu haben: Sie sollten Amgen-Medikamente für Diagnosen verschreiben, für die die Präparate gar nicht zugelassen waren. In anderen Fällen sollten die Ärzte die Dosierungen erhöhen, obgleich das medizinisch nicht notwendig war.
Was die Sache für den Psoriatiker interessant macht: Amgen vertreibt in den USA Enbrel und vergibt die weltweiten Rechte dafür. Die Firma hatte ihre Außendienst-Mitarbeiter jahrelang angewiesen Ärzte zu bestechen, damit sie Enbrel auch bei leichter Schuppenflechte verschreiben. Wer sich weigerte, wurde entlassen.
Die ersten Verstöße beim Amgem-Präparat Aranesp hatte eine Mitarbeiterin den Behörden schon 2004 gemeldet. Sie und weitere „Whistleblowers“ (interne Hinweisgeber) sammelten bis 2007 Beweismaterial über bezahlte Verschreibungen. Dadurch konnte eine gerichtliche Untersuchung eingeleitet werden. Die ist mit diesem „Vergleich“ (juristischer Begriff für Kompromiss) in Millionenhöhe nach fünf Jahren abgeschlossen.
Erst im Zusammenhang mit diesem Vergleich wurde bekannt, dass das Unternehmen auch andere Medikamente illegal vermarktet hatte. Ehemalige Mitarbeiter klagten vor Zivilgerichten gegen ihre Kündigung. Sie wären entlassen worden, weil sie die illegalen Praktiken nicht länger mittragen wollten. So seien sie vom Management angewiesen worden, Enbrel für leichte Psoriasis zu propagieren und den Ärzten Schmiergelder dafür anzubieten. Die Vertriebs-Mitarbeiter seien außerdem beauftragt worden, medizinische Aufzeichnungen von Patienten herauszusuchen und sie an die Amgen Inc. weiterzugeben [1].
Weltweit größter Biotech-Konzern
„Anstatt daran zu arbeiten, Menschenleben zu verlängern und zu verbessern, verfolgte Amgen Inc. mit illegalen Mitteln das Ziel, seine Unternehmensgewinne zu erhöhen", erklärte US-Anwalt Marshall Miller des Eastern District of New York. Dabei setzte das Unternehmen die Sicherheit schutzbedürftiger Verbraucher aufs Spiel, die unter Krankheiten leiden." [2]
Die Amgen Inc. ist der weltweit größte Biotech-Konzern . Aus seinen Laboren kommen „Blockbuster“ (erfolgreiche Medikamente) wie Aranesp, Epogen, Neupogen und Prolia. Die Rechte an Enbrel dagegen wurden dadurch erworben, dass Amgen die Immunex Corporation aufgekauft hat . Allein für Enbrel stiegen die Erlöse in den USA in 2012 um 23 Prozent auf 1,16 Mrd. Dollar [1] – mit steigender Tendenz [3].
Allein für das Präparat Aranesp wird der zusätzliche Gewinn durch diese Praktiken auf 85 Millionen US-Dollar geschätzt. Die Strafe für das illegalen Marketing bei Aranesp betrug 150 Mio. Dollar. Weitere 612 Millionen Dollar sind für zivilrechtliche Ansprüche der Bundesstaaten und der gekündigten Mitarbeiter 1. Der Gesamtbetrag von 762 Millionen US-Dollar macht 4,8 Prozent eines Jahresumsatzes von Amgen aus [2,3].
Quellen:
- "Amgen Plea Deal Accepted by Judge in Aranesp Misbranding" (Bloomberg, 19.12.2012)
- U.S. court approves Amgen's $762 mln payment in drug case (Reuters, 19.12.2012)
- Teure Forschung drückt Gewinn von Biotechkonzern Amgen (Reuters Deutschland; 24.12.2012)
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