Von Dr. Nana Mosler
Können Cremes, Salben oder Gele zur Behandlung der Schuppenflechte besser wirken, wenn man sie zu einer bestimmten Tageszeit anwendet?
Jeder kennt das: Nachts sind Schmerzen kaum auszuhalten, während es tagsüber besser geht. Es bedarf also nachts einer höheren Dosis eines Schmerzmittels als am Tag. Auch der Haut geht das nicht anders: Sie schläft nachts nicht. Ihre Entzündungsaktivität ist nachts am höchsten und morgens am niedrigsten. Dementsprechend leiden Psoriatiker oft nachts am stärksten unter Juckreiz.
Innerliche kortisonhaltige Rheuma- und damit auch Medikamente gegen eine Psoriasis arthritis sind morgens verträglicher. Es gibt dann weniger Magenprobleme: Ist zu viel Kortison vorhanden, kommt das körperliche Gleichgewicht im Magen-Darm-Bereich durcheinander: Der Magenschutz ist plötzlich teilweise aufgehoben und es entstehen im wahrsten Sinne des Wortes 'Löcher' in der Magenwand.
Kortison ist morgens verträglicher, weil es eine zeitabhängige Wirkung hat. Die Kortisonproduktion des Organismus folgt von sich aus einem strengen Rhythmus: Morgens erzeugt die Nebennierenrinde viel, nachmittags wenig und nachts fast gar nichts dieses Hormons. Man beeinflusst den Rhythmus am wenigsten, wenn die Einnahme in den frühen Morgenstunden erfolgt - zwischen 6 und 8 Uhr.
Wichtig ist, dass eine Therapie mit Kortison niemals ohne Rücksprache mit dem Arzt abgebrochen werden darf. Der Grund dafür ist, dass die körpereigene Produktion von Kortison durch die Tabletten nicht mehr so gut funktioniert, wie das normalerweise der Fall ist. Der Körper muss sich erst wieder daran gewöhnen, dass er auf seine eigene Kortisonproduktion angewiesen ist. Deshalb schleicht man sich auch mit Kortison-Tabletten aus.
Wendet man nun kortisonhaltige Cremes, Gele oder Salben bis zu zwei Wochen lang an, nimmt man überhaupt keinen Einfluss auf die körpereigene Kortison-Produktion. Denn so wirkt das Kortison nur noch dort, wo man es braucht, und nicht im ganzen Körper. Nebenwirkungen fallen dementsprechend gering aus. Inzwischen gibt es sogar Salben oder Nasensprays mit Hydrokortison ohne Rezept in der Apotheke.
Unserer Meinung nach spielt es für die kortisonhaltige Creme, Salbe oder das Gel keine Rolle, wann man sie anwendet. Aber dass es eine Chronobiologie – also eine innere Uhr auch der Haut – gibt, bestreiten wir nicht.
- Tagsüber verstärkt die Haut ihre Abwehrkräfte, um schädigende Umwelteinflüsse abzuwehren. Nachts wird also die Regeneration verstärkt.
- Der bekannteste exogene Zeitgeber für die innere Uhr ist die Sonne.
- Der Wasserverlust über die Haut, der Aminosäuregehalt, die Keratinozytenproliferation, die Hauttemperatur und die Haut-Durchblutung sind nachts höher.
- Gegen Mittag sind die Talgproduktion und der pH-Wert der Haut höher.
- Die Proliferation der dermalen Zellen verläuft ist tagsüber höher als nachts; die Proliferation der epidermalen Zellen von Hautbiopsien zeigt am späten Abend Spitzen und gegen Mittag Tiefen.
- Eine Wiederherstellung der Hautbarriere nach einer Schädigung am Abend verläuft langsamer als bei einer Schädigung zu anderen Zeitpunkten.
- Abhängig vom Menstruationszyklus ist bei Frauen die Hautbarrierefunktion zwischen dem 22. und 26. Tag des Zyklus schlechter, zwischen Tag 1 und 6 des Zyklus ist die Haut deutlich trockener und an den Zyklustagen 20 bis 28 empfindlicher gegenüber UVB-Strahlen.
- Die Fettverbrennung an der Hautoberfläche steigt im Frühjahr und ist am höchsten in den Sommermonaten, möglicherweise bedingt durch die Sonneneinstrahlung.
- Im Winter ist die Hautfeuchtigkeit geringer als im Sommer. Im Winter steigt der Haut-pH, die Menge an natürlichen Feuchtigkeitsfaktoren der Haut ist vermindert.
- Schuppenflechte: Hier zeigt sich eine erhöhte Zellteilung (Proliferation der epidermalen Zellen) zwischen 21 und drei Uhr nachts, die geringste gegen neun Uhr morgens.
- Studie: Probandinnen in Frankreich gaben an, dass die Wirkung einer Nachtcreme tatsächlich bessere Ergebnisse zeigte, wenn sie abends aufgetragen wurde. Das heißt, dass pharmazeutisch oder kosmetisch aktive Stoffe abends besser penetrieren und somit eine bessere Wirkung erzielen können.
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