Fumaderm ist ein Klassiker in der Therapie der Schuppenflechte. Es belegt den Spitzenplatz bei den innerlich angewendeten Medikamenten – also bei Tabletten, Spritzen und eben allem, was in den Körper geht und nicht "nur" draufgeschmiert wird. Zu 55 Prozent nämlich war es Fumaderm, das einem Psoriatiker als erstes innerlich angewendetes Medikament verschrieben wurde. MTX, Ciclosporin oder Biologics rangierten lange Zeit dahinter.
Eine Studie hat gezeigt, dass Fumaderm auch bei langfristiger Anwendung in Ordnung ist. Um das sagen zu können, wurde in die Akten und Daten von 984 Patienten geschaut, die Fumaderm teilweise seit mehr als zehn Jahren nehmen.
Die Ergebnisse kurz gefasst:
- 80 Prozent der Patienten hatten nach drei Monaten Fumaderm-Einnahme eine Verbesserung gespürt. Darunter fallen alle, die eine leichte, deutliche oder vollständige Besserung bemerkten.
- 93 Prozent der Patienten hatten nach sechs Monaten eine derartige Besserung. Das heißt auch: Geduld kann sich auszahlen. Wer nach drei Monaten Fumaderm-Einnahme noch nicht zufrieden ist, kann - natürlich immer mit seinem Hautarzt zusammen - überlegen, ob er noch ein paar Wochen durchhält.
- 67 Prozent der Fumaderm-Patienten hatten dann sogar eine deutliche Besserung oder eine Erscheinungsfreiheit zu vermelden.
Auch bei einer Nagelpsoriasis und einer Schuppenflechte am Kopf zeigt Fumaderm gute Werte: 62 Prozent der Nagel-"Kandidaten" und 82 Prozent der Menschen mit Kopf-Psoriasis konnten eine deutliche Besserung oder Erscheinungsfreiheit genießen.
Langzeit-Fumaderm-Patienten nehmen durchschnittlich drei Tabletten pro Tag.
Für den Patienten ist sicherlich am wichtigsten: Wie wirkt denn Fumaderm nun über lange Zeit? Verliert es an Wirksamkeit? Da zeigt die Studie: Auch nach drei Jahren Fumaderm-Einnahme ist die Schuppenflechte bei 82,1 Prozent der Patienten deutlich besser oder nicht mehr zu sehen.
Neben Problemen im Gastrointestinaltrakt und dem Flush (Rötung und Hitze der Haut) sind Veränderungen der Laborwerte die meist gehörten Nebenwirkungen. Bei fast der Hälfte der Patienten änderte sich das Blutbild. Bei bis zu 28 Prozent der Patienten wurden veränderte Serumparameter gemessen. Aber: Fast alle konnten die Therapie dennoch fortsetzen – oft mit einer Anpassung der Dosis.
Einige Eckdaten zur Studie
Die Studie hat den Namen Future - abgeleitet aus Fumaderm Treatment Under Retrospective Evaluation. Es handelt sich dabei um die größte Datenerhebung zu dem Medikament.
In die Studie kamen Patienten, die Fumaderm mindestens zwei Jahre durchgängig oder drei Jahre lang mit Unterbrechungen eingenommen hatten und bei denen Fumaderm angeschlagen hatte. 163 Zentren - also Hautarztpraxen und Kliniken - beteiligten sich an der retrospektiven Studie. Das Durchschnittsalter der Patienten lag bei 50 Jahren. Die Beteiligten hatten ihre Schuppenflechte durchschnittlich seit 20 Jahren. Der Body Mass Index lag im Durchschnitt bei 25,1 - ab dem Wert 25 sprechen Mediziner von Übergewicht.
Fünf Psoriasis-Formen waren zu sehen: Plaque-Psoriasis (87,3%), Psoriasis guttata (15,6%), Psoriasis capitis (38,3%), Psoriasis der Nägel (22,6%) und Psoriasis arthritis (8,3%). Das sind mehr als 100 Prozent - mit der Erklärung, dass so mancher Psoriatiker mehrere Formen auf einmal hat.
Tipps am Rande
- Fumaderm kann auch sehr langsam "eingeschlichen" werden. Wer bei einer Steigerung der Dosis am Anfang zu viele Nebenwirkungen verspürt, kann auch mit der nächst niedrigeren Dosis länger beginnen. (3) und (4)
- Bei Psoriatikern mit einem Body Mass Index über 30 könnte eine höhere Dosis ratsam sein. Das ist jedoch keineswegs erwiesen, sondern "nur" Beobachtung. (3)
- Ein erhöhtes Risiko für Infektionen oder Malignome wurde nicht beobachtet. (3)
- Während der Einnahme von Fumaderm initial kann eine Bestrahlung mit UVB-Licht für eine schnellere Besserung sorgen. Es wirkt, bevor das Medikament Fumaderm seine Wirkung überhaupt entfalten kann. (4)
- Unisono warnten alle anwesenden Mediziner vor Fumaderm-Kapseln, die von einigen Apothekern selbst "angerührt" werden. Ihr Grund für die Warnung: Die Apotheker könnten keine gleichbleibende Konsistenz der Kapseln gewährleisten. Wenn das Dimethylfumarat dann statt im Dünndarm schon im Magen freigesetzt würde, wirke es dort extrem reizend.
Quelle: Mittagsseminare während der 21. Fortbildungswoche für praktische Dermatologie und Venerologie, München, Juli 2008
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Aussagen von
(1) Professor Thomas Luger (Münster)
(2) Professor Kristian Reich (Hamburg)
(3) Dr. Peter Weisenseel (München)
(4) Professor Ulrich Mrowietz (Kiel)
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